Bildung - Wiesbaden:Schüler müssen außerhalb der Klassenzimmer Masken tragen

Ausbildung
Eine Schülerin trägt eine Maske. Foto: Andreas Arnold/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Mit Beginn des neuen Schuljahres müssen Schüler und Lehrer außerhalb der Klassenzimmer sogenannte Alltagsmasken auf dem Schulgelände tragen. Die Pflicht gelte vom Betreten des Geländes bis zum Hinsetzen auf den Platz, erklärte ein Sprecher des Kultusministeriums am Mittwoch in Wiesbaden. Das Land macht den Schulen damit einheitliche Vorgaben wegen der Corona-Pandemie. In Hessen beginnt am Montag für rund 760 000 Schülerinnen und Schüler sowie rund 60 000 Lehrkräften nach den Sommerferien wieder der Unterricht.

Bislang war vorgesehen, dass jeweils die Schulleitungen über das Tragen von Masken zur Abdeckung von Mund und Nase entscheiden. Mit der Änderung reagiere man nun auf die zuletzt wieder etwas angestiegenen Ansteckungszahlen mit dem Coronavirus, sagte der Ministeriumssprecher. Zudem habe es Rückmeldungen von Schulleitern mit dem Wunsch nach einer einheitlichen Regelung gegeben. Über weitere Maßnahmen und Regeln im Umgang mit der Corona-Pandemie will die Landesregierung an diesem Donnerstag (13.8./10.00 Uhr) auf einer Pressekonferenz in Wiesbaden informieren.

Auch in mehreren anderen Bundesländern müssen Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer im neuen Schuljahr auf dem Schulgelände eine Mund-Nase-Bedeckung tragen. In Nordrhein-Westfalen gilt die Pflicht zumindest vorübergehend auch für die Zeit des Unterrichts. Das ist in Hessen nicht vorgesehen, Schüler und Lehrer dürfen aber eine Maske aufsetzen, wenn sie das wollen.

Angesichts der Corona-Pandemie ist der Start ins neue hessische Schuljahr wie nie zuvor mit Hoffnungen, Ängsten und Fragen verbunden. "Die Elternschaft ist tief gespalten", sagte der Vorstandsvorsitzende des Landeselternbeirats, Korhan Ekinci. "Es gibt viele Eltern, die sich freuen, dass die Schule wieder losgeht, einfach weil die Kinder die sozialen Kontakte brauchen und den Austausch mit den Lehrern."

Das Zuhausebleiben habe für die Schülerinnen und Schüler teils zu großen Schwierigkeiten geführt. "Nicht überall im Elternhaus haben wir Friede, Freude Eierkuchen", stellte Ekinci fest. Die Gruppe der Befürworter vertraue darauf, dass die Politik zusammen mit den Schulen alles durchgeplant habe - "dass die Kinder genauso gesund aus der Schule kommen wie sie morgens hingeschickt wurden".

Auf der anderen Seite gebe es Eltern, die ganz große Bauchschmerzen bei der Schulöffnung hätten, sagte Ekinci. "Sie können sich nicht vorstellen, dass die Kinder dort wirklich ungefährdet sein werden." Allein der Schulweg sei ja schon eine große Herausforderung. Für ihn sei es schwierig einzuschätzen, welche der beiden Gruppen in der Elternschaft größer ist, erklärte Ekinci. "Beide Gruppen scheinen unversöhnbar zu sein und sie diskutieren sehr herzhaft miteinander."

Auch die Lehrerschaft sei sehr gespalten, berichtete der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Stefan Wesselmann. Einige sagten, "wir können Schule nicht machen, wenn wir die Abstandsregeln nicht beibehalten". Andere befürchteten wiederum, dass die Schere zwischen den Kindern immer weiter auseinandergehe, wenn die einen zuhause von den Eltern beim Lernen Unterstützung bekommen, andere dagegen nicht.

"Das pädagogische Herz sagt, wir wollen sie alle in der Schule haben", sagte Wesselmann. Dann könnte eine Maskenpflicht im Klassenraum womöglich der Preis sein, den man zahlen müsse. Allerdings sei dies - vor allem bei sommerlichen Temperaturen - über mehrere Stunden hinweg schon eine Herausforderung.

Der Start in den schulischen Regelbetrieb in der kommenden Woche sei ein notwendiger Schritt, denn die unmittelbare persönliche Interaktion von Lehrkräften und Schülern sei unersetzbar, teilte der Vorsitzende des Hessischen Philologenverbandes, Reinhard Schwab, mit. "Der Bildungsanspruch der jungen Menschen steht außer Frage, er zwingt uns jedoch in eine Risikosituation hinein, deren Unkalkulierbarkeit uns belastet und herausfordert."

Elternvertreter Ekinci erwartet nach eigenen Worten von allen Beteiligten den Mut, "wenn wir sehen, das klappt nicht, zu sagen: "Ok, Halt, Stop"." Wenn die Kinder gefährdet seien, müsse man die Corona-Lockerungen zurücknehmen. "Was ich auch erwarte, ist, dass die Politik den Lehrkräften vor Ort vertraut, und wenn die um Hilfe rufen und sagen "das funktioniert so nicht", dass die Politik es auch den Schulen erlaubt, es jeweils anders zu machen", sagte Ekinci.

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