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Bildungsstudie:Künftig noch weniger Lehrer für Mathe und Physik

  • Laut einer Studie von Bildungsforscher Klaus Klemm könnte sich die Zahl der Lehrer für Fächer wie Mathematik, Biologie, Physik und Chemie an allgemeinbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen in den kommenden zehn Jahren halbieren.
  • Laut Klemm gilt die festgestellte Entwicklung tendenziell für ganz Deutschland.
  • Viele Pädagogen, die derzeit in den sogenannten MINT-Fächern unterrichten, scheiden bis zum Schuljahr 2025/26 aus dem Beruf aus, es kommen aber kaum Lehramtsstudenten nach.

Lehrer in MINT-Fächern fehlen

Angehende Lehrer für Sprachen oder Fächer wie Geschichte und Geografie gibt es viele, meist sogar so viele, dass nur die allerbesten eine Beamtenstelle angeboten bekommen. In den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern sieht das seit langem anders aus - und könnte mittelfristig zu großen Problemen im deutschen Bildungswesen führen.

In den nächsten zehn Jahren könnte sich die Zahl der verfügbaren Lehrer für Fächer wie Mathematik, Biologie, Physik und Chemie an allgemeinbildenden Schulen halbieren. Damit werde sich der Lehrermangel in diesen Fächern weiter verschärfen, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Prognose des Essener Bildungsforschers Klaus Klemm. Der Experte hatte aktuelle Zahlen des Statistischen Landesamtes NRW über MINT-Fachlehrer ausgewertet. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Die Gründe

Tendenziell gelte die in NRW festgestellte Entwicklung für ganz Deutschland, betonte der Professor. Trotz des Mangels an Fachlehrern seien einzelne Schulen überversorgt. Dort könnten Lehrer beispielsweise Mathe oder Physik unterrichten, würden aber vor allem in anderen Fächern eingesetzt. "Das Potenzial liegt brach", betont Klemm. In NRW arbeiten derzeit etwa 52 000 MINT-Lehrer an weiterführenden Schulen. Die meisten seien über 50 Jahre alt und schieden bis zum Schuljahr 2025/26 aus dem Beruf aus. Besonders im Fach Chemie kämen dann auf zehn neu zu besetzende Stellen lediglich zwei Bewerber.

Als Grund für den Mangel sieht der Wissenschaftler die hohe Abbrecherquote unter Lehramtsstudenten, weil die Betreuung schlecht sei, wie Klemm der Deutschen Presse-Agentur sagte. Zudem wollten zwar überwiegend junge Frauen Lehrerin werden, interessierten sich aber kaum für die MINT-Fächer.

Ähnliche Probleme in Sport und Musik

Der Verband Bildung und Erziehung sieht nicht nur in den naturwissenschaftlichen Fächern erheblichen Bedarf. Auch für Sport und die musischen Fächer fehlten seit Jahren Lehrer. Ein Sprecher von Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sagte, die Landesregierung unterstütze bereits Wettbewerbe und Akademien in Mathematik und Naturwissenschaften und fördere sie als Schlüsselkompetenzen. Ziel sei, mehr Schüler für ein Lehramtsstudium in den MINT-Fächern zu gewinnen.

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