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Bildung - Erfurt:Etwa die Hälfte der Schulen hat Sozialarbeiter

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Erfurt (dpa/th) - An etwa der Hälfte der Thüringer Schulen sind Schulsozialarbeiter im Einsatz. Das geht aus Daten des Thüringer Bildungsministeriums hervor. Demnach sind rund 500 Fachkräfte an 485 Schulen unterwegs. Insgesamt gibt es im Freistaat aktuell 972 Schulen. Die 500 Schulsozialarbeiter haben aber nicht alle eine volle Stelle, sondern verteilen sich auf rechnerisch 378,94 Vollzeitstellen. Den Angaben zufolge wird die Schulsozialarbeit vor allem von freien Trägern der Jugendhilfe angeboten. Das bedeutet: Die meisten Fachkräfte sind nicht beim Staat, sondern bei einem freien Träger angestellt.

Zu den Aufgaben von Schulsozialarbeitern gehört es, die soziale Integration junger Menschen zu unterstützen, dabei zu helfen, Bildungsnachteile abzubauen, Eltern und Lehrer zu beraten und ein "ein lernförderliches Schulklima" mitzugestalten, wie es aus dem Bildungsministerium heißt.

"Schulsozialarbeiter sind ein ganz wichtiger Puzzlestein in den multiprofessionellen Teams, die wir an den Schulen brauchen", sagte der Vorsitzende des Thüringer Lehrerverbands (tlv), Rolf Busch. In den vergangenen Jahren sei dazu in Thüringen viel Gutes passiert. "Aber es reicht nicht. Wir brauchen mehr von solchen Leuten an den Schulen", sagte der tlv-Chef.

Busch ist selbst Schulleiter und würde es begrüßen, wenn Schulsozialarbeiter nicht nur von freien Trägern kämen, sondern fest an den Schulen arbeiteten. "Schulsozialarbeiter helfen Schülern, die mal einen Ansprechpartner brauchen, sie organisieren Projekte zur Gewaltfreiheit oder zur Drogenprävention", sagte Busch. Zudem seien sie in manchen Fällen auch Mittler zwischen Schulen und Jugendamt.

Nach Angaben des Bildungsministeriums sind die Kommunen für die Schulsozialarbeit verantwortlich. "Das Land unterstützt die Schulsozialarbeit in Thüringen mit jährlich mindestens 22,251 Millionen Euro", so das Ministerium. Im Haushalt 2021 seien die Mittel im Vergleich zum gesetzlichen Mindestförderbetrag leicht aufgestockt worden. Diese Aufstockung sei im Haushaltsentwurf der Landesregierung für das Jahr 2022 nicht mehr vorgesehen. "Ein weiterer Ausbau der Schulsozialarbeit wäre damit vorerst nicht möglich."

Die Bildungspolitikerin und Grünen-Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich sagte, dass der bisherige Haushaltsentwurf bei der Schulsozialarbeit nur das gesetzliche Minimum abbilde. "Mit diesem Minimum können wir uns hinsichtlich der steigenden psychosozialen Belastungen gerade angesichts der Pandemie jedenfalls nicht zufrieden geben", sagte Rothe-Beinlich. In den Haushaltsverhandlungen sei es deshalb Ziel ihrer Fraktion, den Etat für Schulsozialarbeit aufzustocken. "Langfristig braucht es schließlich an jeder Schule - insbesondere auch an Grundschulen und Gymnasien - ausreichend Angebote der Schulsozialarbeit", sagte Rothe-Beinlich.

Im Jahr 2014 hatte es in Thüringen noch 233 Schulsozialarbeiter gegeben, die sich rund 175 Vollzeitstellen teilten und an 252 Schulen eingesetzt wurden. Nach Angaben des Bildungsministeriums ist es inzwischen vor allem im ländlichen Raum schwer, geeignete Fachkräfte zu finden.

© dpa-infocom, dpa:211122-99-92619/3

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