Hochschulen:Entscheidung im April: Uni Münster wird Namen wohl ändern

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Blick auf das Fürstbischöfliche Schloss, Sitz der Westfälischen Wilhelms-Universität. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/Archivbild)

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Münster (dpa/lnw) - Die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster wird sich voraussichtlich von einem Teil ihres Namens trennen. Der Bezug zu Kaiser Wilhelm II. soll wegfallen. Laut Mitteilung entscheidet der Senat der Uni am 5. April über die notwendige Änderung der Universitäts-Grundordnung. Nach einem mehrjährigen Prozess und Aufarbeitung der Namens-Geschichte soll die Hochschule dann den Namen Universität Münster führen. Für die Änderung ist eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig, die aber nach einer Probeabstimmung im Senat in dieser Woche als sicher gilt.

Den Prozess angestoßen hatten Studierende im Jahr 2018. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Historikern hatte daraufhin 2020 eine Diskussionsgrundlage erarbeitet. Dabei hatte sich herausgestellt, dass Kaiser Wilhelm II. von sich aus keinen Wert auf eine Verbindung zu der Hochschule in Münster legte. Auch trug die Uni nicht durchgehend seinen Namen.

„Der Name Universität Münster ist keineswegs der kleinste gemeinsame Nenner, sondern ein positiver Vollname, hinter dem sich alle Gruppen der Universität versammeln können“, sagte der Vorsitzende des Senats, Hinnerk Wißmann zur Entscheidung. Zudem gehe es nicht darum, einen Schlussstrich zu ziehen. „Die Beschäftigung mit unserer Identität, zu der auch Wilhelm II. gehört, wird eine wichtige Aufgabe für die Universität bleiben.“

Rektor Johannes Wessels begrüßte das Senatsvotum und kündigte - einen entsprechenden Beschluss am 5. April vorausgesetzt -, eine zügige Umsetzung an, bei der man mit Blick auf die Kosten mit Augenmaß vorgehen werde.

An der 1771 gegründeten Universität sind aktuell knapp 46.000 Studierende eingeschrieben. Die Hochschule zählt damit zu den größten in Deutschland. Der deutsche Kaiser hatte 1902 die Uni nach einer zwischenzeitlichen Herabstufung zur Akademie wieder in den Stand einer Universität erhoben. Den Namen des Stifters trägt die Uni seit 1907.

1997 hatte der Senat eine Namensänderung noch abgelehnt. Nach neuesten Forschungsergebnissen wird Wilhelm II. aber als „überaus militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch“ angesehen, wie es in dem Abschlussbericht der Arbeitsgruppe im Jahr 2020 an den Senat hieß.

© dpa-infocom, dpa:230127-99-379321/4

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