Hackerangriff:Wie gedruckt

Mehrere Drucker an deutschen Universitäten spucken wie von Geisterhand antisemitische und rassistische Flugblätter aus. Darauf zu lesen: krude Thesen in fehlerhaftem Deutsch. Aus den USA sind ähnliche Fälle bekannt.

Nach einem Hackerangriff auf die Drucker mehrerer deutscher Universitäten haben viele der betroffenen Einrichtungen Anzeige erstattet, darunter die Hochschulen in Bonn und Münster. Auch in Bremen ermitteln nun die Behörden: "Der Staatsschutz hat die erforderlichen Ermittlungen wegen Volksverhetzung aufgenommen", sagte Polizeisprecher Dirk Siemering am Freitag. In Lüneburg sollen die Anzeigen von der Polizei zu Beginn der Woche aufgenommen werden, heißt es von der ebenfalls attackierten Leuphana Universität.

Die Netzwerk-Drucker hatten am Donnerstag wie von Geisterhand antisemitische und rassistische Pamphlete ausgeworfen. Betroffen waren unter anderem auch Hamburg, Erlangen-Nürnberg und Tübingen. An der Universität Bonn waren den Angaben zufolge die Institute der Asienwissenschaften und Theologie betroffen, in Münster wurden etwa 50 Drucker gehackt.

Hetzschriften mit kruden Thesen und in fehlerhaftem Deutsch - in den USA kennt man so was schon

Ersten Erkenntnissen zufolge drangen eine oder mehrere Personen aus dem Ausland in die Drucker-Netzwerke ein, sagte der Sprecher der Tübinger Universität, Karl Guido Rijkhoek. An der Uni habe es am Mittwoch 190 Ausdrucke gegeben, manche Drucker seien mehrfach angesteuert worden. Einen vollständigen Überblick gebe es noch nicht. Die Sicherheitslücke sei mittlerweile geschlossen worden. Auf den Pamphleten sei ein Text mit großen Buchstaben in schlechtem und fehlerhaftem Deutsch abgedruckt, sagte Rijkhoek. Der Text wende sich gegen Menschen jüdischen Glaubens und Menschen, die nicht der "weißen Rasse" angehören. "Es sind diverse krude Thesen, die teils in Frageform, teils in Behauptungen verbreitet werden." In den Hetzschriften werde der Eindruck erweckt, die "weiße Rasse" sei bedroht und müsse Widerstand leisten. Auf Anraten der Polizei will Rijkhoek den genauen Inhalt der Hetzschrift nicht preisgeben, um sich nicht wegen der Verbreitung volksverhetzender Schriften strafbar zu machen. An der Uni Hamburg seien am Mittwoch insgesamt zehn Systeme betroffen gewesen, sagte ein Sprecher der Hochschule. Es sei aber jeweils nur eine Seite ausgedruckt worden. Die Täter seien auch hier noch unbekannt, betroffene Systeme habe man gesichert. Die Washington Post hatte zuvor über ganz ähnliche Fälle in den USA berichtet. Dort hatte sich ein polizeibekannter Hacker zu den Angriffen bekannt.

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