Bildung - Potsdam:Abiturprüfungen in Brandenburg starten: Kein "Notabitur"

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Einzelne Tische mit dem notwendigen Corona-Abständen stehen vor dem Beginn der Abiturprüfungen in einem Prüfungsraum. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Potsdam (dpa/bb) - In Brandenburg haben die Abiturprüfungen für rund 10 000 Schülerinnen und Schüler begonnen - mit kleinen Erleichterungen für die Prüflinge. Nach Angaben des Pädagogenverbandes gibt es wegen der pandemiebedingt häufig kürzeren Lernzeit Zugeständnisse wie etwa 30 Minuten zusätzliche Arbeitszeit während der Prüfungen. Die nutze den Schülerinnen und Schülern aber nur, wenn sie vorher auch wirklich gelernt hätten, sagte Verbandspräsident und Oberstufenlehrer Hartmut Stäker der Deutschen Presse-Agentur. Neben dem Haupttermin der Prüfungen werde zudem ein Nachschreibetermin angeboten. Stäker zufolge haben aber fast alle der Abiturienten im Land den Haupttermin gewählt. "Ich habe das Gefühl, die wollen das hinter sich haben", sagte der Verbandspräsident.

Der Landesschülerrat bemängelte dagegen, dass das Lernen unter Corona-Bedingungen nicht genügend berücksichtigt worden sei. Man hätte den Schülerinnen und Schülern bei den zu absolvierenden Prüfungsthemen eine weitere Auswahlmöglichkeit geben können, sagte die Vorsitzende Katharina Swinka. Denn trotz Präsenzunterricht hätten sie sich den Lernstoff oft selber beibringen müssen, da die Lehrkräfte in der Pandemie die Klassen aufteilen mussten und deshalb nicht immer präsent sein konnten. "Das ist für mich kein adäquater Unterricht", kritisierte die Schülervertreterin.

Das diesjährige Abitur sei im Ganzen nicht leichter und kein "Corona-Abitur", erklärte Stäker. Er habe sich die Anforderungen angeschaut. Das Abi sei gleichwertig und wie jedes andere Abitur auch. Der Verbandspräsident hatte zuvor vor einem "Notabitur" gewarnt. Das Bildungsministerium hatte versichert, dass das Abitur anspruchsvoll sein werde und vergleichbar. Auch Schülervertreterin Swinka hält es für richtig, dass der diesjährige Abschluss kein "Notabitur" sein wird. Das würde den Jahrgang, der wegen Corona schon genug Schwierigkeiten habe, in ein noch schlechteres Licht rücken, schätzte sie ein.

Bei den Hygieneschutzmaßnahmen nutzen die Schulen laut Stäker die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr. Masken müssten getragen werden, könnten aber am Platz im Raum während der Prüfungen abgenommen werden. Zudem müssen sich die Schüler vorher testen lassen. Das sieht die Eindämmungsverordnung des Landes vor. Danach müssen Schüler im Präsenzunterricht und die Lehrkräfte von diesem Montag an zweimal pro Woche einen negativen Schnelltest vorlegen, bevor sie die Schule betreten dürfen.

In den vergangenen Monaten seien die Abschlussklassen im Präsenzunterricht geteilt unterrichtet worden, erzählte Stäker. Sie wurden von den Lehrkräften in verschiedenen Räumen in kleineren Gruppen betreut. Dadurch hätten die Schüler weniger durchgängig mit den Lehrern kommunizieren können. Darauf weist auch die Schülervertreterin hin. Trotz Präsenzunterricht hätten sich die Schüler den Lernstoff oft selber beibringen müssen, da die Lehrkräfte in der Pandemie die Klassen aufteilen mussten und deshalb nicht immer präsent sein konnten. "Das ist für mich kein adäquater Unterricht", kritisierte Swinka.

Jeder Schüler, der glaube, das Abitur nicht zu schaffen, habe davon zurücktreten können, betonte Stäker. Das Schuljahr könne wiederholt werden, ohne das dieser Anlauf angerechnet werde. Das bedeute: Wer das Schuljahr schon einmal wiederholt habe, könne das coronabedingt dann ein weiteres Mal tun.

Unterdessen dürfen Schülerinnen und Schüler eines Gymnasiums in Potsdam Babelsberg trotz Quarantäne wegen Corona-Fällen an ihrer Schule das Abitur machen. Darauf hätten sich Gesundheitsamt, Schüler und Schule verständigt, wie die Stadtverwaltung am Mittwoch mitteilte. "Wir werden nun eine Prüfungsquarantäne aussprechen", sagte der Pressesprecher der Stadt, Jan Brunzlow auf Nachfrage. Das bedeute, dass die Prüflinge unter besonderen Auflagen ihr Abitur ablegen können. Sie müssen demnach einen negativen Schnelltest vorlegen, die Prüfung muss mit FFP2-Maske absolviert werden. Zudem muss die Schule dem Sprecher zufolge räumliche Bedingungen schaffen, damit ausreichend Abstand zu den anderen Mitschülern gewährleistet ist. Die Schülerinnen und Schüler dürfen bei Beachtung dieser Maßgaben für die Zeit der Prüfung ihre Quarantäne unterbrechen, müssen anschließend aber sofort wieder nach Hause, wie der Sprecher weiter erläuterte.

Nach einem Bericht der "Potsdamer Neuesten Nachrichten" wurde nach positiven Corona-Tests bei zwei Schülern für etwa 40 Abiturienten eine zweiwöchige Quarantäne angeordnet - damit schien die Abiturprüfung in Gefahr. Die Stadt habe überlegt, unter welchen Bedingungen die Schülerinnen und Schüler trotz Quarantäne an den Prüfungen teilnehmen könnten, berichtete Brunzlow. "Der Landeshauptstadt und dem Gesundheitsamt ist sehr wohl bewusst, wie wichtig dieser Abschnitt im Leben von Jugendlichen ist."

© dpa-infocom, dpa:210421-99-296347/3

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