Glossar zu weiterführenden Schulen:Von Aufnahmeprüfung bis Wirtschaftsschule

Wie läuft der Probeunterricht fürs Gymnasium ab? Welche Laufbahn eröffnet eine Internationale Schule? Ist Ganztagsschule gleich Ganztagsschule? Die wichtigsten Begriffe zu weiterführenden Schulen in München.

Von Karin Janker

Aufnahmeprüfung (Probeunterricht)

Viertklässler, die die Aufnahmebedingungen am Gymnasium oder der Realschule noch nicht erfüllen, können unter bestimmten Voraussetzungen eine Aufnahmeprüfung ablegen. Für den Übertritt aufs Gymnasium ist ein Probeunterricht ab einem Notendurchschnitt von 2,66 möglich, beim Wechsel auf eine Realschule ab einem Schnitt von 3,0. Der Probeunterricht dauert drei Tage und besteht aus Unterricht und schriftlichen Arbeiten in den Fächern Deutsch und Mathematik. Die Prüfungsaufgaben sind bayernweit die gleichen und orientieren sich inhaltlich am Gesamtstoff der vorhergehenden Jahrgangsstufe. Beispielaufgaben aus den vergangenen Jahren finden Sie hier.

Erfolgreicher Abschluss der Mittelschule

Den erfolgreichen Abschluss der Mittelschule erhält, wer die neunte Klasse der Mittelschule bestanden hat; dafür muss im Jahreszeugnis ein Notenschnitt (ohne die Sportnote) von 4,0 oder besser stehen. Schülerinnen und Schüler in einer Praxisklasse können den erfolgreichen Abschluss der Mittelschule durch eine praktische Abschlussprüfung erwerben. Der Mittelschulabschluss entspricht dem früheren Hauptschulabschluss.

Förderschule

Förderzentren und Förderschulen stehen für Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf zur Verfügung. Es gibt sie für alle Schularten und für körperlich, geistig oder lernbehinderte Menschen. Förderschulen unterrichten, erziehen und beraten Kinder und Jugendliche, die an allgemeinen oder beruflichen Schulen nicht ausreichend gefördert werden können. Außerdem unterstützen die Förderzentren die allgemeinen Schulen bei der Inklusion von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Ganztagsschule

Ganztagsschulen in Bayern haben über den Vormittagsunterricht hinaus an mindestens vier Tagen in der Woche ein ganztägiges Angebot. Dazu gehört neben Unterricht und Projektarbeit auch ein Mittagessen. Man unterscheidet zwischen Offenen Ganztagsschulen und Rhythmisierten Ganztagsschulen.

Gesamtschule

Gesamtschulen vereinen in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 Gymnasium, Realschule und Mittelschule. Sie können dementsprechend folgende Abschlüsse verleihen: Mittelschulabschluss, Realschulabschluss sowie Oberstufenreife. Häufig gibt es in den niedrigeren Jahrgangsstufen integrierte Klassen, in denen alle Schüler unabhängig von ihrer späteren Schulart zusammen unterrichtet werden. So wird die Entscheidung über die Schullaufbahn des Kindes bis zur achten Jahrgangsstufe offen gehalten.

Gymnasium

Am Gymnasium soll den Schülerinnen und Schülern in den Jahrgangsstufen 5 bis 12 eine vertiefte Allgemeinbildung vermittelt werden, die Voraussetzung für ein Hochschulstudium ist. Gleichzeitig sollen die späteren Abiturienten aber auch auf eine berufliche Ausbildung außerhalb der Hochschule vorbereitet werden. Der Fächerkanon ist relativ breit, es gibt allerdings Varianten des Gymnasiums, in denen jeweils unterschiedliche Bereiche im Vordergrund stehen. Dazu gehören das Sprachliche und Humanistische Gymnasium, das Naturwissenschaftlich-Technologische, das Musische sowie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Gymnasium.

Hochschulreife

Hier unterscheidet man zwischen Fachhochschulreife, fachgebundener Hochschulreife und der Allgemeinen Hochschulreife. Während die Fachhochschulreife den Zugang zu allen Studiengängen an der Fachhochschule und zur Ausbildung an einer Fachakademie eröffnet, berechtigt die fachgebundene Hochschulreife neben dem Studium an Fachhochschulen auch für bestimmte Studiengänge an Universitäten. Die allgemeine Hochschulreife, das Abitur, kann an Gymnasium, Abendgymnasium, Fachoberschule (FOS) oder Berufsoberschule (BOS) erworben werden und eröffnet zusätzlich den Weg an die Universität.

