Hochschulen - Karlsruhe:Karlsruher Institut für Technologie startet in neue Ära

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Das Logo des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Foto: picture alliance/Uli Deck/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lsw) - Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) will sich im internationalen Wettbewerb von Wissenschaft und Forschung besser aufstellen. Dank eines am Mittwoch im Stuttgarter Landtag verabschiedeten Gesetzes ist dies bald einfacher möglich, weil die Unterscheidung zwischen Universitäts- und Großforschungsbereich wegfallen soll. Die beiden Aufgaben des KIT, Universität und Helmholtz-Forschung, bekommen einen einheitlichen und bundesweit einmaligen Rechtsrahmen. So könnten zum Beispiel Anteile von Lehre und Forschung bei Professuren flexibler gestaltet werden, sagte KIT-Präsident Holger Hanselka der Deutschen Presse-Agentur. "Das macht es gerade für internationale Forscher interessanter."

Das KIT wurde am 1. Oktober 2009 als Zusammenschluss der Universität Karlsruhe und der Forschungszentrum Karlsruhe GmbH gegründet. Es ist bislang sowohl Universität als auch Großforschungseinrichtung in der Helmholtz-Gemeinschaft. Auf der einen Seite stehen damit Lehre und Grundlagenforschung, auf der anderen die eher strategische Forschung zu gesellschaftlich relevanten Themen wie dem Einfluss des Klimawandels oder technologischer Entwicklungen auf das Leben.

Die Fusion ermögliche hier mehr Übergänge, von denen auch Studierende profitieren sollen. Sie bekämen Zugang zu großen Laboren oder könnten sich noch intensiver mit Wissenschaftlern aus dem vormaligen Großforschungsbereich austauschen, nannte Hanselka als Beispiele. "Vor allem werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT künftig Universitäts- und Großforschungsaufgaben gleichermaßen wahrnehmen können. Wir wollen Menschen zusammenbringen", sagte er und sprach von "Wissenschaft für die Gesellschaft".

Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sagte mit Blick auf Professuren: "Wir werden bei Berufungen andere Persönlichkeiten ansprechen können." Die neuen Stellen seien für Menschen reizvoll, die an der Schnittstelle von Forschung und Lehre arbeiten wollten. "Und die es auch als Bereicherung empfinden, mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten." Laut Hanselka geht ein Drittel der KIT-Professoren in den nächsten zehn Jahren in Ruhestand.

Die Exzellenzuniversität mit etwa 9300 Mitarbeitern und rund 24 000 Studenten ist bundesweit die erste Institution, die die Grenzen zwischen universitären und außeruniversitären Einrichtungen auflöst. Aus Sicht von Bauer könnte das Vorbildcharakter haben, auch wenn es wenig vergleichbare Konstrukte gibt. Die strikte Trennung der beiden Bereiche habe der Wissenschaft nicht gut getan, sagte die Ministerin. Daher setze sie auf Kooperation. So arbeiteten etwa das Uniklinikum Heidelberg und das Deutsche Krebsforschungszentrum zusammen.

Hintergrund ist, dass Universitätsaufgaben vom Land finanziert werden, der Großteil der Großforschungsaufgaben vom Bund. Daran werde sich nichts ändern, sagte Bauer. Ab 2023 sollen die Gelder des Bundes aber über das Land an das KIT weitergegeben werden. Mit einer von ihr und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) unterzeichneten Vereinbarung könnten vor allem in den Bereichen Personal und Finanzen neue Rechtskonstruktionen geschaffen, Abläufe vereinfacht und Forschung aus einer Hand betrieben werden. "Damit sind wir einen ganz wichtigen Schritt weiter", sagte die Landesministerin. Das werde eine Magnetwirkung entfalten und national wie international exzellente Wissenschaftler wie auch Studierende nach Karlsruhe ziehen.

Karliczek erklärte, die Fusion stärke den Wissenschaftsstandort Deutschland insgesamt und erhöhe die internationale Anziehungskraft. "Ich bin überzeugt, dass wir vom KIT in Zukunft große Innovationen und starke Impulse für den Wissens- und Technologietransfer erwarten können." FDP-Hochschulpolitiker Stephen Brauer begrüßte zwar, dass unterschiedliche Regelungen bei den Reisekosten oder der Bezahlung des Personals der Vergangenheit angehören sollen. "Allerdings bleibt auch viel Bürokratie bestehen, solange die Buchführung weiterhin zwischen dem universitären und dem Forschungsteil unterscheiden muss, um die korrekte Mittelverwendung zu belegen." Aus Sicht des Landtagsabgeordneten könnten noch mehr Potenziale gehoben werden.

Mit der Umsetzung der Fusion jedenfalls soll es sofort losgehen, wie KIT-Präsident Hanselka ankündigte. Zwar gebe es drei Jahre Übergangsfrist. "Aber der internationale Wettbewerb ist so rasant, da dürfen wir keine Zeit verlieren." Ein zweiter Punkt sei die Frauenförderung. So hoffe er darauf, mit den neuen Möglichkeiten mehr Frauen nach den Promotionen für die Arbeit am KIT zu gewinnen.

© dpa-infocom, dpa:210203-99-289894/3

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