Frankfurt (dpa/lhe) - Die Lehrer-Gewerkschaft GEW hat auch während des Lockdowns flächendeckende Betreuungsmöglichkeiten an den hessischen Schulen für Kinder mindestens bis einschließlich der sechsten Klasse gefordert. Die bereitgestellten 150 Millionen Euro zur Bezahlung von Vertretungslehrkräften sollten für entsprechende befristete Verträge unkompliziert abrufbar sein, sagte die Ko-Vorsitzende der Gewerkschaft in Hessen, Birgit Koch, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Jedes Elternteil muss das Recht haben, sein Kind in die Schule zu schicken.“
Dabei gehe es nicht um eine „Notbetreuung“ alleine zur Unterstützung berufstätiger Eltern in systemrelevanten Berufen, sagte Koch. Vielmehr gelte es, die Schulen als wichtigen Ort des sozialen Lernens, als Anlaufstelle und auch Schutzraum für manche Kinder zu begreifen.
Dem hessischen Kultusministerium warf Koch Konzeptlosigkeit in der Corona-Pandemie vor. Die Schulen seien weitgehend auf sich selbst gestellt und versuchten, mit eigenen Ideen und Modellen so gut wie möglich durch die Krise zu steuern - je nach Landkreis unter ganz unterschiedlichen Bedingungen. Positiv sieht Koch etwa das Wechselmodell in einigen Landkreisen wie dem Main-Kinzig-Kreis, bei dem die Kinder in den vergangenen Wochen jeweils in kleineren Gruppen unterrichtet wurden - teils in wochenweisem, teils in tage- oder stundenweisem Wechsel. Mit dem Ende der Präsenzpflicht sei nun wieder unklar, wie es nach den Ferien weitergehe, und auch jetzt fehlten entsprechende Konzepte. Sie fürchte, „dass das Chaos weitergeht“, sagte Koch.
Auch der Landeselternbeirat (LEB) Hessen mahnte eine landesweite Strategie für die Schulen an. „Es kann und darf nicht sein, dass alles auf die Kreise, Kommunen, Schulen und Gesundheitsämter abgewälzt wird“, erklärte die stellvertretende LEB-Vorsitzende Susanne Gärtner-Koske. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass die einzelnen Kreise und Städte mit dem Pandemiegeschehen sehr unterschiedlich umgingen. „Dadurch kommt es zu vielen Verwirrungen insbesondere bei Eltern mit Kindern an unterschiedlichen Schulformen und in verschiedenen Kreisen.“
Die GEW kritisierte zugleich die Regelungen an Kitas, deren Betreuung zwar nur dann in Anspruch genommen werden soll, wenn die Eltern arbeiten - dies soll aber nicht auf Kinder von Eltern aus systemrelevanten Berufsgruppen beschränkt sein. Diese Lösung sei unausgegoren, kritisierte die Ko-Vorsitzende der GEW in Hessen, Maike Wiedwald. „Die Entscheidung über den Besuch einer Kita allein in die Hände der Eltern zu legen, ist falsch.“
In der nächsten Zeit rund um die Feiertage sei zwar nicht mit vollen Kitas zu rechnen, nach den Ferien aber, bei absehbarer Fortsetzung des Lockdowns, sei eine baldige Überlastung der Einrichtungen und der Beschäftigten wahrscheinlich, mahnte Wiedwald und warnte vor einem „ungeregelten Lockdown“ im Kita-Bereich. „Die Eltern müssen durch zusätzliche Tage bezahlter Freistellung von der Arbeit unterstützt werden. Das entlastet Eltern beim Spagat zwischen Berufstätigkeit und Betreuung der Kinder.“
Derweil hat das Land finanzielle Hilfen für Corona-Maßnahmen in Schulen und Kitas bereitgestellt. Den öffentlichen Schul- und Jugendhilfeträgern seien wie im drei Milliarden Euro umfassenden Kommunalpakt vorgesehen 75 Millionen Euro an Landesgeld überwiesen worden, erklärte Hessens Finanzminister Michael Boddenberg (CDU). „So unterstützen wir die Kommunen bei ihren Aufgaben und ihren eigenen Anstrengungen, diese besonders sensiblen Einrichtungen coronafest zu machen.“ Die Hilfen seien unbürokratisch, „indem wir das Geld ohne Antragsverfahren einfach zugewiesen und ausgezahlt haben. Die Kommunen entscheiden, für welche Schutzmaßnahmen vor Ort das Geld des Landes eingesetzt wird.“