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Bildung - Mainz:Erziehung zur Demokratie beginnt beim Naseputzen in der Kita

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Mainz (dpa/lrs) - Die Erziehung zur Demokratie in der Kita beginnt beim Respekt für jedes einzelne Kind - so hat Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am 30. Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention ein neu veröffentlichtes Buch Koblenzer Pädagogen auf den Punkt gebracht. Gerade in den Kindertagesstätten komme es darauf an, demokratische Werte vorzuleben, sagte der Direktor des Instituts für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit (IBEB) an der Hochschule Koblenz, Armin Schneider, am Mittwoch in Mainz.

Bei der Vorstellung des Buchs zur "Demokratiepädagogik in Kindertageseinrichtungen" erklärte die Leiterin der vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) getragenen Kita "Mainzelkinder", Nicole Bikri, es komme darauf an, Kindern immer auf Augenhöhe zu begegnen. Das bedeute dann auch, einem Kind nicht einfach die triefende Nase abzuwischen, sondern dazu die Interaktion aufzunehmen, also das Kind vorher zu fragen. Partizipation sei schon bei ganz kleinen Kindern wichtig, etwa in Form einer "beziehungsvollen Pflege" beim Wechseln der Windel.

Beteiligung von Kindern bedeute nicht, auf Regeln zu verzichten, sagte Bikri. Aber die Kinder sollen sagen, "wenn sie etwas blöd finden". Pädagogische Fachkräfte sollten "nicht nur den berechtigten Widerspruch der Kinder aushalten können, sondern sie sogar dazu ermutigen, bei Bedarf angemessen Widerstand zu leisten", schreibt die Mitherausgeberin und Kita-Leiterin Carmen Jacobi-Kirst in ihrem Beitrag für den Sammelband, der aus Fachforen entstanden ist und bundesweit Anstöße zur Demokratie-Erziehung in der Kita geben will.

Künftig sollen auch Vorschulkinder im rheinland-pfälzischen Landtag Einblick in politische Demokratie erhalten. "In der Arbeit, für Demokratie zu werben, wollen wir noch eine Schippe drauflegen", sagte Landtagsvizepräsidentin Astrid Schmitt (SPD) am Mittwoch in Mainz. Bisher seien Kinder und Jugendliche ab der dritten Klasse die Hauptzielgruppe von Landtagsbesuchen. "Wir wollen das stückchenweise auch auf den Kita-Bereich ausdehnen", sagte Schmitt und lud gleich die Kita "Mainzelkinder" ein.

"Unsere Gesellschaft braucht mehr denn je eine Kultur des Miteinanders", sagte Hubig bei der Buchpräsentation. "Wenn Kinder das lernen, bin ich sehr optimistisch, dass wir weiter in einer Demokratie leben."

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