Förderung für schwache Schüler:Schulabschluss trotz widriger Bedingungen

Leuchtturm Forchheim: Der oberfränkische Landkreis hat bundesweit die niedrigste Quote von Schulabbrechern. Dank gezielter Förderung schaffen auch Jugendliche einen Abschluss, die schon aufgegeben hatten. Aber das geht nicht umsonst.

Sarah Ehrmann

In Bayern haben im vergangenen Jahr etwa sechs von 100 Jugendlichen die Schule ohne Abschluss verlassen. Damit ist die Zahl der Schulabbrecher im Freistaat in den vergangenen Jahren stark gesunken - und liegt laut Kultusministerium mit 5,6 Prozent im Jahr 2011 bundesweit vorne.

Auch der Deutsche Caritasverband hat sich in einer Studie, die heute in Berlin vorgestellt wird, mit Zahlen und Faktoren von Schulabbrüchen befasst. Der Verband kritisiert große regionale Unterschiede in den 412 Kreisen Deutschlands. In manchen Städten und Kreisen brach demnach im Jahr 2009 jeder fünfte Jugendliche die Schule vorzeitig ab.

Dass es auch anders geht, zeigt der oberfränkische Landkreis Forchheim. Der Landkreis ist bundesweiter Spitzenreiter in Bezug auf die niedrigste Schulabbrecher-Quote: Nur 2,4 Prozent der Kinder haben dort im Jahr 2009 die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Und das, obwohl es auch in Forchheim Faktoren gibt, die sich negativ darauf auswirken, ob Jugendliche einen Schulabschluss ablegen. Solche Faktoren sind beispielsweise hohe Arbeitslosigkeit der Eltern, ein hoher Anteil an Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung und viele Schüler mit Migrationshintergrund. Das hat das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsförderung im Auftrag der Caritas ermittelt.

"Forchheim ist in gewisser Weise repräsentativ", sagt der dortige Schulamtsdirektor Wolfgang Blos. "Im Ballungsraum Nürnberg, Bamberg, Erlangen ist die Arbeitslosenzahl extrem niedrig, da geht der Bürgermeister zu einem Betrieb und sagt: 'Den einen Hauptschüler musst du noch einstellen'." In der Stadt gebe es dann aber soziale Brennpunkte, wo hohe Arbeitslosigkeit, Migrationshintergrund und Perspektivlosigkeit vorherrschten.

Dass die Zahlen dennoch so gut sind, hat nach Meinung von Blos damit zu tun, dass man sich im Kreis Forchheim seit Jahren intensiv mit dem Thema Bildung auseinandersetzt. "Die manchmal penetrante Arbeit mit Zahlen und Studien ist Lehrern, Eltern und Schülern ins Bewusstsein geraten. Damit hat sich die Wirklichkeit verändert."

Vor zehn Jahren gründete der damalige Schulamtsdirektor Gerhard Koller den Verein "Forsprung", Forchheim und Vorsprung sind darin verschmolzen. Der Verein hat sich der individuellen Förderung von Kindern und Schülern verschrieben und kooperierte von Anfang an mit der Politik, mit Organisationen und Ehrenamtlichen. Inzwischen kann Forchheim auf eine Vielzahl an Förderprojekten schauen. Nicht Lehrer und Schüler stehen sich gegenüber, sondern Pädagoge und Kind. Schulen wurden saniert, damit eine gute Arbeitsatmosphäre entstehen konnte, in manchen Klassen erhielt jedes Kind ein Instrument. Die Eltern wurden eingeladen, Ehrenamtliche gaben Nachhilfe, die Caritas finanzierte eine Nachmittagsbetreuung und den Schulmaterialladen "Grünstift". Dort kosten Hefte und Stifte für bedürftige Schüler nur ein Viertel des Preises.

2004 wurde der einstige Problembezirk Forchheim-Nord mit der Adalbert-Stifter-Grund- und Mittelschule in das Bundesförderprojekt Soziale Stadt aufgenommen. "Die Schule hatte enorm hohe Abbrecherquoten, im Stadtteil häuften sich Gründe für Benachteiligung wie Arbeitslosigkeit und Migrationshintergrund", sagt Werner Lorenz, Einrichtungsleiter der allgemeinen sozialen Beratung der Caritas Forchheim. Mehr Pädagogen wurden eingestellt, das Lerntempo zurückgeschraubt, Lernmüde in Programmen motiviert. Mit Erfolg: Inzwischen wechseln viele Schüler an weiterführende Schulen, daran sei vorher nicht zu denken gewesen. Blos, einst dortiger Schulleiter, ist stolz auf Forchheims Spitzenreiterposition: "Man darf sich selbst nicht überschätzen - aber der Erfolg widerlegt, dass man nichts ändern kann."

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