Jugendgewalt:Reden, reden, reden

Gewalttaten von Schülern gehen zurück, dennoch gibt es Fälle wie in Lünen.

Von Paul Munzinger

Es macht fassungslos, wenn ein junges Leben gewaltsam beendet wird. Da ist es menschlich, dem Verbrechen, dem man keinen Sinn geben kann, zumindest eine Botschaft entnehmen zu wollen. Nach dem tödlichen Angriff auf einen 14-jährigen Schüler in Lünen fordert Heinz-Peter Meidinger, Chef des Deutschen Lehrerverbands, ein Umdenken in der Gesellschaft. Sonst werde man das Problem nicht in den Griff bekommen.

Die Frage lautet: Welches Problem genau? An deutschen Schulen werden immer weniger Gewalttaten verübt; Tötungsdelikte durch Jugendliche sind insgesamt deutlich zurückgegangen. Ein tödlicher Angriff an einer Schule ist eine schreckliche Ausnahme. Das gilt es festzuhalten, auch wenn das weder den Angehörigen des Opfers noch Schülern und Lehrern in Lünen hilft. Diese Entwicklung hat auch damit zu tun, dass an Schulen Gewalt viel offensiver thematisiert wird als früher.

Statt eines Umdenkens ist ein Weiterdenken angebracht. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten kümmern sich viele Schulen bereits intensiv um Jugendliche, die wie der 15-jährige mutmaßliche Täter als "unbeschulbar" gelten. Doch der Rahmen ist oft zu eng für diese schwierige Aufgabe: Die Pädagogen müssen klare Grenzen und zugleich Perspektiven aufzeigen, solange wie möglich. Was die Tat von Lünen zusätzlich tragisch macht: Die Schule hat, so scheint es, genau das getan. Der 15-Jährige stach zu, als er mit seiner Mutter auf einen Termin bei der Schulsozialarbeiterin wartete.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: