Fliegenfänger:Doktor Specht

(Foto: imago)

Von Rainer Stadler

Der Held dieser Vorabendserie aus den Neunzigern war ein Schuldirektor, der schon alles hatte, was den postmodernen Mann heute ausmacht: engagiert, tolerant, tendenziell unfähig. Irgendwie schafften es die Drehbuchautoren, dass die Frauen dem sympathischen Loser ständig an die Wäsche wollten: Schülerinnen, ihre Mütter, die Schulpsychologin. Manche von ihnen hatten "Erfolg". Das Berufliche? Er kam mit der Ente zur Schule und versuchte, den Biolehrer vom Trinken abzuhalten und seine Sekretärin davon, dass sie im Vorzimmer als Aktmodell posiert. Seinen Schülern half er, wenn sie ein Haus besetzten oder auf Klassenfahrt die Zeche im Striplokal nicht zahlen konnten. Ab und zu gab Lehrer Specht auch Unterricht. Warum hat man sich das angeschaut? Na ja, wenn man nach acht Semestern Informatik ratlos war, wo das hinführen soll, dazu unglücklich verliebt, konnte man sich kurz der Illusion hingeben, dass man mit der Wahl des Lehrerberufs eventuell ja mehrere Fliegen mit einer Klatsche erledigen könnte.

© SZ vom 05.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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