Nürnberg (dpa) - Bis zum Jahr 2025 soll die neue Technische Universität Nürnberg (TUN) den Betrieb aufnehmen. Mit einer einzigartigen Kombination aus Technologie sowie Geistes- und Sozialwissenschaften werde sie „bundesweiten Modellcharakter“ haben, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
„Wir wollen keine einseitigen Techniknerds, sondern international ausgewiesene Technikexperten mit Social Skills“, ergänzte Wissenschaftsministerin Marion Kiechle (CSU).
Nach Angaben des Präsidenten der Technischen Universität München, Wolfgang Herrmann, der die Strukturkommission geleitet hat, sollen mindestens 20 Prozent der Lehrinhalte aus den Geistes- und Sozialwissenschaften stammen. Es werde zudem keine Gliederung in klassische Fakultäten geben, „die sich abschotten und ihre eigene Sache machen“, sondern Forschungsdepartments mit interdisziplinärem Charakter, die „Lehre als gemeinsame Sache der ganzen Universität“ verstehen. Söder sagte, die Eckpunkte der Kommission würden „für ein völlig neues universitäres Denken sorgen“.
Mit 200 bis 240 Professoren und 5000 bis 6000 Studenten werde es an der TUN eine „optimale Betreuungssituation“ geben. Kiechle sagte, ein Verhältnis von einem Professor zu 25 Studenten sei deutschlandweit einzigartig. Bei den besten Unis hierzulande kämen auf einen Professor 60 bis 90 Studierende.
Die neue Uni soll 1800 bis 2000 Mitarbeiter haben und sechs „innovative Fächer“ anbieten. Die Vorlesungen sollen überwiegend auf Englisch gehalten werden und Gründerzentren den Studenten erste Schritte in die Wirtschaft ermöglichen. Söder rechnete mit Kosten von etwa 1,2 Milliarden Euro für die TUN. Der geplante Standort im Nürnberger Süden mit einer Größe von etwa 40 Hektar ermögliche eine echte Campus-Uni. Die TUN solle „international ausgerichtet“ sein und keine Konkurrenz, sondern eine „optimale Ergänzung“ zur bestehenden Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) werden.
In die Erweiterung der FAU will der Freistaat 1,5 Milliarden Euro investieren und in die Technische Hochschule (TH) Nürnberg 300.000 Euro. Das Geld soll laut Söder in den „nächsten 30 Jahren“ fließen. Das Kabinett tagte wegen des Schwerpunkts auf nordbayerische Themen in Nürnberg.
Das Kabinett beschloss, für die bisher auf mehrere Standorte verteilte Philosophische Fakultät der FAU den „Himbeerpalast“ in Erlangen zu kaufen - das denkmalgeschützte ehemalige Siemens-Hauptverwaltungsgebäude. Das rötliche Gebäude soll im Innenhof eine Bibliothek bekommen sowie einen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Technische Fakultät soll zudem auf dem Campus im Erlanger Süden zusammengeführt werden. Weitere angrenzende Flächen, die schon dem Staat gehören, sollen für die Uni nutzbar gemacht werden und ein Teil des nahegelegenen „Siemenscampus“ gekauft. Die Fakultät sei von 1500 auf mehr als 11.000 Studenten gewachsenen.