Internationale Schulabschlüsse:Alternative zum Abitur

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Manchmal ist es gar nicht so einfach, zum Studium in die große weite Welt zu gehen. Erster Hinderungsgrund: Das deutsche Abitur. Aber es gibt Alternativen.

Alexandra Straush

Internationalität zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Biografie. Viola Wiegand belegte den bilingualen Zweig des Felix-Klein-Gymnasiums in Göttingen. Für ein Auslandsjahr ging sie nach Texas. Heute studiert sie Englische Linguistik in Hongkong. Dafür war es nützlich, dass ihre Schule neben dem Abitur auch das International Baccalaureate (IB) anbot. Denn über diesen Abschluss erhielt sie von der chinesischen Hochschule ein Vollstipendium.

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Abitur, International Baccalaureate, A-Levels - es gibt viele Varianten, die die Hochschulreife nachweisen.

(Foto: ddp)

Internationale Schulabschlüsse werden für deutsche Schüler zunehmend interessant. Das gilt für jene, die wie Viola Wiegand mit einem Studium im Ausland liebäugeln. Aber auch für die, denen das deutsche Schulsystem Zwänge auferlegt, sagt Mirjam Auweiler, Internatsberaterin beim Carl Duisberg Zentrum in Köln. Nach der Verkürzung der Oberstufe sei es für die Schüler nicht mehr so einfach, eine Auszeit im Ausland zu nehmen. "Die Unsicherheit, ob die Leistungen an der Gastschule für das Abitur anerkannt werden, lässt die Eltern Nägel mit Köpfen machen: Die Kinder machen dann direkt den Abschluss im Ausland."

In Deutschland bieten gerade mal 49 Schulen das "International Baccalaureate" (IB) an, 31 davon sind Internate oder International Schools, 18 normale Gymnasien. Wenn Schüler auf ein Internat ins Ausland wechseln, können sie sich häufig zwischen dem IB und den britischen "A-Levels" entscheiden. Die Abschlüsse unterscheiden sich deutlich in Inhalt, Aufbau und den anschließenden Studienmöglichkeiten.

Das IB umfasst ein zweijähriges Programm ähnlich der deutschen gymnasialen Oberstufe. Die Schüler belegen sechs Fächer: drei davon mit 150 Stunden für den "Standard Level" und drei mit 240 für den "Higher Level". Ähnlich wie beim Abitur müssen Pflichtbereiche abgedeckt werden. Beim IB sind es fünf: Sprache und Literatur, Fremdsprachen, Naturwissenschaft, Mathematik und Informatik sowie Gesellschaftswissenschaften. Das sechste Fach ist frei wählbar. Anders als beim Abitur werden in der Prüfung alle Fächer gleich stark gewichtet. Die Schüler sammeln maximal 45 Punkte. Mit 24 haben sie bestanden.

Ganz anders als das deutsche System funktionieren die A-Levels, der Schulabschluss, den britische Schüler für ein Hochschulstudium mitbringen. "Wenn ich ein deutsches Abitur gemacht habe, kann ich damit Medizin studieren, aber auch Musiklehrer werden", sagt Mirjam Auweiler. Britische Schüler hingegen wüssten schon früh, welches Fach sie an der Hochschule belegen wollen. Entsprechend wählen sie bei den A-Levels ihre Schwerpunkte. In der "Lower Sixth Form" entscheiden sie sich für vier bis fünf frei wählbare Kurse, in denen sie nach einem Jahr geprüft werden. Danach legen sie in der "Upper Sixth" drei davon fest, in denen sie die "Advanced Levels", kurz A-Levels, absolvieren wollen. In einem vierten Fach legen sie die weniger anspruchsvolle Prüfung auf dem "Advanced Subsidiary Level" (AS-Level) ab.

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