Von Inklusion bis Musisches Gymnasium

Inklusion

Die UN-Behindertenrechtskonvention, die 2009 in Kraft trat, fördert die Chancengleichheit von Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen. Einer ihrer wesentlichen Inhalte ist das Thema Inklusion, also das gemeinsame Lernen und Leben von Schülern mit und ohne Behinderung in allen Schularten. Dementsprechend fördern auch in Deutschland immer mehr Projekte kooperatives Lernen.

Internationale Schule

Der Unterricht an einer Internationalen Schule findet häufig in einer Fremdsprache statt. Abschlüsse und Stoff orientieren sich oft nicht am deutschen Schulsystem, sondern an ausländischen Vorgaben. Anerkannt werden die Abschlüsse in der Regel aber auch in Deutschland problemlos. Am Ende der zwölften Klasse steht meist das International Baccalaureate (IB), ein internationales Abitur, mit dem Absolventen in zahlreichen Ländern studieren können. Auch in Deutschland gilt das IB als Hochschulzugangsberechtigung, wenn bestimmte Fächer (darunter zwei Sprachen, Mathe, ein natur- und ein gesellschaftswissenschaftliches Fach) belegt wurden.

Lernhaus

Neue Schulen in München werden inzwischen nach dem sogenannten Lernhauskonzept geplant. Lernhäuser sind kleine Unterabteilungen innerhalb des Schulgebäudes, sowohl baulich als auch pädagogisch. Gewissermaßen eine kleine Schule mit fünf bis sieben Klassenräumen innerhalb einer großen. In jedem Teilbereich begleitet ein festes Team von Lehrern die Schüler während ihrer Schulzeit. So soll die individuelle Förderung der Schüler besser funktionieren als in traditionellen Schulen. Außerdem soll durch die kleineren Einheiten die Anonymität aufgehoben und das Verantwortungsgefühl der Schüler gestärkt werden.

Mittelschule

Die Mittelschule (früher: Hauptschule) umfasst die Jahrgangsstufen 5 bis 9 oder 5 bis 10. Der Unterricht ist auf berufsbezogene Inhalte ausgerichtet, die Schüler können sich zwischen drei Zweigen entscheiden: Technik, Wirtschaft oder Soziales. Mittelschulen kooperieren mit Berufsschulen, mit der regionalen Wirtschaft und Arbeitsagenturen. Außerdem bieten Mittelschulen ein offenes oder rhythmisiertes Ganztagsangebot und die Möglichkeit, über den M-Zweig den Mittleren Schulabschluss (nach Jahrgangsstufe 10) zu erwerben. Daneben kann die Mittelschule mit dem erfolgreichen Abschluss der Mittelschule und dem qualifizierenden Mittelschulabschluss (Quali) abgeschlossen werden (nach Jahrgangsstufe 9).

Mittlerer Schulabschluss (Mittlere Reife)

Der mittleren Schulabschluss (Mittlere Reife) kann auf verschiedenen Wegen erworben werden: Mittelschule, Realschule und berufliche Schulen bieten mehrere Möglichkeiten. Auf der Mittelschule zum Beispiel können Schüler im M-Zug oder nach dem Quali mit zwei weiteren Jahren die Mittlere Reife erlangen. Realschüler erhalten nach der bestandenen Abschlussprüfung das Zeugnis über den Realschulabschluss, der zugleich der mittlere Schulabschluss ist. Für Schüler mit abgeschlossener Berufsausbildung sowie auf Gymnasien, Wirtschaftsschulen und Fach- und Berufsschulen gibt es ebenfalls die Möglichkeit, den mittleren Schulabschluss zu erlangen.

Montessorischule

Zwar gibt es die meisten Montessorischulen im Grundschulbereich, doch auch einige weiterführende Schulen unterrichten nach dem Konzept der Montessori-Pädagogik. Dieses setzt auf individuelle Förderung und selbstbestimmtes Lernen. Im Schulalltag gibt es keine nach Jahrgängen getrennten Klassen, die Kinder lernen gemeinsam in verschiedenen Altersgruppen. Die Schüler können weitgehend frei entscheiden, welche Inhalte aus einem Wochen- oder Monatsplan sie wann lernen und womit sie sich während der Schulzeit beschäftigen; die ausgebildeten Montessori-Lehrer sind dabei Ansprechpartner und geben Hilfestellung oder Anleitung. Neben unterschiedlichen Montessoriabschlüssen können die Schüler staatliche Schulabschlüsse in externen Prüfungen erwerben.

