Gut 25.000 Promovenden machen jedes Jahr ihren Doktortitel. Dorthin gebracht haben sie ganz unterschiedliche Arten zu promovieren.
Kumulative Promotion
Besonders in den Naturwissenschaften, aber auch in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ist die kumulative Promotion heute keine ungewöhnliche Variante mehr, den Doktortitel zu erwerben. Hier verbringt der Doktorand nicht Jahre damit, eine vollständige Arbeit zu schreiben, die dann als Gesamtpaket in Buchform veröffentlicht wird. Stattdessen werden Teilergebnisse seiner Forschungsarbeit und damit quasi Einzelkapitel der Dissertation als Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht. Zusammengenommen werden sie dann als Doktorarbeit beurteilt.
Wie viele Artikel es sein und in welchen Fachzeitschriften welcher Qualität sie veröffentlicht werden müssen, ist nicht einheitlich festgelegt. Möglich ist oft auch, dass der Doktorand zumindest bei einem Teil der Texte lediglich Ko-Autor war. Auch die thematisch zusammenhängende Bearbeitung einer übergreifenden Fragestellung ist keine zwingende Voraussetzung, die Artikel können auch unterschiedliche Forschungsfragen behandeln.
Angehende Doktoranden sollten sich vorab bei ihrer Hochschule erkundigen, welche Vorgaben zu erfüllen sind. In der Regel wird aber erwartet, dass zumindest ein Teil der Artikel in einer international beachteten, renommierten Zeitschrift veröffentlicht wurde oder das Potenzial dazu hat. Die Artikel müssen dann zwar noch nicht erschienen, aber in der Regel bereits eingereicht sein.
Die Artikel gibt der Doktorand mit einem einleitenden Text und einem Fazit - einer Rahmenschrift - versehen wie eine Monographie beim Prüfungsamt ab. Kumulativ Promovierende sparen sich damit nicht nur die Druckkosten für eine Buchpublikation, sie können auch davon ausgehen, dass ihre Arbeit durch die Zeitschriftenveröffentlichung mehr Leser findet als die traditionelle Dissertation. Junge Wissenschaftler können außerdem auf diese Weise schon früh auf sich aufmerksam machen.
Externe Promotionen
Die externen Promotionen stehen spätestens seit den Plagiatsaffären diverser promovierter Politiker in der Kritik: Doktoranden sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, nur halbherzig neben dem Beruf zu promovieren, ohne sich intensiv wissenschaftlich zu betätigen.
So zutreffend die Kritik mitunter sein mag, haben viele Promotionswillige oft keine Wahl: Sie haben keine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter, sodass sie parallel zur Doktorarbeit auch Geld verdienen müssen. Anderen ist der Berufseinstieg vielleicht bereits gelungen, ohne dass sie auf die Promotion verzichten möchten. Wieder andere haben das Glück, die Zeit der Promotion durch ein Stipendium finanzieren zu können und nicht auf die Institutsstelle angewiesen zu sein.
Bei einer externen oder Individualpromotion hat der Doktorand keine enge Anbindung an Institut und Lehrstuhl, arbeitet und lehrt dort nicht. Er arbeitet unabhängig und meist auf sich allein gestellt oft neben dem Beruf an seiner Dissertation. Häufig ist es schwierig, die Balance zu halten und über den beruflichen Anforderungen die Doktorarbeit nicht aus den Augen zu verlieren.
Der Austausch mit dem Betreuer ist nicht so eng wie bei internen Promotionen, wo der Doktorand eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl hat. Oft gibt es aber Doktoranden- oder Oberseminare, in denen eine Diskussion über den Fortgang der Arbeiten und ein entsprechendes Feedback möglich sind, das bei externen Promotionen häufig fehlt. Verbreitet ist die externe Promotion vor allem in den Geisteswissenschaften, wo der Promovierende nicht - wie etwa für Experimente in den Naturwissenschaften - auf die Ausstattung der Hochschule angewiesen ist.
Interne Promotion am Lehrstuhl
Bei internen Promotionen, die am häufigsten in Deutschland sind, sind die Doktoranden meist an dem Institut angestellt, an dem auch ihr Doktorvater oder ihre Doktormutter lehrt. Neben ihrer Dissertation unterstützen sie den Professor in seiner wissenschaftlichen Arbeit und haben teilweise auch Lehraufträge, das heißt, sie unterrichten neben ihrer Dissertation auch Studenten.
