Jura-Staatsexamen:Richter soll Examensfragen verkauft haben

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Prüfungsinhalte gegen Geld: Ein Richter in Niedersachsen soll Examensaufgaben an Jurastudenten verkauft haben. Bei seiner Festnahme hatte er angeblich eine Pistole und 30 000 Euro bei sich.

Zunächst seien Auffälligkeiten und Unregelmäßigkeiten bei einzelnen Prüfungsleistungen festgestellt worden, sagt ein Sprecher des niedersächsischen Justizministeriums. "Das haben wir der Staatsanwaltschaft mitgeteilt." Daraufhin seien Anfang des Jahres die Ermittlungen ins Rollen gekommen, in der vergangenen Woche durchsuchte die Staatsanwaltschaft dann das Büro eines Richters im Landesjustizprüfungsamt Celle.

Der 48 Jahre alte Richter soll Prüfungsfragen für das juristische Staatsexamen an Studenten verkauft haben. Bei der Durchsuchung seines Büros seien diverse Dinge beschlagnahmt worden, sagte der Staatsanwalt. Es bestehe dringender Tatverdacht der Korruption.

In der Zwischenzeit setzte sich der Richter nach Italien ab und wurde anschließend mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Wenige Tage später wurde er von Zielfahndern des Landeskriminalamtes aus Hannover aufgespürt und am Montag in einem Hotel in Mailand festgenommen.

Mehrere Fälle, in denen vermutlich Geld geflossen ist

Noch ist unklar, wann der Justizbeamte aus Mailand nach Deutschland gebracht wird. Ein Auslieferungsgesuch werde vorbereitet, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden. Nach Medienberichten soll der Richter bei seiner Festnahme in Italien eine Pistole und 30 000 Euro bei sich gehabt haben. "Das kann ich offiziell nicht bestätigen", sagte der Staatsanwalt.

In wie vielen Fällen der Richter den Inhalt von Klausuren für das zweite juristische Staatsexamen verkauft haben soll, wollte die Staatsanwaltschaft nicht sagen. Aus dem Ministerium hieß es dazu lediglich, es handele sich um mehrere Fälle, in denen vermutlich Geld geflossen ist. Um welche Summen es sich gehandelt haben soll, war nicht zu erfahren.

Der Richter wurde vorläufig aus dem Amt enthoben, außerdem wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Für das Prüfungsamt in Celle erhielt der Mann Hausverbot. "Die dienstrechtlichen Konsequenzen waren unumgänglich. Ein vorläufiger Verbleib des Mannes im Amt wäre nicht vertretbar gewesen", sagte der Ministeriumssprecher.

© Süddeutsche.de/dpa/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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