Musisches Gymnasium

Die musische Bildung steht auf diesem Gymnasium im Vordergrund: Die Schüler erhalten vertieften Unterricht in Deutsch, Musik und Kunst, wobei Musik in allen Jahrgangsstufen Vorrückungsfach ist, also für die Versetzung in die nächste Jahrgangsstufe relevant. Außerdem lernen die Schüler zwei Fremdsprachen.

Von Naturwissenschaften bis Rhythmisierte Ganztagsschule

Naturwissenschaftlich-Technologisches Gymnasium

Am Naturwissenschaftlich-Technologischen Gymnasium stehen die Fächer Physik, Chemie und Informatik im Zentrum des Fächerkanons. Außerdem lernen die Schülerinnen und Schüler zwei Fremdsprachen.

Offene Ganztagsschule (Fakultative Ganztagsschule, Tagesheim)

Offene Ganztagsschulen bieten freiwillige ganztägige Förderung und Betreuung im Anschluss an den Vormittagsunterricht. Es gibt sie in allen Schularten. Hier findet der Unterricht wie gewohnt überwiegend am Vormittag im Klassenverband statt. Danach können diejenigen Schüler, deren Eltern dies wünschen, die Ganztagsangebote besuchen, die meist jahrgangsübergreifend sind. Dazu gehören neben Mittagsverpflegung auch Hausaufgabenbetreuung und sportliche, musische oder künstlerische Freizeitaktivitäten. Das konkrete Angebot hängt dabei von den Möglichkeiten an der jeweiligen Schule ab.

Orientierungsstufe

Die Städtische Schulartunabhängige Orientierungsstufe in München will Schüler auf eine weiterführende Schule vorbereiten. Sie umfasst die Jahrgangsstufen 5 und 6; die Entscheidung über die künftige Schullaufbahn wird damit von der vierten in die sechste Jahrgangsstufe verlagert. Wenn ein Schüler nach den zwei Jahren für Gymnasium, Realschule, Wirtschaftsschule oder den M-Zug einer Mittelschule geeignet erscheint, ist weder Probeunterricht noch Aufnahmeprüfung erforderlich. Weitere Informationen zur Städtischen Orientierungsstufe finden Sie hier.

Privatschule

Privatschulen gibt es sowohl im allgemeinbildenden als auch im berufsbildenden Bereich. Allgemeinbildende Schulen können zum Beispiel Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien, Förderschulen oder Internationale Schulen sein. Man unterscheidet zwischen staatlich geförderten Ersatzschulen und den sogenannten Ergänzungsschulen. Letztere finden sich vor allem im berufsbildenden Bereich, aber auch Internationale Schulen sind Ergänzungsschulen und erhalten deshalb keine staatliche Förderung. Anders die Ersatzschulen, die in ihren Bildungszielen öffentlichen Schulen entsprechen. Was die Abschlüsse an privaten Schulen betrifft, unterscheidet der bayerische Staat zwischen "anerkannten" und "genehmigten" Ersatzschulen.

Qualifizierender Abschluss der Mittelschule (Quali)

Um den qualifizierenden Abschluss der Mittelschule zu erwerben, müssen Schülerinnen und Schüler am Ende der neunten Klasse eine Prüfung mit schriftlichem, mündlichem und praktischem Teil bestehen. Wer insgesamt mindestens die Note 3,0 erreicht, bekommt das Zeugnis über den qualifizierenden Abschluss der Mittelschule.

Realschule

Die Realschule umfasst die Jahrgangsstufen 5 bis 10. Neben einer fundierten allgemeinen und theoretischen Bildung sollen die Kinder hier auch praktische Grundkenntnisse für die Berufsausbildung erwerben. Dabei können Schüler zwischen mehreren Ausbildungsrichtungen wählen: der mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen, der wirtschaftlichen und einer dritten Richtung, deren Schwerpunkt entweder auf der zweiten Fremdsprache Französisch, im musischen, sozialen oder im hauswirtschaftlichen Bereich liegt. Am Ende der zehnten Klasse steht die Prüfung zum Realschulabschluss, einem mittleren Schulabschluss.

