Bildung:Kitabetreuung und Unterricht in den Schulen wieder für alle

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Schulkinder werden in einem Klassenraum einer Grundschule unterrichtet. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Magdeburg (dpa/sa) - In Sachsen-Anhalts Schulen startet wieder ein regelmäßiger Unterricht für alle Schüler - was bei Eltern- und Lehrer-Vertretern gemischte Gefühle auslöst. Kritisch sehen diese vor alle die Pläne, in den Grundschulen wieder täglichen Unterricht in voller Klassenstärke einzuführen und dabei auf den Mindestabstand zu verzichten.

"Uns wäre es lieber gewesen, wenn wir an den Grundschulen das Wechselmodell weitergefahren hätten, das mehr Abstände ermöglicht", sagte die Landeschefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Eva Gerth. Die Schulen hätten den Unterricht in A- und B-Gruppen gut geplant und die Lehrkräfte könnten sich damit ganz gut arrangieren, sagte sie.

Von Dienstag an können wieder alle Kinder und Jugendlichen Kitas, Schulen und Horte besuchen. Damit endet das Prinzip der Notbetreuung. Die Einrichtungen waren Mitte März geschlossen worden, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen.

Zum Neustart werden an den Schulen alle Jahrgänge im sogenannten Wechselmodell unterrichtet. Dabei werden die Klassen in mehrere kleinere Gruppen geteilt, die abwechselnd in der Schule und zuhause lernen. Vom 8. Juni an soll der Unterricht an den Grundschulen umgestellt werden und die Kinder täglich in voller Klassenstärke zusammen lernen. Der Mindestabstand gilt nicht. Im Gegenzug sollen die Klassen immer von der gleichen Lehrkraft unterrichtet und auf dem Schulgelände von anderen Gruppen getrennt werden.

Das System funktioniere nur so lange, wie die eingeteilten Lehrerinnen und Lehrer nicht ausfielen, sagte die Vorsitzende des Grundschulverbands, Thekla Meyerhofer. Gerade an großen Schulen stoße das System ebenfalls an Grenzen. "Wenn alle Gruppen getrennt bleiben sollen, müssten dort manche um zehn anfangen, Mittag zu essen."

Andererseits sei es für die Kinder sehr wichtig, wieder täglich und regelmäßig in die Schule zu gehen. "Die Kinder sehnen sich nach Normalität, aber Corona ist eben auch nicht vorbei."

Ähnlich sieht das Matthias Rose vom Landeselternrat. Es sei problematisch, dass bei der Kitabetreuung und an den Grundschulen jetzt der sonst so stark eingeforderte Mindestabstand nicht mehr wichtig sein solle, sagte er.

Andererseits seien viele Eltern nach Wochen des Heimunterrichts und der Kinderbetreuung an ihre Grenzen gestoßen und die Wiederöffnung sei eine große Erleichterung. Das gelte sowohl für die finanzielle Situation als auch für die häufig beklagte und erlebte Überforderung, die eigenen Kinder zu unterrichten. "Uns erreichen viele Elternbriefe, in denen steht: "Macht die Schulen wieder auf!". Und fast ebenso viele mit dem Tenor: Macht Kitas und Schulen auf keinen Fall wieder auf."

Rose verwies darauf, dass Eltern ihre Kinder vom Präsenzunterricht befreien dürfen, wenn ein besonderes Risiko besteht, an Covid-19 zu erkranken. Auch Lehrkräfte können sich vom Arzt attestieren lassen, zur Corona-Risikogruppe zu gehören.

Zuletzt nutzten laut Bildungsministerium rund 1300 Kolleginnen und Kollegen diese Möglichkeit. Rund 13 600 Lehrkräfte konnten hingegen vor Ort eingeplant werden. Ob das Personal reiche, müsse abgewartet werden, sagte GEW-Chefin Gerth. An den Grundschulen gebe es Kolleginnen und Kollegen, die durch die neuen Abstandsregeln zusätzlich besorgt und verunsichert seien, was die Ansteckungsgefahr angehe.

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