Bildung - Hannover:Mehr als 1700 neue Lehrer: Abordnungen bleiben bestehen

Hannover (dpa/lni) - Zum Beginn des neuen Schuljahres hat das Land mehr als 1700 neue Lehrer verpflichtet. Das Kultusministerium erwartet eine bessere Unterrichtsversorgung. Und die Schulen bekommen Millionen aus Bundesmitteln, um die Digitalisierung voranzutreiben. Soweit die guten Nachrichten, die Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Mittwoch vor dem Schulstart verkündete. Die weniger guten: Gymnasiallehrer werden auch weiterhin in großem Stil an anderen Schulformen aushelfen müssen. Und Stellen an Schulen im ländlichen Raum sind mittlerweile so schwer zu besetzen, dass das Land künftig eine Prämie zahlen will, um Lehrer zu finden. An den allgemeinbildenden Schulen arbeiten mehr als 72 000 Lehrkräfte.

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Hannover (dpa/lni) - Zum Beginn des neuen Schuljahres hat das Land mehr als 1700 neue Lehrer verpflichtet. Das Kultusministerium erwartet eine bessere Unterrichtsversorgung. Und die Schulen bekommen Millionen aus Bundesmitteln, um die Digitalisierung voranzutreiben. Soweit die guten Nachrichten, die Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Mittwoch vor dem Schulstart verkündete. Die weniger guten: Gymnasiallehrer werden auch weiterhin in großem Stil an anderen Schulformen aushelfen müssen. Und Stellen an Schulen im ländlichen Raum sind mittlerweile so schwer zu besetzen, dass das Land künftig eine Prämie zahlen will, um Lehrer zu finden. An den allgemeinbildenden Schulen arbeiten mehr als 72 000 Lehrkräfte.

MEHR LEHRER ZUM NEUEN SCHULJAHR

Niedersachsen hat zum Beginn des kommenden Schuljahres bislang 1712 neue Lehrer eingestellt. Damit seien 90 Prozent der rund 1900 Stellen besetzt, die das Land zum 1. August ausgeschrieben habe, sagte Tonne. Das Bewerbungsverfahren laufe noch bis Ende August. Unter den neu eingestellten Lehrern seien 122 Quereinsteiger, dies entspricht einem Anteil von etwa 7 Prozent. Insgesamt seien 300 in dieser Runde Lehrkräfte mehr eingestellt worden als aus dem Dienst ausscheiden.

BESSERE UNTERRICHTSVERSORGUNG

Nach Tonnes Angaben wird die landesweite durchschnittliche Unterrichtsversorgung den Prognosen zufolge im neuen Schuljahr einen Wert von 99,8 Prozent erreichen. Im vergangenen Schuljahr waren es 99,4 Prozent. "Wir haben damit den Turnaround bei der Unterrichtsversorgung erreicht", sagte Tonne. Die Unterrichtsversorgung gibt an, zu welchem Prozentsatz der vorgesehene Unterricht und zusätzliche Lehrerstunden für Inklusion, Ganztagsschule und Sprachförderung abgedeckt werden können. Der kurzfristige Ausfall von Schulstunden wegen der Erkrankung von Lehrern ist in diesem Wert nicht eingerechnet.

ABORDNUNGEN

In der ersten Hälfte des neuen Schuljahres werden laut Tonne 2309 Lehrer an anderen Schulformen aushelfen müssen; die Zahl der dafür eingeplanten Unterrichtsstunden liegt bei 20 353. Eine deutliche Verbesserung ist das nicht. Im vergangenen Schulhalbjahr unterrichteten 2410 Lehrer an anderen Schulformen und gaben 19 454 Stunden Unterricht. Da es auf dem Arbeitsmarkt mehr Gymnasiallehrer gibt als Lehrer für Grund-, Haupt- und Realschulen, sind es häufig Gymnasien, von denen Lehrer abgeordnet werden. "Bei der Vermeidung von Abordnungen sind wir noch nicht so weit gekommen, wie wir das möchten", räumte Tonne ein. Der Philologenverband rügte, von der im vergangenen Jahr angekündigten Entspannung bei diesem Thema sei kaum etwas geblieben.

BESSERE BESOLDUNG IN LÄNDLICHEN REGIONEN

Um die Lehrerversorgung im ländlichen Raum zu verbessern, startet das Land mit Beginn des kommenden Jahres ein Sonderprogramm. Teilnehmen sollen fünf ländliche Regionen mit geringer Lehrerversorgung. Das Land prüft derzeit die Zahlung einer Prämie für Pädagogen, die dort eine Stelle annehmen. Laut Tonne soll es sich um einen "dreistelligen Betrag monatlich" handeln. Auch die Umzugskosten will das Land übernehmen. Kritik an diesem Vorschlag kam von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Der Minister habe viele Probleme erkannt, er drehe aber mit bloßen Händen an kleinen Schrauben, sagte die Landesvorsitzende Laura Pooth. "Eine Flächenprämie für Lehrkräfte würde die ungleiche Bezahlung noch verschärfen." Auch der Philologenverband warnte vor neuer Unruhe durch das Programm. Der FDP-Bildungsexperte Björn Försterling sagte: "Der Kultusminister versäumt es seit fast zwei Jahren, den Lehrerberuf attraktiver zu machen und Belastungen abzusenken."

Der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund sieht finanzielle Anreize für Lehrkräfte, die in die Provinz gehen, dagegen positiv. "Wenn das Land zudem noch nachhaltig in die Infrastruktur auf dem Lande, insbesondere in verlässlichen ÖPNV und in schnelles Internet investiert, werden die "Dorflehrerprämien" bald überflüssig"", meinte Sprecher Thorsten Bullerdiek.

GELD AUS DEM DIGITALPAKT

Die Träger der niedersächsischen Schulen können ab sofort Fördermittel des Bundes aus dem Digitalpakt abrufen. Das Online-Verfahren zur Beantragung sei freigeschaltet, sagte Tonne. Über den Digitalpakt erhält Niedersachsen für die Verbesserung der IT-Infrastruktur bis 2023 insgesamt 470 Millionen Euro vom Bund. Dazu kommen 52 Millionen Euro aus Landesmitteln. Jede Schule ab einer Größe von 60 Schülern erhält einen Sockelbetrag von 30 000 Euro, kleinere Schulen bekommen einen Anteil dieser Summe. Darüber hinaus gibt es weitere Fördergelder, die sich über die Anzahl der Schüler berechnen.

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