BildungHamburger Bildungspläne nach Kritik erheblich überarbeitet

Lesezeit: 3 Min.

Ties Rabe (SPD), Senator für Schule und Berufsbildung in Hamburg.
Ties Rabe (SPD), Senator für Schule und Berufsbildung in Hamburg. (Foto: Marcus Brandt/dpa)

Mehr Klausuren, mehr inhaltliche Vorgaben: Die Bildungspläne, die die Schulbehörde im März vorstellte, wurden heftig kritisiert. Jetzt präsentierte Schulsenator Ties Rabe überarbeitete Pläne.

Direkt aus dem dpa-Newskanal: Dieser Text wurde automatisch von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übernommen und von der SZ-Redaktion nicht bearbeitet.

Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Schülerinnen und Schüler starten mit neuen Bildungsplänen ins Schuljahr 2023/24. Nach heftiger Kritik von verschiedenen Verbänden hat Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Montag die überarbeiteten Bildungspläne seiner Behörde vorgestellt. „Wir haben die guten Anregungen, aber auch die Sorgen der Schulwelt sehr ernst genommen und die Pläne erheblich überarbeitet“, sagte Rabe. „Ich glaube, am Ende ist das ein sehr, sehr guter Kompromiss geworden, der vielleicht den ein oder anderen überraschen mag, weil wir doch sehr stark entgegengekommen sind. Aber ich finde, das ist vernünftig. Wir haben bisher alles mit der Schulwelt zusammen gemacht, und so soll es auch in Zukunft weitergehen.“

Anders als die ersten Entwürfe sehen die neuen Bildungspläne keine zusätzlichen Klausuren vor. Dieser Punkt hat laut Rabe für die größte Aufregung gesorgt. „Ich glaube, dass der Vorschlag, den wir jetzt machen, allen Beteiligten entgegenkommt“, sagte der Senator. Wie bisher können zahlreiche Klausuren – bis auf solche in Rechtschreibung und Mathematik – durch alternative Leistungen wie Referate oder Präsentationen ersetzt werden. Hier sollen in einem Dialog mit allen Beteiligten gemeinsam mit Wissenschaftlern gute Beispiele gesammelt und Qualitätsvorgaben entwickelt werden. Weiterhin gelte auch die alte Regel bei der Benotung - „Das Schriftliche darf nicht überwiegen“.

Die ersten Planentwürfe waren unter anderem von der Elternkammer, der Lehrerkammer, den Grundschulleitungen und den Leitungen der Stadtteilschulen kritisiert worden. Sie bemängelten, dass es mit ihnen keinen offenen Dialog gegeben habe und wehrten sich gegen ein „unzeitgemäßes Pauken“. Die neuen Pläne würden eine zukunftsgerechte Bildung verhindern. Die Schulbehörde wies die Kritik zurück. Sie sprach von einer breiten Beteiligung von Eltern, Schülerinnen und Lehrern. Fast 240 Stellungnahmen habe es gegeben. Vieles sei davon jetzt bei der Überarbeitung berücksichtigt worden.

Ein weiterer Kritikpunkt war die geplante neue Stofffülle. „Hier haben wir die Mehrheit ernst genommen, die sagt, wir müssen zu einer ausgewogeneren Betrachtung kommen zwischen dem Gestaltungsspielraum der Schule auf der einen Seite und den Vorgaben der Schulbehörde auf der anderen Seite“, sagte Rabe. Vor diesem Hintergrund habe man die Bildungsinhalte noch einmal in allen Fächern deutlich reduziert - bis auf Mathematik. Nach Angaben der Schulbehörde beanspruchen die neuen Bildungsinhalte jetzt rund 50 Prozent der Unterrichtszeit, die anderen 50 Prozent könne die Schule selbst gestalten.

Als Beispiel nannte Rabe die Vorgaben im Fach Deutsch in der Grundschule. Hier habe in den alten Bildungsplänen lediglich gestanden „Der Schüler soll Texte schreiben“. Die Schulbehörde wollte das auf neun verschiedene Textsorten konkretisieren, jetzt schlage die Schulbehörde fünf verschiedene Textsorten vor. Das Thema Inklusion sei in die Präambel der Bildungspläne aufgenommen worden.

Beibehalten wurden die von der Schulwelt begrüßten neuen Leitperspektiven „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, „Werte für ein gelingendes Zusammenleben in einer solidarischen, vielfältigen Gesellschaft“ und „Leben und Lernen in einer digital geprägten Welt“.

Die neuen Bildungspläne sind ab sofort im Internet einzusehen. Sie sollen nach den Sommerferien schrittweise mit einer dreijährigen Erprobungsphase eingeführt werden. Die Schulen sollen in dieser Phase ihre schuleigenen Vorgaben und Pläne auf die neuen Bildungspläne ausrichten und den Unterricht entsprechend anpassen. „Wir wissen auch, dass die Schulen jetzt ein bisschen Arbeit vor sich haben, um sich auf diese Bildungspläne einzustellen“, sagte Rabe. Dabei würden die Schulen von der Schulbehörde umfangreich unterstützt.

Die dreijährige Erprobungsphase werde wissenschaftlich begleitet, um die Unterstützungsmaßnahmen zu überprüfen und zu verbessern, aber auch um eventuelle Unschärfen oder Probleme der neuen Bildungspläne zu heilen. Nach dieser Phase sollen die Bildungspläne am 1. August 2026 vollends in Kraft treten.

Die überarbeiteten Bildungspläne lösten ein geteiltes Echo aus. Während die Grünen die neuen Pläne als „tragfähigen Kompromiss“ bezeichneten, forderte Sabine Boeddinghaus von den Linken mehr Zeit für die Schulen zur Prüfung der vorgelegten Pläne. „Denn wenn die Entwürfe der Bildungspläne weiterhin weder zukunftsgerichtet noch pädagogisch sinnvoll noch qualitativ auf der Höhe der Zeit sind, bleiben sie ein Fall für die Mottenkiste“, heißt es in einem Antrag, den die Linksfraktion in die nächste Bürgerschaft einbringen will.

Die FDP-Abgeordnete Anna v. Treuenfels-Frowein warf Rabe vor, den Schulstrukturfrieden zu unterlaufen. „Was Schulsenator Rabe heute vorgelegt hat, bleibt weit hinter den Absichten des überparteilichen Schulstrukturfriedens zurück. Seine eigenen Pläne für Leistungssteigerung hat der Senator geschliffen, unter dem Druck links-grüner Kräfte, die nur gute Noten statt guter Bildung anstreben“, sagte die Politikerin. Dass Referate und Präsentationen weiter Klausuren ersetzen können, sei ein Fehler, ebenso die Reduzierung verbindlicher Lerninhalte auf 50 Prozent.

© dpa-infocom, dpa:221218-99-946763/3

Zur SZ-Startseite
  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: