Berufseinstieg:Bachelor - das Zeugnis für die besseren Praktikanten?

Wer sein Studium mit dem Bachelor abschließt, schreibt sich meist sofort für den Master ein - aus Angst, sonst keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Völlig unbegründet, sagte eine neue Studie.

Haben sie nun eine Chance auf dem Arbeitsmarkt - oder enden sie als bessere Praktikanten? Die meisten Bachelor-Absolventen wollen ihre Ausbildung anschließend in einem weiterführenden Masterstudiengang fortsetzen, um sicher zu gehen, dass sie Chancen auf einen guten Job haben. Das ist gar nicht unbedingt nötig, besagt eine neue Studie. Bei Unternehmen sei der Abschluss anerkannt, und Absolventen seien im Beruf zufrieden.

Hörsaal Universität Köln

Weiter studieren oder arbeiten? Eine neue Studie besagt, dass Absolventen auch mit dem Bachelor gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.

(Foto: dpa)

Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, die in Berlin vorgestellt wurde. Nach einem Jahr im Beruf äußerte sich die Mehrzahl der Absoventen demnach positiv über Vergütung, Aufgabenbereich und Karrieremöglichkeiten. Übergangsjobs, Praktika oder Arbeitslosigkeit nach dem Abschluss seien selten.

"Der Bachelor wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit", sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) anlässlich der Vorstellung der Studie. "Die jungen, gut ausgebildeten Absolventen sind für die Unternehmen attraktiv und bekommen vernünftige Perspektiven", betont sie.

Inhaltlich gibt es weiterhin Kritik von Bachelor-Absolventen. Sie bemängeln den Befragungen zufolge, dass viele Hochschulen die Einführung der aufeinander aufbauenden Bachelor- und Masterabschlüsse nicht zu einer grundlegenden Modernisierung der Studieninhalte genutzt haben. Zudem beklagen Studierende und Unternehmen übereinstimmend fehlenden Praxisbezug und Stoffüberfrachtung in den Studiengängen. Schavan sagte, notwendig seien weitere Verbesserung - vor allem bei der Hochschullehre.

Bislang nimmt nur ein Viertel der Universitäts-Absolventen und die Hälfte der Fachhochschul-Absolventen nach dem Bachelor direkt eine Berufstätigkeit auf. Ein wichtiger Grund dafür sei,"dass man den Chancen eines Bachelors auf dem Arbeitsmarkt noch nicht ganz traut", sagte Christoph Heine vom HIS-Institut.

Wer erhlält das höchste Einstiegsgehalt?

"Eine Angst, dass man keinen Arbeitsplatz findet, ist völlig unbegründet", sagte jedoch der Präsident des Stifterverbandes, Arend Oetker. In zwei Dritteln der Unternehmen erhalten demnach Bachelor-Absolventen das gleiche Einstiegsgehalt wie Absolventen alter Abschlüsse etwa mit Diplom.

Das höchste Einstiegsgehalt erzielten Bachelor-Ingenieure der Fachhochschulen mit knapp 38.000 Euro, das geringste Universitäts-Absolventen der Sprach- und Kulturwissenschaften mit knapp 25.000 Euro. Aus der Stifterverbandstudie geht aber auch hervor, dass die große Mehrheit der Personalverantwortlichen in Unternehmen, die Akademiker beschäftigen, generell Nachbesserungsbedarf bei den Bachelor-Studiengängen sieht. Am häufigsten wünschten sich diese Unternehmen einen höheren Praxisbezug der Lehrinhalte (76 Prozent) sowie eine bessere Vermittlung sozialer und kommunikativer Kompetenzen.

Die Studie wurde vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft Köln und dem HIS-Institut für Hochschulforschung erstellt und vom Bildungsministerium gefördert.

Dafür wurden 10.000 Studenten und Absolventen sowie 1500 Unternehmen befragt. Nach den Worten von Stifterverbands-Präsident Oetker lässt die Studie "den vorsichtigen Schluss zu, dass der Bachelor am Arbeitsmarkt angekommen ist".

Die Einführung der internationalen Abschlüsse wurde 1999 auf einer Hochschulkonferenz in Bologna beschlossen. Schavan hat für diesen Freitag deutsche Hochschulen und Studentenvertreter zu einer zweiten "Nationalen Bologna-Konferenz" eingeladen.

Der Freie Zusammenschluss von Studentenschaften mahnte, unter den Hochschülern gebe es nach wie vor eine große Verunsicherung im neuen System. "Und die ist nicht einfach wegzudiskutieren", sagte Vorstandsmitglied Juliane Knörr. Der große Ansturm der Bachelor-Absolventen stehe noch aus. Ob das neue System funktioniere, werde sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Die aktuellen Ergebnisse dürften deshalb nicht überbewertet werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: