Deutschlandstipendium:Studieren mit Sponsor

300 Euro, gezahlt von einem Sponsor und der Bundesregierung - das ist das Deutschlandstipendium. Eine gute Einrichtung, doch die Universitäten müssen ihre Unterstützer selbst finden. Und das gestaltet sich schwierig.

Martina Scherf

Lara Luttmer ist in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahme: Die Hamburgerin studiert einen dieser seltsam klingenden neuen Studiengänge, "Mensch-Computer-Systeme", eine Mischung aus Psychologie und Informatik. Sie zog extra dafür nach Würzburg um. Ihre Leistungen sind sehr gut, sie hat nebenbei noch Chinesisch gelernt und sich für ein Zweitstudium in Sinologie eingeschrieben, arbeitet als Hilfswissenschaftlerin und schafft es auch noch, sich in der Fachschaft zu engagieren. Für all das wurde sie mit dem sogenannten Deutschlandstipendium belohnt. "Es ist ein wunderschönes Gefühl, meinen Eltern, die inzwischen Rentner sind, nicht mehr auf der Tasche liegen zu müssen. Mit Bafög, Hiwistelle und Stipendium bin ich endlich finanziell unabhängig", freut sie sich.

Deutschlandstipendium: Lara Luttmer ist glücklich über ihr Deutschlandstipendium. Die 22-Jährige studiert "Mensch-Computer-Systeme" in Würzburg.

Lara Luttmer ist glücklich über ihr Deutschlandstipendium. Die 22-Jährige studiert "Mensch-Computer-Systeme" in Würzburg.

(Foto: oh)

Seit dem Sommersemester 2011 gibt es das Deutschlandstipendium: Auf 150 Euro monatlich, die ein privater Sponsor einem herausragenden Studierenden schenkt, legt der Bund noch einmal denselben Betrag drauf - unabhängig vom Einkommen der Eltern und vom Bafög. 300 Euro im Monat, das kann sich lohnen. Doch ihre Sponsoren müssen die Universitäten selbst finden - das ist in Deutschland, anders als in den USA, woher das Modell stammt, nicht überall so leicht. Zum Wintersemester hatten die bayerischen Hochschulen erst zwei Drittel ihrer möglichen 1200 Stipendien vergeben.

Acht Prozent aller Studierenden sollen langfristig in den Genuss des Stipendiums kommen, jedes Jahr wird mehr Geld ausgeschüttet. In diesem Jahr bekommt Bayern theoretisch schon 2800 Stipendien zugeteilt. Um die alle vergeben zu können, müssen die Hochschulen noch kräftig die Werbetrommel rühren. Eine Technische Hochschule mit ihren traditionell guten Kontakten zur Industrie und den führenden DAX-Konzernen tut sich da leicht. So vermeldet die TU München, dass sie schon alle 260 Stipendien für 2012 vergeben hat. Fast 650.000 Euro kann sie auf diese Weise an die glücklichen Gewinner ausschütten. Die benachbarte Ludwig-Maximilians-Universität mit ihrer überwiegend geisteswissenschaftlichen Ausrichtung muss dagegen noch sammeln gehen und kann ihre Stipendien für 2012 erst ausschreiben, wenn sie genügend Sponsoren gefunden hat. Auch die anderen bayerischen Universitäten suchen noch weitere Unterstützer.

Auf der Suche nach Sponsoren

Das Engagement - es sollte in der Regel für zwei Jahre gelten - lohnt sich für die Unternehmer, denn die Universitäten präsentieren ihre Sponsoren bei öffentlichen Anlässen. Die jährliche Vergabefeier ist eine gute Gelegenheit zum "Netzwerken", wie Bettina Dempewolf von der Uni Würzburg sagt, die den Festakt in die Residenz verlegte. Die Uni präsentiert ihre Bildungspaten und Stipendiaten mit Foto auf der Webseite und geht mit gutem Beispiel voran: Die Mitarbeiter der Verwaltung haben intern Geld für ein Stipendium gesammelt. Banken, Ärzte, Kliniken, Verlage oder die Kirche - sie alle könnten sich engagieren. In Würzburg hat der Generalvikar der Diözese persönlich ein Stipendium spendiert. Das Programm stärke auch die Alumni-Kultur, indem ehemalige Studenten und heutige Führungskräfte ihrer Universität etwas zurückgeben, sagt Dempewolf.

Das meint auch Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch. Er hält "eine echte Stipendienkultur, wie sie in anderen Ländern längst existiert", für notwendig. "Sie stärkt die Verbindung der Hochschulen mit der Wirtschaft in der Region. Es reicht heute nicht mehr, dass nur der Staat Finanzen bereitstellt. Das Deutschlandstipendium kann seine Kraft aber nur entfalten, wenn sich viele bereiterklären, ihren Beitrag zu leisten."

Die Universität Erlangen-Nürnberg war erfolgreich im Geldsammeln und konnte 2011 alle 119 Stipendien vergeben. Auch die Uni Augsburg hatte schnell alle ihre 66 Stipendien verteilt. Dieses Jahr wird es schwieriger, mehr als doppelt so viele zu vergeben. "Man kann nicht erwarten, dass sich eine Firma langfristig mit 1800 Euro pro Jahr engagiert", sagt Koordinatorin Gabriele Höfner. Unternehmer, die ein Stipendium als Recruiting-Maßnahme sehen, würden gerne ihre Talente persönlich aussuchen. Sie dürfen aber nur das Fach wählen und bei der Auswahl der Studenten mitreden.

Kriterium für die Vergabe ist die sehr gute Abiturnote oder Studienleistung. Gewertet wird auch ehrenamtliches Engagement oder Mitarbeit an der Uni. Manche Mäzene wollen nur Masterstudenten, andere nur Leute aus einer bestimmten Region. Deshalb lohnt sich die Bewerbung in jedem Fall. Auch während eines studienbezogenen Praktikums oder Auslandsaufenthalts, zum Beispiel beim Erasmus-Programm, wird gezahlt - für viele eine Erleichterung. Lara Luttmer wird demnächst ein Semester in China verbringen.

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