Feier-Glossar München:A bissl was geht immer

Studentenatlas München

Sollten Neu-Münchner ins P1 gehen? Handelt es sich bei der Feierbanane um ein Schwimmobst für Poolpartys? Was ist eine "Boazn"? Damit sich Studenten beim Feiern zurechtfinden - ein ABC für die Partynacht.

Von Johanna Bruckner

A bissl was geht immer: Das Party-Motto Münchens. Wurde geprägt vom legendären "Monaco Franze", Hauptfigur der gleichnamigen Achtziger-Jahre-Serie. Franz Münchinger (gespielt von Helmut Fischer) ist Kriminalkommissar, im Hauptberuf aber eigentlich "ewiger Stenz", also Weiberheld auf Dauer-Pirsch. Zur Ad-hoc-Akklimatisierung in der bayerischen Hauptstadt gibt es nichts Besseres.

Boazn: Der Begriff leitet sich ab vom jiddischen "bajis" für "Haus". Der Bayer meint damit abwertend eine drittklassige Kneipe oder aber liebevoll ein uriges Lokal. Großer Beliebtheit erfreute sich jahrzehntelang Gertis "Schoppenstube" an der Fraunhofer Straße -> letzter Halt. Seit dem vergangenen Jahr ist München jedoch um eine Kult-Boazn ärmer.

Champagner: Ja, München ist auch Schickimicki, vor allem in bestimmten Lokalitäten -> P1. Champagner ist trotzdem nicht das beherrschende Getränk der Partyszene -> Helles, -> Munich Mule, -> Schnitt/Salvo.

Dirndl: Klischee-Check, die Zweite: Ja, Münchnerinnen (vor allem die zuagroasten) tragen zum Weggehen Dirndl. Aber nur bei bestimmten Anlässen, die da wären (in jahreszeitlicher Reihenfolge): das Starkbierfest (-> Salvo) am Nockherberg, der Kocherlball und die -> Wiesn. Wobei, obacht: Manche Clubs rufen sich zur Wiesn-Zeit zur Trachten-freien Zone aus .

Feierbanane: Dabei handelt es sich nicht um das Trend-Schwimmobst für Partys am Starnberger See. Vielmehr ist geographisch der Bogen vom Sendliger Tor über die Sonnenstraße bis zum Maximiliansplatz gemeint. Hier befinden sich mittlerweile mindestens so viele Bars und Clubs wie auf dem Feier-Areal "Kultfabrik" am Ostbahnhof.

Glockenbach, das: Ist es nun noch das Trendviertel Münchens? Oder doch schon wieder abgelöst von Giesing oder dem Westend? Wie auch immer: Das Glockenbachviertel wurde vor 25 Jahren dominiert von der Schwulenszene. Heute haben sich neben Gay-Kneipen Bars mit der Zielgruppe "jung und hip" angesiedelt, von stylisch bis lässig-abgeranzt. Ewiger Streitpunkt: Gehört der Gärtnerplatz noch zum Glockenbach? Hier versammelt sich jedenfalls im Sommer die Feiermeute (ebenfalls aus der Kategorie "jung und hip") - zum Leidwesen vieler Anwohner. Die haben nachts den Lärm und morgens den Blick auf Bierflaschen in Blumenrabatten -> Nachschub.

Helles: Trinkt man hier. Punkt. Ist ein untergäriges Vollbier von stroh- bis goldgelber Farbe. Vor allem Augustiner Helles erfreut sich großer Beliebtheit. Auch ohne, dass die gleichnamige Brauerei mit Stammhaus in der Neuhauser Straße (hier riecht man an manchem Morgen den Hopfen) jemals Werbung dafür gemacht hätte.

Isar: Im Sommer endet der Tag oft dort, wo er begonnen hat: an der Isar, genauer am Flaucher. So heißt der Flussabschnitt zwischen dem Flauchersteg im Süden und der Braunauer Eisenbahnbrücke im Norden. Wem ein gemütlicher Grillabend am Wasser zu langweilig ist, kann immer noch weiterziehen auf die Praterinsel - dort finden oft Partys statt, und von Mai bis September gibt es den "Praterstrand", eine Beachbar.

Jacket-Pflicht: Herrscht in Münchner Clubs nur gerüchteweise. Heikel sind in manchen Lokalitäten allerdings T-Shirt und Turnschuhe -> Tür, härteste Deutschland, -> P1.

Nobeldisko P1 feiert ihren 30. Geburtstag

Partyvolk in der Nobeldisko P1

(Foto: dpa)

Kiosk an der Reichenbachbrücke: Genießt Kultstatus - auch weil er lange der einzige Späti Münchens war. Der Kiosk an der Reichenbachbrücke ist nicht nur für -> Isar-Griller erster Anlaufpunkt, wenn sie alkoholischen -> Nachschub brauchen. Seit diesem Frühjahr existiert außerdem an der Baaderstraße der Getränkemarkt "Szenedrinks". Es gibt also Hoffnung für München.

