Einbruch in Schulcomputer:"Hacker Mom" schönt die Noten ihrer Kinder

Eine Schulsekretärin in den USA hat sich Zugang zu den Zentralrechnern des Schuldistrikts verschafft und dabei die Noten ihrer Kinder verbessert. Eines Verbrechens ist sie sich nicht bewusst. Doch ihr droht eine drakonische Strafe.

Verena Wolff

Früher versuchten Schüler, mit Tipp-Ex, Rasierklinge und Kugelschreiber ihre Zeugnisse zu verbessern. Heute brauchen sie - theoretisch - nur die Passwörter von Lehrern und Schulleitern, um in die entsprechenden Datenbanken zu gelangen. Oder gleich eine Mutter, die ihre Zensuren schönt.

So geschehen im US-Bundesstaat Pennsylvania. Catherine Venusto, Mutter zweier Kinder aus New Tripoli, hat sich über Monate hinweg Zugang zu den Computersystemen der Schulbehörde verschafft und dabei die Noten ihrer Kinder frisiert, wie verschiedene US-Medien berichten.

Die Sekretärin in der Schulbehörde war mit den Passwörtern der Leitung ausgestattet, las Mails von Lehrern und konnte auf interne Daten zugreifen. Zwei Mal hat sie direkt in die Zeugnisse ihrer Kinder eingegriffen: Im Juni 2010 machte sie aus einem "F", der schlechtesten Note im amerikanischen Schulsystem, ein "M". Das steht für "medical", einem Attest aus gesundheitlichen Gründen. Damit ist das Mädchen in dem Kurs nicht durchgefallen, sondern er wird nicht gewertet. Aufgefallen ist diese Änderung niemandem.

Anfang 2011, Venusto war seit fast einem Jahr nicht mehr Sekretärin in der Behörde und arbeitete in einem anderen Schulbezirk, verschaffte sie sich abermals Zugang zu den Zeugnisdaten ihrer Kinder. Diesmal tat sie ihrem Sohn vermeintlich Gutes und erhöhte dessen Bewertung von ohnehin schon vorbildlichen 98 Prozent auf 99 Prozent. Mary Ann Wright, Leiterin des Northwestern Lehigh Schulbezirks, sagte der Nachrichtenseite timesleader.com: "Uns wurde versichert, dass nur diese beiden Bewertungen verändert wurden."

Die Schulbehörde kam dem Betrug nur durch einen Zufall auf die Schliche: Ein Schulrektor wunderte sich, warum sich Bezirksschulleiterin Wright im Computersystem der Schule eingeloggt und am Notenbuch gearbeitet hatte. Als er nachfragte, stellte sich heraus, dass nicht Wright selbst, sondern jemand anders mit ihrem Zugang in den Dateien war. Die Polizei wurde informiert, die Server abgeschaltet.

Venusto, die 45-jährige Schulsekretärin, hat ihre Einbrüche bereits gestanden. Allerdings sei ihr nicht bewusst gewesen, dass sie etwas Illegales mache, gab sie zu Protokoll. "Langeweile" und "Neugier" gab sie als Gründe für ihre vermeintlichen Spielereien am Computersystem an. Zwar entschuldigte sie sich und gab vor Gericht ihr "unethisches Verhalten" zu, doch sie ist sich keiner Straftat bewusst.

Das allerdings könnten die Behörden anders sehen: Venusto wird vorgeworfen, sich unerlaubt Zugang zu geschützten Computersystemen verschafft und Daten manipuliert zu haben. Beides wird in den Vereinigten Staaten als "third degree felony", als schweres Verbrechen mit Vorsatz, eingestuft. Bezirksstaatsanwältin Debbie Garlicki sagte bereits, dass der "Hacker Mom", wie sie in US-Medien bezeichnet wird, bis zu 42 Jahre Haft oder ein Bußgeld von 90.000 Dollar drohen, sollte sie schuldig gesprochen werden.

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