Bildung - Neukloster:Giffey in Förderschule und familienfreundliches Unternehmen

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Franziska Giffey (SPD), Bundesministerin für Familie, spricht mit einer Schülerin. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Neukloster (dpa/mv) - Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) sieht Pläne zur Schließung der 38 Förderschulen für Kinder mit Lernschwierigkeiten in Mecklenburg-Vorpommern skeptisch. Sie finde die Idee der Inklusion grundsätzlich gut, sagte Giffey am Dienstag beim Besuch einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen in Neukloster (Landkreis Nordwestmecklenburg). "Und dann kommt das wahre Leben. Und man sieht eben, dass Förderschulen an ganz vielen Stellen etwas ermöglichen, das an der normalen Schule nicht möglich ist."

Dazu gehörten Klassen mit im Schnitt zehn Kindern, wie in Neukloster, wo besonders auf die Kinder eingegangen werden könne. "Wo verhaltensauffällige Kinder wieder plötzlich Spaß an der Schule haben, weil anders gelernt wird." Die reine Lehre der Inklusion sei manchmal schön, aber die Wirklichkeit sei eben doch oft eine andere. Als Schuldezernentin im Berliner Bezirk Neukölln habe sie das fünf Jahre lang erlebt. "Wir haben nicht die Entscheidung getroffen, alle Schulen, die eine besondere Förderung ermöglichen, dicht zu machen."

In Warnemünde forderte Giffey Unternehmer auf, die Familienfreundlichkeit in ihren Betrieben mehr in den Vordergrund zu stellen. Wer wettbewerbsfähig bleiben, weiter wachsen und gute Mitarbeiter haben will, der müsse dafür etwas tun, sagte sie beim Besuch des Medizintechnikherstellers Cortronik. Das sei für die Unternehmen kein "nice-to-have". Es sei vielmehr ein Standortfaktor im Wettbewerb um Fachkräfte und damit ein großes Thema für den Erfolg eines Unternehmens. Sie verwies dabei auf das Netzwerk "Erfolgsfaktor Familie" ihres Ministeriums, an dem bereits 7000 deutsche Unternehmen beteiligt seien.

Giffey betrachtete den Besuch von Cortronik als einen Realitätscheck bei einer Firma, die schon Schritte auf diesem Weg gemacht habe. Wie Geschäftsführer Carsten Momma sagte, sei bei Cortronik mit seinen rund 380 Mitarbeitern etwa ein umfassendes Gesundheitsmanagement eingeführt worden. Dazu zählten Sportkurse mit externen Trainern, es gebe Yoga oder Massagen. Daneben würden Berufsunfähigkeitsversicherungen oder Jobtickets angeboten. "Wir schauen, dass wir das Thema Work-Life-Balance nicht zu klein schreiben." Cortronik entwickelt und produziert Gefäßstützen (Stents).

Am Nachmittag wollte Giffey noch an der Trauerfeier für den vor 16 Jahren vom sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) ermordeten Mehmet Turgut teilnehmen. Anschließend wollte sie sich den Fragen von rund 100 Lesern der "Ostsee-Zeitung" im Rostocker Verlagsgebäude stellen.

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