Elite-Universitäten:Erfolgsprojekt mit Ladehemmungen

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Der Elitewettbewerb zur Förderung der Spitzenforschung hat die deutsche Universitätslandschaft verändert wie kaum ein anderes Hochschulsonderprogramm zuvor. Doch der Start war nicht ganz reibungslos.

Der Elitewettbewerb zur Förderung der Spitzenforschung hat die deutsche Universitätslandschaft verändert wie kaum ein anderes Hochschulsonderprogramm zuvor. Als Anfang 2004 die damalige Bildungs- und Forschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) den Ländern vorschlug, mit viel Bundesgeld etwa ein halbes Dutzend Universitäten im harten Wettbewerb untereinander "zu international sichtbaren Leuchttürmen der Forschung" auszubauen, war zunächst die Ablehnung groß.

Als Vorbilder hatte Bulmahn dabei die international anerkannte Forschung etwa in Harvard, Stanford, Oxford - oder auch an der ETH Zürich im Blick. Man brauche keine Elite-Inseln, hieß es etwa abwehrend bei Unionspolitikern - die zugleich nach dem Ganztagsschulprogramm des Bundes einen weiteren Eingriff in ihre Länderkompetenzen fürchteten.

Und auch Bulmahns SPD-Länder-Kollegen waren anfangs gar nicht begeistert. Doch das vom Bund in Aussicht gestellte Geld hatte wie immer viel Charme: Ein Gegenkonzept der Länder sah dann die Förderung an vielen Hochschulstandorten vor - mindestens eine Uni pro Bundesland. Bulmahn konterte: "Das ist ein Hochplateau - und keine Spitze."

Hart wurde um das Konzept gerungen. Als dann alles unter Dach und Fach schien, blockierten die Ministerpräsidenten der Union monatelang den unterschriftsreifen Bund-Länder-Vertrag. Doch der Druck aus den Universitäten und der Forschung war zu groß.

2005 wurde der erste Wettbewerb ausgeschrieben und eine internationale Jury unter dem gemeinsamen Dach von Deutscher Forschungsgemeinschaft (DFG) und Wissenschaftsrat bestellt. Drei Fördersäulen hat der Exzellenzwettbewerb. In der ersten geht es um zusätzliche Millionen für weitere Graduiertenschulen zur Ausbildung von Doktoranden und Nachwuchswissenschaftlern.

In der zweiten Säule werden fachübergreifende Forschungsverbünde (Cluster) unterstützt, in denen Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen zusammenarbeiten. Ist eine Uni in beiden Fördersäulen des Wettbewerbs erfolgreich, kann sie sich auch noch mit einem eigenen Zukunftskonzept um die Kür in der dritten Kategorie bewerben. Dann spricht man von "Elite-Uni". Dafür gibt es zusätzlich zu den anderen Fördermitteln noch einmal etwa 12 Millionen Euro extra pro Jahr dazu.

Insgesamt sind in der Endrunde für den Zuschlag in einer der drei Fördersäulen an diesem Freitag noch 45 Universitäten im Rennen. 1,9 Milliarden Euro kostete die erste Exzellenzinitiative. Bei der zweiten wurde die Förderung auf 2,7 Milliarden Euro erhöht. Der Bund zahlt davon 75 Prozent, 25 Prozent die Länder. Es soll die letzte Exzellenzinitiative sein. Über das, was nach 2017 folgen soll, wird noch heftig diskutiert.

Union wie SPD und Grüne streben unter anderem eine Grundgesetzänderung mit Abschaffung des Kooperationsverbotes von Bund und Ländern in der Bildung an. Aber über den Umfang - ob nur für die Wissenschaft, oder auch für die Schulen - wird noch heftig gestritten.

Die Exzellenzinitiative hat auch ihre Kritiker gefunden: So habe man bei ihrer Konstruktion allein die Forschung im Blick gehabt, nicht aber Lehre und Studium. Auch vermissen viele eine Verstetigung. Zunächst werde fünf Jahre lang an einer Universität mit zusätzlichem Geld etwas Neues aufgebaut - was dann unter Umständen ins Leere laufe oder zu Lasten der anderen Fächer anschließend aus dem regulären Etat weiterfinanziert werden müsse. Die Auswahl bei der ersten Exzellenzinitiative hat gezeigt, dass bei der Auswahl der Projekte wie auch der Elite-Unis Überraschungen möglich sind.

© dpa, Karl-Heinz Reith/wolf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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