Bildung - Düsseldorf:Studie: Homeschooling verschärft Bildungsungleichheit

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Eine Schülerin sitzt an ihrem Schreibtisch. Foto: Jonas Güttler/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Mit dem coronabedingten Distanzunterricht verschärft sich einer Erhebung zufolge die Bildungsungleichheit. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Online-Befragung der Landeselternkonferenz NRW von rund 22 000 Müttern und Vätern aus Nordrhein-Westfalen zum Homeschooling. Die Umfrage sei nicht repräsentativ, weil gerade Aussagen von Eltern ohne digitale Ausstattung nicht enthalten seien.

Bei der digitalen Ausstattung sieht die Studie erhebliche Unterschiede unter den Schulformen: Während fast 60 Prozent der Gymnasien ihren Schülern digitale Endgeräte wie Tablets zur Verfügung stellten, seien es bei Grundschulen, Haupt- oder Realschulen nur 30 Prozent, in den Gesamtschulen 44 Prozent.

Positiv sei: Über alle Schulformen hinweg könnten gut zwei Drittel aller Schüler mehrmals pro Woche mit ihren Lehrern sprechen. Aber gut jeder vierte Schüler (27 Prozent) habe seltener als einmal die Woche oder sogar nie Kontakt zum Lehrer. Schüler von Grund-, Förder-, Haupt- und Realschulen benötigen bei den Aufgaben oft besondere Unterstützung, betonte die LEK NRW. Aber etwa ein Drittel der Grundschüler erhalte gar keine pädagogische Unterstützung. Das sei alarmierend. Und ohnehin benachteiligte Schüler mit besonderem Förderbedarf und aus sozial schwachen Familien blieben oft außer Betracht.

In rund drei Viertel der Schulen würden Lernplattformen und Apps eingesetzt. Zusätzliche Online-Angebote gebe es vor allem für die älteren Schüler in der Sekundarstufe II. "Je jünger und unterstützungsbedürftiger die Lernenden sind, desto weniger profitieren sie davon", hieß es zu den Online-Angeboten. Es zeige sich, dass normaler Unterricht verlagert werde auf schriftliche "Hausaufgaben". Das benachteilige grundsätzlich Schüler mit Stärken in mündlicher Leistung. Eltern könnten ihren Kindern daheim zudem unterschiedlich stark unter die Arme greifen. Die große Mehrheit der Mütter und Väter wünsche sich mehr Unterstützung durch die Lehrkräfte.

Dass es mehrheitlich inzwischen ein strukturiertes Angebot für das Distanzlernen gebe, das sich am Stundenplan orientiere, sei erfreulich, meinte der Verband. Gut drei Viertel der Schüler wüssten, was während der Woche auf sie zukommen, etwa 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen hätten einen Stundenplan. Allerdings werden der Umfrage zufolge nur in 34 Prozent der Fälle alle Fächer nach Plan unterrichtet. Distanzunterricht könne Präsenzunterricht nicht ersetzen, bilanziert die Studie.

Zuvor hatte das ARD-Magazin "Kontraste" vorab aus der Untersuchung zitiert - und wollte darüber am Abend (21.45 Uhr) ausführlich im Ersten berichten. Das TV-Magazin wies auch auf große regionale Unterschiede hin, wie eine deutschlandweite "Kontraste"-Anfrage zur Praxis der Grundschulen ergeben habe. In den acht Ländern NRW, Hamburg, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Saarland, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz würden Eltern zwar gebeten, ihr Kind nur im Notfall zur Schule zu schicken, sie könnten aber selbst entscheiden. Derzeit besuchten in Hessen rund 20 Prozent der Schüler, in Bremen 65 Prozent die Schulen. Sechs Länder setzen hohe Hürden für die Präsenz von Grundschülern in der Schule.

© dpa-infocom, dpa:210204-99-305221/3

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