Gutachten:Hochschulen müssen internationaler werden

Deutschland braucht dringend Fachkräfte aus dem Ausland, sagen viele Experten. Um dem Mangel abzuhelfen, müssten auch die deutschen Hochschulen viel ausländerfreundlicher werden, fordert der Aktionsrat Bildung in seinem neuen Gutachten.

Die deutschen Hochschulen müssen nach Einschätzung des Aktionsrats Bildung sehr viel internationaler werden, damit die Bundesrepublik im internationalen Wettbewerb um Wissenschaftler und Fachkräfte bestehen kann.

Die Bildungsforscher verlangen in einem neuen Gutachten unter anderem, den Anteil ausländischer Dozenten von derzeit weniger als zehn Prozent auf ein Fünftel zu erhöhen. Ausländische Studenten sollen nach dem Abschluss leichter in Deutschland bleiben können. Die Etats der Hochschulen sollen erhöht und 200.000 neue Studienplätze eingerichtet werden. Das Gutachten soll an diesem Donnerstag veröffentlicht werden und lag der Nachrichtenagentur dpa vorab vor.

Ziemlich deutlich kritisiert der Aktionsrat das Gebaren der Hochschulverwaltungen: Diese neigen nach Einschätzung der Bildungsforscher bislang eher dazu, ausländische Wissenschaftler und Studenten abzuwimmeln. "Es wird darauf ankommen, Maßnahmen zu einem grundlegenden Mentalitätswechsel beim deutschen Hochschulpersonal einzuleiten", heißt es in dem Gutachten wörtlich.

2010 lag Deutschland mit knapp 245.000 ausländischen Studenten weltweit auf Platz vier hinter den USA, Großbritannien und Australien. Und in Übereinstimmung mit vielen anderen Gutachten fordert der Aktionsrat eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Wissenschaftler - unter anderem durch die Einführung unbefristeter Dozentenstellen.

Der Hintergrund: Bisher haben lediglich Professoren an deutschen Hochschulen sichere Arbeitsplätze, der akademische Mittelbau muss sich zum allergrößten Teil mit Zeitverträgen begnügen.

Deutsche Studenten sollten aber auch viel häufiger Auslandsaufenthalte einlegen: Bisher hat laut Bildungsrat ein Viertel der Hochschulabsolventen Auslandserfahrung - bis 2020 sollten es 50 Prozent sein. Insgesamt hätten die deutschen Hochschulen in Sachen Internationalisierung bereits "überaus positive" Fortschritte gemacht, heißt es in dem Gutachten. Doch diese reichen nach Einschätzung des Bildungsrats nicht aus. "Andere Länder, insbesondere in Asien, weisen zum Teil eine noch deutlich höhere Dynamik auf."

Finanziert wird der Aktionsrat von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Auch den Unternehmen halten die Internationalisierung der Hochschulen für dringend notwendig. "Laut unserer Studie "Arbeitslandschaft 2030" wird bereits 2015 deutschlandweit rund eine Million Arbeitskräfte mit Hochschulabschluss fehlen", warnte vbw-Präsident Randolf Rodenstock. "Gleichzeitig weist Deutschland eine negative Wanderungsbilanz auf. Jährlich wandern rund 40.000 hochqualifizierte Erwerbstätige aus Deutschland in EU-Mitgliedsstaaten aus."

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