Süddeutsche Zeitung

Berufsbildungsbericht:Beste Aussichten für Azubis

Schon lange waren die Ausbildungsplatz-Chancen für Schulabgänger nicht mehr so gut wie im Moment. Einige Branchen tun sich dennoch schwer, freie Lehrstellen zu besetzen.

Es ist mehr als ein Lichtblick: Beflügelt von der guten Konjunktur, rückläufigen Schulabgängerzahlen und anhaltender Ausbildungsbereitschaft der Wirtschaft hat sich der Lehrstellenmarkt 2011 weiter entspannt. In einigen Branchen mit eher unattraktiven Arbeitsbedingungen wie der Gastronomie und dem Lebensmittelgewerbe sowie in bestimmten Regionen Deutschlands gab es sogar mehr freie Ausbildungsplätze als Bewerber.

Die unter dem Strich recht positive Entwicklung ist dem Berufsbildungsbericht zu entnehmen, den das Bundeskabinett am Mittwoch in Berlin billigte. Danach ging auch die Zahl der jungen Menschen zurück, die nach dem Schulabschluss keine Lehrstelle fanden und deshalb in eine sogenannte Warteschleife des Übergangssystems vermittelt wurden.

Laut Bericht befanden sich im vergangenen Jahr erstmals weniger als 300 000 lehrstellensuchende Jugendliche in diesen Qualifizierungsmaßnahmen. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Rückgang um 25.719 oder acht Prozent, im Vergleich zu 2005 sogar um fast 30 Prozent. Die Zahl der insgesamt neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stieg im vergangenen Jahr um 1,8 Prozent auf 570.140.

Während es bei der betrieblichen Ausbildung ein deutliches Plus von 20 729 oder vier Prozent gab, wurde die Zahl der außerbetrieblichen Ausbildungsplätze laut Bericht "bewusst zurückgefahren": Um ein Viertel oder 10.549 auf 30.494 Ausbildungsverträge. Zugleich blieben im letzten Jahr fast 30.000 Ausbildungsstellen in Unternehmen frei.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kritisierte, das positive Bild vom Lehrstellenmarkt treffe keinesfalls für das Lebensmittelhandwerk und das Gastgewerbe zu. In der Gastronomie sei die Zahl der Auszubildenden in den vergangenen fünf Jahren um fast 30.000 auf 77.000 gesunken - und "fast jeder zweite Azubi beendet seine Ausbildung zum Koch, zur Köchin oder zur Restaurantfachkraft vorzeitig", sagte NGG-Vize Michaela Rosenberger. Ihre Gründe: niedrige Ausbildungsvergütungen, unregelmäßige Arbeitszeiten, Überstunden sowie Niedriglöhne.

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dpa/wolf/mri
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