Bildung - Schwerin:Studie bemängelt Personalquote in der Kinderbetreuung

Bildung - Schwerin: Ein Kind spielt in einer Kita. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Illustration
Ein Kind spielt in einer Kita. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Illustration (Foto: dpa)

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Gütersloh/Schwerin (dpa/mv) - Einer Studie der Bertelsmann Stiftung zur frühkindlichen Bildung zufolge ist die Personalausstattung in Krippen und Kindergärten in Mecklenburg-Vorpommern ungenügend. "Mecklenburg-Vorpommern wird zwar 2023 genügend Kita-Plätze haben, um den Bedarf der Eltern zu erfüllen. Allerdings ist die Personalausstattung in der Mehrzahl der Gruppen nicht kindgerecht, so dass der Bildungsauftrag für die meisten Kinder nicht umgesetzt werden kann", sagte Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Entwicklung der Bertelsmann Stiftung, am Donnerstag in Gütersloh.

Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) machte klar, dass sich der Betreuungsschlüssel in den Einrichtungen auch aus ihrer Sicht verbessern müsse. Das Platzangebot für Eltern zu reduzieren ist für sie jedoch keine Option. Anders als in anderen Bundesländern seien Eltern im Nordosten finanziell darauf angewiesen, Vollzeit arbeiten zu können. Dies liege am geringen Lohnniveau in Mecklenburg-Vorpommern, so Oldenburg.

Eine Fachkraft muss im Nordosten den Berechnungen der Studie nach rund sechs Kitakinder oder rund 13 Kindergartenkinder betreuen. Dies seien deutlich mehr als die von der Stiftung empfohlenen Verhältnisse von 1 zu 3 in Kitas und 1 zu 7,5 in Kindergärten. Der Studie zufolge benötigt das Land daher 9200 zusätzliche Fachkräfte, dies entspreche ungefähren Mehrausgaben für Personalkosten von über 456 Millionen Euro.

Dass zwar die Quantität gewichtet wird, jedoch wenig auf die Ausbildung eingegangen wird, stößt in Schwerin auf Kritik. Das Bildungsministerium machte auf die hohe Quote an pädagogischen Fachkräften hierzulande aufmerksam, fast jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter seien ausgebildete Erzieher. In anderen Bundesländern seien bis zu 50 Prozent der Beschäftigten Hilfskräfte. An dieser Stelle vergleiche die Bertelsmann-Studie Oldenburg zufolge Äpfel mit Melonen.

Doch die Studie hat auch Lob für die Bildungslandschaft in Mecklenburg-Vorpommern übrig: Positiv wird die hohe Zahl der Betreuungsplätze insgesamt als auch die hohe Betreuungsquote sowohl bei Kita- als auch bei Kindergartenkindern hervorgehoben. 58 Prozent der Unter-Dreijährigen seien in einer Krippe untergebracht, dies sei die höchste Quote in ganz Deutschland. Im Kindergarten liegt der Anteil an allen Kindern im Land bei 95 Prozent.

Um die Situation kurzfristig zu verbessern, empfiehlt die Bertelsmann Stiftung die Einstellung von Hilfskräften in den Bereichen Hauswirtschaft und Verwaltung, um so die pädagogischen Fachkräfte zu entlasten. Insgesamt sollte den Empfehlungen zufolge das Aufgabenspektrum der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf das Wesentliche reduziert werden. "Die Politik muss gemeinsam mit der Praxis und auch mit den Eltern die Frage beantworten: Worauf kann verzichtet werden, ohne das Recht der Kinder auf Bildung und gutes Aufwachsen zu verletzen?", so Bock-Famulla.

Die Landesregierung sieht den Bedarf, weist jedoch auch darauf hin, dass man seinen Aufgaben bereits nachkomme: Das Land bilde jährlich mehr als 800 neue Fachkräfte aus, deutlich mehr als die bis zu 350 pro Jahr für Neueinstellungen benötigten Fachkräfte. Trotzdem fehlen die Beschäftigten in den Einrichtungen. Das Bildungsministerium verweist hier unter anderem auf Abwanderung in andere Bundesländer, wegen eines höheren Gehalts oder besserer Arbeitszeiten. Diese Bereiche - und ihre Verbesserung - liegen jedoch den Angaben nach im Verantwortungsbereich der betreffenden Träger.

© dpa-infocom, dpa:221020-99-190999/4

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