Debatte um Hochschulfinanzierung:Klamme Rektoren

Lehre gut, Geld knapp: Die Rektoren der staatlichen Hochschulen pochen auf eine bessere Grundfinanzierung und beklagen einen zu geringen Stellenwert in den Haushalten. Auch sehen sich viele gegenüber außeruniversitären Akteuren bei der Forschung benachteiligt.

Johann Osel

Trotz überfüllter Hörsäle und Kritik an der Bologna-Reform: Die Rektoren bewerten die Lehre an ihren Hochschulen positiv. Das geht aus dem erstmals veröffentlichten "Hochschulbarometer" des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft hervor. Insgesamt pochen aber die Chefs staatlicher Hochschulen auf eine bessere Grundfinanzierung und beklagen einen zu geringen Stellenwert in den Haushalten.

Zwei von drei Befragten geben an, dass andere Bereiche wie Infrastruktur oder Sozialtransfers leider höhere Priorität genössen. Laut Barometer sehen zwar gut die Hälfte der etwa 200 befragten Uni-Chefs die Ausstattung als "gut" oder "eher gut" an. Rektoren der Massen-Unis antworten aber etwas pessimistischer: Nur 28 Prozent halten ihr Haus bei der Lehre für "gut" ausgestattet. Auch sehen sich viele bei der Forschung benachteiligt gegenüber außeruniversitären Akteuren.

Die Ergebnisse - zur Zeit des jüngsten Studentenandrangs 2011 erhoben - sind brisant vor dem Hintergrund der Debatte um die Aufhebung des Kooperationsverbots in der Wissenschaft. Der schwarz-gelbe Koalitionsausschuss hatte dies jüngst beschlossen, um die Forschung an den Unis künftig direkt finanzieren zu dürfen - theoretisch könnte eine solche Grundgesetzänderung auch die Bezuschussung der Grundfinanzierung durch den Bund ermöglichen.

Zudem schwelt gerade ein Streit um eine Aufstockung des Hochschulpakts von Bund und Ländern, mit dem der Studentenandrang durch doppelte Abiturjahrgänge und die Aussetzung der Wehrpflicht abgefedert werden soll. In den kommenden Jahrzehnten wird es nach einer Studie des Centrums für Hochschulentwicklung mehr Studenten geben als bisher erwartet. Bis 2015 werden gut 500.000 zusätzliche Studenten erwartet, es entstehe somit eine Lücke von 200.000 Plätzen, die bisher nicht finanziert seien. Bis 2025 seien gar 1,1 Millionen zusätzliche Anfänger zu erwarten.

Die Studie zeigt, dass sich bis 2045 die höhere Bildungsbeteiligung stärker auswirken werde als die schrumpfenden Schülerzahlen. Die Bundesregierung sieht derzeit keinen Anlass zur weiteren Ausgestaltung des Paktes, wie sie kürzlich in der Beantwortung einer Anfrage der Opposition mitteilte. Die SPD dagegen fordert einen "Hochschulpakt plus", der nicht nur weitere Erstsemesterplätze finanziert, sondern auch mehr Kapazitäten im Master, der zweiten Bologna-Stufe nach dem Bachelor. Hier gibt es oftmals Klagen von Studenten über Hürden.

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