Letzter Halt: Hunger. Wer am Ende der Nacht nur noch diesen einen Gedanken kennt, dem sei der "Bergwolf" am Nordausgang der U-Bahn-Haltestelle Fraunhoferstraße ans Herz gelegt. Hier gibt es Pommes oder Currywurst oder beides - am Wochenende bis vier Uhr morgens, fett aus der Fritteuse.

Munich Mule: Die Münchner Variation des Moscow Mule. Wurde im "Nage & Sauge" erfunden, wird mittlerweile aber in vielen Bars ausgeschenkt. Was drin ist? 4 cl Wodka, Ginger Ale und Salatgurke.

Spätis sind rar

Nachschub: Ist in München gar nicht so einfach zu bekommen. Spätis sind rar -> Kiosk an der Reichenbachbrücke. Für Notfälle gibt es noch jene Dame, die nur als "Mama Afrika" bekannt ist (wohl wegen ihres Turbans). Sie verkauft im Sommer tagsüber im Englischen Garten und des Nächtens am Gärtnerplatz alkoholische Getränke (allerdings zu unstudentischen Preisen). Und sie sammelt das Leergut ein, auf eher aggressive Art und Weise.

OK: Steht im Münchner Fall nicht für die Kurzform von "okay", sondern für Oliver Kahn. Der Ex- National- und Bayern-Torwart war mal sehr aktiv im Münchner Nachtleben (Stichwort: Verena Kerth): Sein weißer Porsche, Kennzeichen "M - OK" parkte fast jedes Wochenende vor dem -> P1.

P1: Muss man noch viel dazu sagen? Der Name bezieht sich auf die Adresse in der Prinzregentenstraße 1. Ist immer noch Deutschlands bekannteste (Nobel-) Disco. Wird vom normalen Münchner gemieden, von der Klientel (-> OK) auch liebevoll "Stüberl" genannt. Als Zuagroster kann man sich das Spektakel mal anschauen (die Toiletten an sich sind eine Sehenswürdigkeit) - allein schon, um sagen zu können, das man die -> härteste Tür Deutschlands überwunden hat ->Jacket-Pflicht.

Nobeldisko P1 feiert ihren 30. Geburtstag

So sieht es aus, wenn das P1 seinen 30. Geburtstag feiert - jeder entscheide selbst, ob ihn diese Location lockt.

(Foto: dpa)

Regale: Gibt es in vielen Kneipen und Bars, stehen meist an der Tür, versehen mit der handschriftlichen Anweisung: "Keine Getränke mit nach draußen nehmen!!!!! Getränke hier abstellen!!!" Verantwortlich für die vielen Ausrufezeichen sind meistens erboste Anwohner, die keine palavernden und Glasgut zerdeppernden Menschen unter ihren Fenstern haben wollen.

Schnitt/Salvo: Einmal den Hahn aufziehen, fertig. Ein Schnitt wird meist in 0,3- bis 0,5-Gläsern ausgeschenkt und besteht zur Hälfte aus Schaum. Ein Getränk für die letzte Runde also - wenn man schon das eine oder andere Starkbier/Bockbier intus hat. Das stärkste unter den Starken heißt Salvator, oder kurz Salvo.

Tür, härteste Deutschlands: Soll angeblich das -> P1 abschirmen. War vielleicht tatsächlich mal so, gilt heute aber nicht mehr. Ausnahme: Der FC Bayern feiert dort die x-te Meisterschale - oder der Um-Einlass-Ersuchende ist voll bis oben hin, genau wie seine 15 Freunde.

Vorglühen: Ähnlich schwieriges Thema wie die Organisation von -> Nachschub. Wer es aus dem Heimatort gewohnt war, an der Tankstelle ein Auf-den-Weg-Bier zu holen, musste sich umgewöhnen. Bayerische Tankstellen durften zwischenzeitlich nach dem allgemeinen Ladenschluss um 20 Uhr nur noch kleinere Mengen alkoholischer Getränke verkaufen - und das nur an Autofahrer und deren Beifahrer. Diese Regelung wurde nach Protesten der Tankstellen-Branche jedoch gelockert, sodass mittlerweile auch wieder an Fußgänger und Radfahrer verkauft werden darf. Allerdings: Im öffentlichen Münchner Nahverkehr gilt ein striktes Alkoholverbot. Also besser: zuhause vorglühen.

Wiesn: Hasst man oder liebt man. Aber eines steht fest: Sie ist das größte Volksfest und damit auch irgendwie die größte Party der Welt -> Dirndl.

X-Namen: Sind bei Münchner Barbesitzern beliebt. Siehe "X-cess" und "X-Bar".

Zeit, nach Hause zu gehen: München hängt anderen Großstädten nicht nur in Sachen Ladenöffnungszeiten hinterher. Auch der reguläre öffentliche Nahverkehr steht - zumindest nachts. U-Bahnen und Busse fahren nicht durch, dafür gibt es Nachtlinien. Viele verkehren über den Stachus, wer nach Hause will, hat von hier aus gute Chancen. Eine Karte mit allen Nachttrams und -bussen gibt es hier, eine Übersicht aller Abfahrtszeiten ist hier zusammengestellt. Wem Ausdrucken und Mitnehmen zu umständlich ist, der kann sich auch die App von MVG oder MVV runterladen.

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