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Hochschulen - Jena:Ministerium reagiert zurückhaltend auf Studenten-Forderungen

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Jena/Erfurt (dpa/th) - Mit der Forderung nach einer pauschalen Verlängerung der Regelstudienzeit haben sich Vertreter der Studierenden in Thüringen an das Wissenschaftsministerium gewandt. In einem am Mittwoch veröffentlichten offenen Brief an Minister Wolfgang Tiefensee (SPD) beklagt die Konferenz Thüringer Studierendenschaften (KTS) die Folgen der Corona-Pandemie. So erschwere die coronabedingte Umstellung von Präsenz- auf Online-Veranstaltungen die Lern- und Lehrsituation. Zudem hätten viele Studentinnen und Studenten in der aktuellen Krise erneut ihre Jobs verloren oder nach dem Shutdown im Frühjahr keinen Ersatz mehr finden können.

"Wir fordern eine pauschale Verlängerung der Regelstudienzeit um mindestens zwei Semester, um das vergangene Sommer- und das gerade laufende Wintersemester auszugleichen", so die KTS-Sprecher. Nicht die Prüfungsämter der Hochschulen sollten einzeln darüber entscheiden, sondern das Land eine Vorgabe für alle machen.

Genau das lehnte das Ministerium bereits am Mittwoch ab. Sofern sich das Studium wegen der Pandemie verzögere, könnten Studenten bei ihrer Hochschule beantragen, ihre individuelle Regelstudienzeit zu verlängern, teilte das Ministerium mit.

Überschreiten Studentinnen und Studenten die Regelstudienzeit, können ihnen etwa die Gelder nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) gekürzt werden. Je nachdem, wie weit die Regelstudienzeit überschritten wird, können Langzeitstudiengebühren fällig werden. Diese sollten auch in diesem Semester ausgesetzt werden, fordern die KTS-Sprecher. "Gerade jetzt in Zeiten der Pandemie verlängern sich Studienverläufe sogar ganz ohne das "Zutun" der Studierenden."

Hier zeigte sich das Ministerium offen: Man setze sich dafür ein, dass das laufende Wintersemester - wie auch das Sommersemester zuvor - nicht in die Berechnung von eventuellen Langzeitstudiengebühren einfließe, teilte ein Sprecher mit. Allerdings müsste darüber zunächst der Landtag entscheiden.

Die KTS-Sprecher forderten zudem, dass geprüft werden solle, ob die Sozialdarlehen des Studierendenwerks als kurzfristige Hilfe für Studentinnen und Studenten in einen Vollzuschuss umgewandelt werden können. Bislang müssten nur 50 Prozent davon nicht zurückgezahlt werden.

Das Ministerium wiederum wies darauf hin, dass sich das Interesse an den Corona-Finanzhilfen des Landes in Grenzen gehalten habe. So seien im Sommer mehr als 10 000 Anträge auf Überbrückungshilfe des Bundes, aber lediglich 720 Anträge auf Corona-Finanzhilfe des Landes gestellt worden. Zudem sei die Frist, innerhalb der die Studenten den Darlehensteil zurückzahlen müssen, verlängert worden.

Der hochschulpolitische Sprecher der Linken-Fraktion im Landtag, Christian Schaft, unterstützt die Forderungen der KTS. "Die Pandemie hält an und wirkt sich weiterhin auf den Studienalltag aus. Deshalb müssen wir die Anstrengungen zur Unterstützung der Studierenden intensivieren", sagte Schaft.

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