Pascal Grün ist 27 Jahre alt und unterrichtet als Referendar an einem bayerischen Gymnasium die Fächer Französisch und Spanisch. Auf SZ.de berichtet er regelmäßig über seine Erlebnisse als Referendar. Pascal Grün ist ein Pseudonym - zu seinem eigenen Schutz und zum Schutz der Personen, über die er schreibt. Ansonsten ist "Der Referendar" aber maximal offen und ehrlich.
Machen wir uns nichts vor! Bei der Berufswahl eines jeden angehenden Lehrers spielt neben den gängigen Gründen (wir alle lieben Kinder, unsere Fächer, das Vermitteln von Wissen, blablabla...) auch die Masse Ferien eine Rolle. In Bayern sind es 14 Wochen! Das ruft häufig den Neid und die Kritik aller Nicht-Lehrer hervor. Doch was steckt hinter dieser Zahl, vor allem für uns Referendare?
Im Lehrerzimmer herrscht am letzten Schultag vor den gerade zu Ende gegangenen Pfingstferien eine selten gesehene Ausgelassenheit. Für viele waren die vorhergehenden Wochen mit einer Fülle an Klassenarbeiten oder gar den Abiturprüfungen arbeitsreich. Umso größer ist die Freude über die bevorstehende "unterrichtsfreie Zeit". "Keinen Tag länger Schule hätte ich mehr ertragen", sagt eine Kollegin.
Wie früher läuft das nicht mehr
Lehrer sind mindestens genauso froh über Ferien wie Schüler. Jedoch: Dass Ferien nicht gleich Ferien sind, habe auch ich nach gerade einmal neun Monaten in der Arbeitswelt begriffen. Den Schulranzen in die Ecke feuern, 16 Tage den Strand oder Bolzplatz quasi nicht verlassen, ehe man am Sonntag vor Schulbeginn die verschimmelte Brotzeitbox aus dem Ranzen kramt - so läuft das nicht mehr. Bevor alle Nicht-Lehrer mit den Augen zu rollen beginnen, sei gesagt: Das hier soll keine klassische "Wir-armen-Lehrer-arbeiten-viel-zu-viel"-Klageschrift werden. Ich möchte lediglich ein paar Anekdoten aus typischen Ferien eines Referendars erzählen.
Nach dem gemeinsamen Einläuten der Ferien bei Bier und Sekt im Lehrerzimmer wäre der Weg zur totalen Entspannung frei. Aber, nicht so schnell! Direkt nach den Ferien stehen bei mir etliche Schulaufgaben an. Die Aufgaben in meiner 7. Klasse Französisch schreibe ich parallel mit einer Kollegin zusammen, so dass wir die Arbeit gemeinsam erstellen müssen. Da sie die Ferien in Spanien verbringt, setzen wir uns gleich am Freitagnachmittag zusammen und beenden das, was wir die letzten Tage bereits begonnen haben. Bis die Prüfung steht, ist auch schon früher Abend, so dass von einem mittäglichen Urlaubsbeginn nicht die Rede sein kann.
Spanien. Auch ich hatte mit dem Gedanken gespielt, in den Pfingstferien alte Freunde dort zu besuchen, mich letztendlich aber dagegen entschieden. Der Grund: Nach Pfingsten steht meine zweite Lehrprobe an. Da einem der genaue Termin aber bis exakt drei Wochen vorher unbekannt ist, muss man während der Ferien jeden Tag mit der Benachrichtigung rechnen und steht somit auf Abruf bereit. Statt Tapas in Sevilla also weiterhin Schäuferla in Franken. Kein großes Drama, aber ich checke in der Folge täglich mehrfach meine Mails, wodurch ich gedanklich immer noch im Schulmodus bin.