Bildung - Berlin:Grammatik in den Ferien: Sommerschule hilft Lücken schließen

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Eine Lehrerin schreibt in einer Grundschule Wörter mit "Sp" am Anfang auf eine Tafel. Foto: Sebastian Gollnow/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Eigentlich sind in Berlin Sommerferien, aber Nicha Wahlstab steht im Oberstufenzentrum (OSZ) Bekleidung und Mode in Kreuzberg trotzdem vor der Tafel und erklärt den Konjunktiv. Daran verzweifeln Schülerinnen und Schüler oft, auch wenn Deutsch ihre Muttersprache ist. Vor der Lehrerin sitzen in diesem Fall aber Jugendliche aus ganz verschiedenen Ländern, die in der Mehrzahl noch nicht jahrelang in Berlin leben und wegen der Corona-Pandemie in den vergangenen Monaten auch noch Unterricht unter erschwerten Bedingungen hatten.

Bei der Sommerschule im Rahmen des Berliner Aufholprogramms "Stark trotz Corona" haben sie Gelegenheit, Lernlücken zu schließen. Wahlstab hat mit ihren Schülerinnen und Schülern gerade geübt, wie der Konjunktiv II funktioniert: Was sie machen würden, wenn sie Politiker wären, hat Wahlstab sie gefragt. Dann würden sie sich für kostenloses Fahren in Bus und Bahn einsetzen, für jüngere Lehrer an den Schulen und gegen Krieg, haben die Schüler vorgeschlagen und dann ausprobiert, wie der vollständige Satz grammatisch richtig lauten müsste.

Eine davon ist die palästinensisch-stämmige Tasneen Al Sahli, die seit zwei Jahren in Berlin lebt. Als Bildungssenatorin Sandra Scheeres am Donnerstag zu Besuch bei in dem Kreuzberger Oberstufenzentrum ist, erzählt die Schülerin, dass sie Polizistin werden möchte und vier Wochen lang an der Sommerschule teilnimmt.

Ferienschulangebote vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie gibt es in Berlin seit einem Jahr, die Teilnahme ist freiwillig. Insgesamt mehr als 20 000 Schülerinnen und Schüler haben nach Angaben der Bildungsverwaltung bisher daran teilgenommen. Ein Schwerpunkt liegt auf den Kernfächern wie Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen. In diesem Sommer standen 8440 Plätze zur Verfügung. Vor den Ferien gab es Kritik, das reiche nicht. Scheeres hatte eingeräumt, dass nicht jedem, der teilnehmen möchte, ein Platz garantiert werden könne.

In Kreuzberg sagte sie, im Grundschulbereich sei die Nachfrage größer gewesen als das Angebot. Eine Reihe von Kindern habe aber nachrücken können. Für Schüler der weiterführenden Schulen habe es ausreichend Plätze gegeben. Das Land hat für die Sommerschulangebote laut Bildungsverwaltung 1,1 Millionen Euro ausgegeben, hinzu kamen gut 1,2 Millionen Euro aus EU-Mitteln.

Mit gut 3000 Plätzen war das Angebot für Erst- bis Drittklässler am größten. Für Siebt- und Achtklässler gab es je 1000 Plätze, für die Klassen darüber insgesamt 2400 Plätze sowie 1040 an Ferienschulen für berufliche Bildung wie in dem OSZ in Kreuzberg.

Das klingt nach viel, reicht aber nicht. Und das weiß auch die Bildungssenatorin, die darauf hinwies, wie schwierig das Lernen in der Corona-Pandemie bisher war: mit Schulschließungen, Wechselunterricht, Herantasten ans digitale Lernen. Auch in den Herbstferien soll es deshalb entsprechende Angebote geben, dann insbesondere für die Jahrgangsstufen fünf und sechs, die den Übergang auf die weiterführenden Schulen in den Blick nehmen. Und auch danach werden Ferienschulangebote nach Überzeugung der Senatorin weiter gebraucht.

© dpa-infocom, dpa:210722-99-478103/3

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