Vor allem in den Naturwissenschaften, wo interne Promotionen häufig sind, ist die enge Anbindung an die Hochschule von Vorteil, weil der Doktorand dann Labor und technische Geräte für seine Arbeit nutzen kann.
Interne Doktoranden sind durch die Anstellung zwar in gewisser Weise abgesichert und bekommen ein festes Gehalt für eine Tätigkeit, die nicht fachfremd ist, sondern in Zusammenhang mit ihrer Dissertation steht. Oft müssen sie aber die Balance finden zwischen dem Schreiben ihrer Doktorarbeit und den Anforderungen ihrer Mitarbeit am Institut.
Um der langen Promotionsdauer von im Schnitt vier bis fünf Jahren entgegenzuwirken, sind in den vergangenen Jahren an immer mehr Universitäten Promotionsstudiengänge eingerichtet worden. Sie bieten den Doktoranden ein strukturiertes Studienprogramm, oft mit fixem Stundenplan nach dem ECTS-System, intensive Betreuung durch die beteiligten Professoren und größere Planbarkeit.
Teilweise werden die Veranstaltungen auch als Blockseminare abgehalten, sodass neben dem Promotionsstudium auch noch eine Berufstätigkeit beziehungsweise ein intensives Arbeiten an der Dissertation möglich ist. Denn finanzieren müssen sich die Doktoranden selbstständig. Am Ende der meist dreijährigen Programme soll die Dissertation abgeschlossen sein.
Häufig zeichnen sich die Studiengänge durch ein abwechslungsreiches Kursprogramm und eine hohe Internationalität der Teilnehmer aus. Die Aufnahme ist allerdings in der Regel mit hohen Hürden verbunden: Um in einem Promotionsprogramm studieren zu können, müssen Doktoranden einen überdurchschnittlich guten Studienabschluss mitbringen und oft auch ein Auswahlverfahren mit Gutachten, Exposé zum Promotionsvorhaben und persönlichem Gespräch überstehen.
Vom Bachelor direkt zu Doktortitel: Ein noch vergleichsweise neuer und unbekannter Weg zur Promotion sind die sogenannten PhD-Tracks. Sie sollen begabte Bachelor-Absolventen rasch und strukturiert zum Doktor machen.
Diese Studienangebote, die es erst seit einigen Jahren in Deutschland gibt, orientieren sich dabei an graduate schools, wie sie Doktoranden etwa in den USA zum PhD, zum Doctor of Philosophy, führen. Bewerben können sich Bachelor mit guten Noten, die oft auch Sprachkenntnisse nachweisen oder Vorstellungsgespräche überstehen müssen.
Sie machen dann in der Regel einen zweijährigen Master, an den sich eine etwa dreijährige Promotionsphase anschließt. Teils wird in den PhD-Track auch erst endgültig aufgenommen, wer die Masterphase erfolgreich und innerhalb einer bestimmten Zeit absolviert hat.
In beiden Studienphasen belegen die Studenten, wie bei Promotionsstudiengängen auch, Kurse und forschen nicht allein auf sich gestellt. Teils sind die PhD-Tracks auch an Graduiertenkollegs angebunden und international ausgerichtet.
Die Dissertation wird dabei oft als Abschluss der gesamten Forschungsphase verstanden und kann auch auf die Masterphase und -arbeit aufbauen. In einigen Modellen sind die beiden Studienabschnitte auch stark miteinander verzahnt oder die Hochschulen verzichten ganz auf eine zwischengeschaltete Prüfung und vergeben innerhalb der PhD-Tracks keinen Master.
Die Studienangebote der laut Hochschulrektorenkonferenz (HRK) etwa 15 Hochschulen in Deutschland, die PhD-Tracks eingerichtet haben, unterscheiden sich in Organisation und Ausrichtung. Gemeinsam ist ihnen allen die enge Verknüpfung von Master und Promotion und die Zielsetzung, begabten Nachwuchs an die Hochschule zu binden und ihm einen raschen Weg hin zu Forschung und Karriere zu ermöglichen.
Absolventen aller Fachbereiche steht diese Möglichkeit offen, besonders etabliert haben sich die PhD-Tracks jedoch bisher laut HRK in den Lebenswissenschaften, also in Biologie, Chemie oder medizinischen Fächern; im Kommen sind sie auch in den Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften.
Graduiertenschulen und -kollegs
Lesen Sie hier, wie man an Graduiertenschulen und -kollegs zum Doktor wird.