Süddeutsche Zeitung

Bildungsrepublik Deutschland:Die Länder tun zu wenig

Bildung habe "oberste Priorität", hieß es, konkrete Ziele wurden formuliert - und innerhalb der gesetzen Frist bei Weitem nicht erreicht. Die Hauptverantwortlichen lassen sich bei näherem Hinsehen leicht ausmachen.

Kommentar von Roland Preuß

Es war das volle Programm: Die Kanzlerin und alle Ministerpräsidenten erklärten Bildung zur Schlüsselaufgabe, sie habe "oberste Priorität", wie Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich damals sagte. Es war die größtmögliche Elefantenrunde und sie formulierte konkrete Ziele. Heute, gut sechs Jahre später, ist klar: Zentrale Ziele, zum Beispiel die Zahl der Schulabbrecher zu halbieren, sind verfehlt worden.

Der damals ausgerufenen Bildungsrepublik fehlt die Substanz. Dieser Vorwurf tritt zunächst alle - Bund, Länder und Gemeinden. Bei näherem Hinsehen lassen sich jedoch die Hauptverantwortlichen ausmachen: die Bundesländer. Sie sind laut Grundgesetz verantwortlich für Schulen und Hochschulen, doch viele von ihnen sind dieser Aufgabe nicht gerecht geworden.

Priorität für Bildung sieht anders aus

Das lässt sich bei den Hochschulen gut zeigen: Der Bund hat in den vergangenen zehn Jahren seine Hilfen um mehr als 160 Prozent gesteigert, die Länder hingegen nicht einmal um ein Drittel - während die Zahl der Studienanfänger um gut 42 Prozent gewachsen ist. Sogar reiche Länder wie Baden-Württemberg vernachlässigten jahrelang ihre Hochschulen. Eine Priorität für Bildung sieht anders aus.

Gewiss, mehr Geld alleine reicht nicht. Aber ohne mehr Geld wird man an vielen Punkten nicht vorwärtskommen. Denn ob Kita-Ausbau, Ganztagsschulen oder Studienplätze, das alles kostet Milliarden.

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SZ vom 08.01.2015/mkoh
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