Bildung - Budenheim:Mehr Hoffnung als Sorge: Schulbeginn in Corona-Zeiten

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Malu Dreyer (SPD) bei einem Termin. Foto: Andreas Arnold/dpa (Foto: dpa)

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Budenheim (dpa/lrs) - Mit demonstrativer Zuversicht trotz aller Corona-Bedenken sind Kinder und Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte in ein neues Schuljahr gestartet. "Es ist in diesem Jahr anders, aber ich bin froh, dass ich nicht mehr zuhause bleiben muss", sagte die Siebtklässlerin Aicha am Montag in der Lennebergschule in Budenheim (Kreis Mainz-Bingen). Dort waren zum Beginn des neuen Schuljahres Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bildungsministerin Stefanie Hubig (beide SPD) zu Besuch.

"Schule ist viel mehr als Tafel, Tablet und Tinte", sagte die rheinland-pfälzische Regierungschefin. Die Rückkehr zum Regelbetrieb sei auch "ein Signal an die Gesellschaft". Wenn sich alle nach den Bedingungen der Corona-Krise richteten, könne vermieden werden, "dass wir insgesamt wieder in einen Shutdown kommen". Mit Blick auf die Schulschließung Mitte März und den ab Ende April stufenweise eingeführten Wechsel von Fernunterricht mit Unterricht in der Schule sagte Dreyer, die Schulgemeinschaft habe diese Schwierigkeiten "gut gestemmt".

Schule müsse in Präsenz stattfinden, sagte Bildungsministerin Hubig. Der Beginn des neuen Schuljahres sei ein besonderer Tag, "auch wenn wir nicht wissen, was passiert". Womöglich müssten Schulen auch wieder geschlossen werden, falls es zu einem steilen Anstieg der Infektionszahlen komme. Für diesen Fall hat das Bildungsministerium zwei alternative Szenarien zum Regelbetrieb vorbereitet: den Wechsel von Fern- und Präsenzunterricht sowie ausschließlichen Fernunterricht mit digitalen Mitteln. Sie wünsche aber allen, "dass wir keinen einzigen Tag haben, an dem Schulen schließen müssen", sagte Hubig.

Als Schulleiter der Lennebergschule, die Grundschule und Realschule plus vereint, sagte Baris Baglan, die Corona-Schutzmaßnahmen würden an der Schule strikt umgesetzt. Für die Schülerinnen und Schüler bedeute der Beginn des neuen Schuljahres auch "Freunde wiedersehen, regelmäßige Tagesstrukturen, Klassenunterricht face to face und weniger Adipositas bei mehr Bewegung". Die Corona-Krise habe sichtbar gemacht, was für den digitalen Unterricht noch verbessert werden müsse. "Wenn es sein muss, können wir auch Home Schooling weiter managen. Muss aber ehrlich gesagt nicht sein." Die Hoffnung sei zum Schulbeginn jedenfalls größer als die Sorge, sagte Manuela El Habibi vom Schulelternbeirat.

Beim Besuch aus der Landesregierung trugen die Kinder ihre Masken auch im Klassenraum - sicher ist sicher. Sonst kann der Mund-Nasen-Schutz im Unterricht aber abgesetzt werden. Dreyer und Hubig besuchten eine vierte Klasse, in der ihnen die Kinder eine rhythmische Klatsch- und Trommelshow zeigten, ehe beide die Labrador-Hündin Pink begrüßten. Die Lennebergschule hat sogenannte Hundeklassen, in denen eine "tiergestützte Pädagogik" betrieben wird, unter anderem zur Förderung emotionaler Kompetenzen.

In einer siebten Klasse ließen sich die Besucherinnen den Einsatz einer Schul-App zeigen, die unter anderem Stundenplan und Hausaufgaben integriert. Im neuen Schuljahr treibt das Bildungsministerium die Entwicklung des "Schulcampus RLP" voran, die als landesweite digitale Arbeitsumgebung für alle Schulen dienen soll.

Noch einen Tag mehr Aufregung gibt es für 37 100 Kinder der ersten Klasse, die am Dienstag eingeschult werden. Das sind nach Angaben des Bildungsministeriums 1450 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt - einschließlich der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an den Berufsschulen - gibt es in diesem Schuljahr 521 100 Schülerinnen und Schüler, 1550 weniger als im vergangenen Schuljahr. Allein an den allgemeinbildenden Schulen sind es 407 500 junge Menschen.

Alle am Schulleben Beteiligten müssten mit in die Entscheidungsprozesse rund um Schule und Corona eingebunden werden, forderte am Montag die Vertretung der Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz (LSV). "Ich bin schockiert, dass bisher sämtliche Maßnahmen, die über unsere Gesundheit und unsere Schullaufbahn entscheiden, getroffen wurden, ohne auch nur ein einziges Mal nach unserer Einschätzung zu fragen", kritisierte LSV-Vorstandsmitglied Justus Schenk. Niemand wünsche sich erneut sehr strenge Corona-Maßnahmen. "Dennoch sind erneute Schulschließungen denkbar und sollten nicht um jeden Preis vermieden und bis in den letzten Moment hinausgezögert werden."

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