"Du, Frau Meier ...", sagen Grundschulkinder immer wieder versehentlich zu ihrer Lehrerin - obwohl das Duzen eigentlich in der Kindergartenvergangenheit hätte bleiben sollen. Das vergessene "Sie" ist aber nicht nur Ausdruck von Kindlichkeit, es zeigt auch, wie nahe Schüler im Alter von sechs, sieben, acht Jahren ihren Lehrern - in der Grundschule zumeist: ihren Lehrerinnen - noch emotional stehen.
So finden Probleme zu Hause auch viel häufiger den Weg in die Grundschulklassenzimmer als später. Welcher Zehntklässler will schon dem Lehrer beichten, dass er seine Mutter kaum sieht und darunter leidet?! Kyle Schwartz ist Lehrerin in Denver, Colorado und wollte wissen, was ihre Drittklässler am meisten bewegt. Grund für ihre Sorge war, dass viele Schüler das Program verließen, durch das sie in der Schule ein subventioniertes Mittagessen bekamen.
Schwartz' Idee: Die Kinder sollten den Satz "I wish my teacher knew ..." (etwa: "Ich wünschte, mein Lehrer wüsste, ...) vervollständigen. Die anonymisierten Ergebnisse hat Schwartz nicht nur in ihrem Klassenzimmer aufgehängt, sondern auch unter dem Hashtag #IWishMyTeacherKnew online gestellt. Teils sind es ganz profane Beschwerden über zu viele Mathehausaufgaben. Viele der von den Drittklässlern verfassten Zettelchen aber sind schlichtweg rührend. Eine Auswahl:
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"Ich verstehe meine Schüler nun viel besser und vor allem sehe ich auch, mit welchen Problemen sie sich herumplagen müssen, wenn sie nicht gerade bei mir in der Klasse sitzen", sagte Schwartz im Interview mit dem Fernsehsender CNN. "Es existiert kaum ein Bewusstsein zu den Herausforderungen, mit denen die Kinder klar kommen müssen."
Dass sich das ein kleines bisschen geändert hat, dafür sorgte ihre Aktion. Die hat nicht nur ein großes mediales Echo, sondern auch viele Nachahmer gefunden. Mittlerweile gibt es bei Twitter einen weiteren Hashtag, der die Probleme auf der anderen Seite des Klassenzimmers zeigt: Unter #IWishMyStudentsKnew schreiben Lehrer - schulische und universitäre - über ihre Alltagssorgen.
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