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Bildung - Berlin:Baustelle Lernraum: Schulen bekommen ein Alternativangebot

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Berlin (dpa/bb) - Nach erheblichen Schwierigkeiten am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien hat es am Dienstag neue Probleme mit der Plattform Lernraum Berlin gegeben. Während Dutzende Eltern und Lehrkräfte am Montag unter anderem auf Twitter über lange Wartezeiten geklagt hatten oder sich gar nicht erst anmelden konnten, waren tags darauf zumindest viele Inhalte für den Online-Unterricht nicht gleich auf der Startseite auffindbar. Die Bildungsverwaltung ging am Dienstag aber davon aus, dass die Plattform wieder stabil funktioniert. Bereits vor Weihnachten hatte es Probleme gegeben.

Am Montag habe die hohe Zahl der Nutzer dazu geführt, dass der Lernraum kaum erreichbar gewesen sei, räumte der Sprecher der Bildungsverwaltung, Martin Klesmann, ein. Das Zuse-Institut Berlin, bei dem die Server für den Lernraum stehen, habe drei eigentlich für andere Zwecke vorgesehene Hochleistungsrechner zur Verfügung gestellt, so dass der Lernraum wieder stabil sei und von Schulen genutzt werden könne.

Bereits am Montag kündigte die Bildungsverwaltung an, dass die Berliner Schulen auch die Lernplattform itslearning in Kürze nutzen können. Klesmann betonte am Dienstag, sie solle den Lernraum grundsätzlich nicht ersetzen, sondern ergänzen.

Vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten mit dem Lernraum am Montag begrüßte das die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Regine Kittler. "Wir haben beim Lernraum Berlin 108 000 Accounts angelegt, was eine enorme Steigerung zum Frühjahr ist", sagte Kittler am Dienstag. "Aber ob da viel mehr möglich ist, kann man bezweifeln. Insofern ist es völlig richtig, noch auf ein anderes Lernmanagementsystem auszuweichen."

Auch Stefanie Remlinger, in der Grünen-Fraktion Expertin für das Thema Digitalisierung der Schulen, hält es für vernünftig, itslearning dazuzunehmen. "Die Not ist groß", sagte Remlinger mit Blick auf den holprigen Lernraum-Start nach den Ferien. Es sei aber wichtig, den Lernraum Berlin nicht still und heimlich zu beerdigen, sondern weiter auszubauen.

"Ich kann mir vorstellen, dass wir perspektivisch verschiedene Angebote haben, aber wir sind noch nicht weit genug, die Entscheidung zu treffen, wir verzichten auf dieses oder jenes", sagte Remlinger. Sie sei dafür, den Lernraum weiterzuentwickeln. "Wenn er erfolgreich sein soll, muss er wachsen, auch qualitativ. Und dann müssen wir immer wieder gucken, ob er mithalten kann."

Der Lernraum ist Klesmann zufolge in den Wochen nach dem ersten Lockdown im Frühjahr schnell ausgebaut worden. Bis Dezember sei die Zahl der Nutzer erheblich gestiegen. "Am ersten Tag des zweiten Lockdowns kurz vor Weihnachten zeigten sich aber dann die Wachstumsschmerzen überdeutlich: Der Lernraum war für einen Tag schwer erreichbar", sagte Klesmann.

Die hohe Zahl zusätzlicher Nutzer hätten eine sehr viel höhere Rechnerleistung notwendig gemacht. Außerdem sei die Software nicht frei von Fehlern gewesen. Seit Mitte Dezember arbeitet die Bildungsverwaltung mit zusätzlichen externen Dienstleistern zusammen, die schon über Weihnachten und Silvester versucht hätten, die Open-Source-Software zu verbessern. Weiterhin werde nun parallel zum Routinebetrieb an einer schlankeren Neustrukturierung des Lernraum-Programms gearbeitet.

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