Rhythmisierte Ganztagsschule (Gebundene Ganztagsschule)

Schulen, an denen Ganztagsklassen mit rhythmisiertem Unterricht eingerichtet sind, bezeichnet man als Gebundene oder Rhythmisierte Ganztagsschulen. Hier findet auch der Nachmittagsunterricht im Klassenverband statt, um Schülerinnen und Schüler individueller fördern zu können. Anders als bei der Offenen Ganztagsschule ist hier der Pflichtunterricht auf Vormittag und Nachmittag verteilt, Unterrichtsstunden wechseln mit Übungs- und Studierzeiten sowie Sport und musischen oder künstlerischen Angeboten. Oft finden regelmäßige Projekte beispielsweise zur Gewaltprävention oder Berufsorientierung statt.

Von Schulsprengel bis Wirtschaftsschule

Schulsprengel

In Bayern hat jede Grund-, Mittel-, Berufs- und Förderschule ein abgegrenztes Gebiet, den Schulsprengel, für dessen Schüler sie zuständig ist. Die Schüler aus dem Sprengel besuchen im Normalfall diese Schule. Eltern können einen Gastschulantrag stellen und zwingende persönliche Gründe anführen, um ihr Kind in eine andere als die zuständige Grundschule schicken zu können. Wenn es mehrere Grund- oder Mittelschulen im Sprengel gibt, können die Schüler wählen.

Sprachliches Gymnasium

Am Sprachlichen Gymnasium lernen die Schüler drei oder mehr Fremdsprachen, darunter mindestens zwei moderne. Die alten Sprachen Latein und Griechischen stehen dagegen am Humanistischen Gymnasium, der klassischen Form des Sprachlichen Gymnasiums, im Mittelpunkt. Den Schülern stehen neben Englisch, Griechisch und Latein außerdem Französisch, Italienisch, Russisch und Spanisch zur Auswahl - wobei das Angebot je nach Schule unterschiedlich ist.

Staatlich anerkannt

Staatlich anerkannte Schulen erfüllen die gleichen Aufnahme-, Vorrückungs-, Übertritts- und Abschlussprüfungsbestimmungen wie Schulen, die in Trägerschaft der öffentlichen Hand sind. Sie können staatliche Abschlüsse wie das Abitur oder die Mittlere Reife selbst vergeben.

Staatlich genehmigt

Staatlich genehmigte Schulen haben bei der Aufnahme ihrer Schüler einen gewissen Spielraum. Staatlich genehmigte Schulen dürfen keine staatlichen Abschlüsse vergeben, ihre Schüler müssen diese Abschlüsse in externen Prüfungen erwerben und beispielsweise bei einem Schulwechsel eine Aufnahmeprüfung ablegen.

Waldorfschule

Die Waldorfschulen gehen auf den Anthroposophen Rudolf Steiner zurück. Ausgehend von seiner spirituellen Weltanschauung steht eine ganzheitliche Bildung im Mittelpunkt: Die Schüler sollen sich nicht nur geistiges Wissen aneignen, sondern auch musisch, künstlerisch, handwerklich und gymnastisch dazulernen. Kunst, Theater, Musik, Werken und Turnen haben daher eine hohe Bedeutung. Wer sich für eine Waldorfschule entscheidet, besucht sie im Normalfall zwölf Schuljahre lang, Sitzenbleiben gibt es ebenso wenig wie einen festgelegten Lehrplan. Statt klassischer Noten stehen in den Zeugnissen oft detaillierte Leistungsbeschreibungen.

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Gymnasium

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Gymnasium setzt je nach Profil den Schwerpunkt auf Fächer wie Sozialkunde, Sozialpraktische Grundbildung oder Wirtschaft und Recht sowie Wirtschaftsinformatik. Daneben lernen die Schülerinnen und Schüler zwei Fremdsprachen.

Wirtschaftsschule

Die Wirtschaftsschulen als berufsvorbereitende Schulen ermöglichen Schülern, den mittleren Schulabschluss mit Schwerpunkt in Wirtschaft und Verwaltung zu erwerben. Bestimmte Ausbildungen für kaufmännische Berufe können mit einem solchen Abschluss verkürzt werden, beispielsweise für die zur Industriekauffrau oder zum Bankkaufmann. Je nach Art umfasst die Wirtschaftsschule die Jahrgangsstufen 7 bis 10, 8 bis 10 oder 10 bis 11. Am Ende steht der Wirtschaftsabschluss.

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