Versicherungen für Auslandsaufenthalte:Im Ausland hoffentlich versichert

Work and Traveller - individuelle Working Holidays

Ob Abiturienten nach der Schule eine Auszeit einlegen, hängt nicht von der Länge der Gymnasialzeit ab.

(Foto: WAT)
  • Wer einen längeren Auslandsaufenthalt geplant, sollte sich rechtzeitig über die nötigen Versicherungen und ihre Bedingungen informieren.
  • "Wer im Ausland einen Unfall hat oder ernstlich krank wird und keinen zusätzlichen Auslandkrankenschutz abgeschlossen hat, riskiert im schlimmsten Fall den finanziellen Ruin", sagt ein Experte.
  • Die Zahl der jungen Menschen, die für mehrere Monate ins Ausland gehen, ist seit 2002 deutlich gestiegen. Derzeit befinden sich etwa 18 000 junge Deutsche im Ausland, die meisten in den USA und Kanada.

Von Nina Nöthling, Köln

Maria Niemeyer (Name geändert) ist seit drei Monaten Austauschstudentin in den USA. Mit ihren neuen Freunden nutzt sie das schöne Wetter und spielt auf dem Sportplatz der Universität Volleyball. Plötzlich liegt sie am Boden und hält sich den Fuß. Diagnose: schwere Dehnung der Innen- und Außenbänder. Sechs Wochen lang muss sie mit Krücken gehen, dreimal die Woche steht Krankengymnastik an.

Die private Auslandskrankenversicherung übernimmt die Kosten für die Erstbehandlung problemlos, beim ersten Termin bei der Krankengymnastik tauchen aber Schwierigkeiten auf. Die Versicherung möchte, dass Maria in Vorkasse geht, doch Krankengymnastik in den USA ist teuer. Für die junge Frau kostet die Behandlung um die 10 000 Dollar, so viel Geld hat sie nicht. Also reduziert sie die Therapie auf das Nötigste. Glücklicherweise bekommt sie von einem befreundeten Arzt eine Spezialschiene, der Fuß verheilt komplett.

Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, sich über die nötigen Versicherungen und ihre Bedingungen zu informieren, wenn ein längerer Auslandsaufenthalt geplant ist. Viele Versicherer haben zwar mit Krankenhäusern Verträge abgeschlossen und bezahlen die Rechnung direkt, ohne dass der Patient in Vorleistung treten muss. Junge Reisende sollten jedoch wissen, dass in vielen Fällen Vorkasse für eine medizinische Behandlung unumgänglich ist.

Wider den finanziellen Ruin

Die Zahl der jungen Menschen, die für mehrere Monate ins Ausland gehen, ist seit 2002 deutlich gestiegen. Derzeit befinden sich etwa 18 000 junge Deutsche im Ausland, die meisten in den USA und Kanada. Damit die Reise erfolgreich wird, bedarf es guter Vorbereitung.

Besonders wichtig ist es, sich um die Krankenversicherung zu kümmern. Im europäischen Ausland greifen in der Regel zwar sowohl gesetzliche als auch private Krankenversicherungspolicen. Doch oft besteht nur Anspruch auf medizinisch notwendige Leistungen des öffentlichen Gesundheitswesens im Land - zu denselben Bedingungen und Kosten wie für die Einheimischen. Kassenpatienten, die in die USA reisen, können von ihrem Anbieter überhaupt keinen Schutz erwarten. "Wer im Ausland einen Unfall hat oder ernstlich krank wird und keinen zusätzlichen Auslandkrankenschutz abgeschlossen hat, riskiert im schlimmsten Fall den finanziellen Ruin", sagt ein ADAC-Sprecher.

"Nicht alle Policen sind weltweit gültig"

Der ADAC ist ein großer Anbieter von privaten Auslandskrankenversicherungen und betreute nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr fast 52 000 kranke oder verletzte Reisende. Für jeden Vierten hat der Autoclub einen Rücktransport organisiert. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen für so einen Rücktransport gar nicht. Wer ihn benötigt und nicht privat versichert ist, bleibt auf den Kosten sitzen. Ein Transport aus Ägypten kostet bis zu 45 000 Euro, aus Australien sogar bis zu 130 000 Euro. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass der private Auslandskrankenversicherer einen Rücktransport bereits zahlt, wenn er medizinisch sinnvoll ist - also und nicht erst dann, wenn er medizinisch notwendig ist. Ob ein Rücktransport medizinisch angezeigt ist, entscheidet das Krankenhaus vor Ort.

Entscheidend ist, eine Langzeit-Police zu kaufen und nicht eine Urlaubspolice.

Die Krankenkasse in Deutschland muss parallel weiter bezahlt werden

Künftige Austauschstudenten, Au-pairs und Freiwilligendienstler sollten unbedingt das tatsächliche Abreise- und Ankunftsdatum angeben. Sich etwas Geld zu sparen, indem man ein paar Tage weniger in den Versicherungsschein schreibt, sei wenig sinnvoll, warnt der ADAC-Sprecher. Denn dann besteht für diese Zeit kein Schutz. Für junge Leute, die die Dauer ihres Aufenthaltes noch nicht genau kennen, gebe es monatlich abrechenbare Tarife, sagt Petra Dienst vom Versicherungsmakler Dr. Walter. Weiterhin sollte man die Versicherung vor Antritt der Reise abschließen. Einige Länder wie die USA haben strenge Auflagen, wie hoch der Versicherungsschutz sein muss. Erfüllt die eigene Auslandkrankenversicherung diese Vorgaben nicht, kann das Visum abgelehnt werden.

Während des Auslandsaufenthalts müssen gesetzlich versicherte Studenten allerdings weiter Kassenbeiträge bezahlen. Sie können die Versicherung nicht kündigen, um Geld zu sparen. "Wenn in Deutschland eine Pflichtversicherungspflicht vorliegt, muss derjenige auch bei einem längeren Auslandsaufenthalt Beiträge zahlen", sagt eine Sprecherin des GKV-Spitzenverbands. Das gelte für eingeschriebene versicherungspflichtige Studenten genauso wie für Rentner, die länger auf Reisen sind.

Fragen vorher mit dem Versicherer klären

Neben der Krankenversicherung ist die private Haftpflicht ein absolutes Muss für Weltenbummler. "Nicht alle Policen sind weltweit gültig", warnt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Zudem gebe es für viele Verträge eine Befristung mit einer Dauer von drei bis sechs Monaten. "Junge Leute sollten vorher mit ihrem Versicherer abklären, inwieweit ihr bestehender Vertrag die Risiken abdeckt und ob es möglicherweise sinnvoll ist, den Schutz aufzustocken", sagt sie. Reisende in die USA müssten womöglich auch mit höheren Prämien rechnen, weil dort häufiger geklagt wird und die Gerichte Geschädigten höhere Schadensersatzsummen zusprechen.

Wer mit einer Organisation ins Ausland reist, sollte sich dort erkundigen, ob sie den Versicherungsschutz stellt. Beim Austauschveranstalter AFS beispielsweise, sind Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung bereits inklusive, sagt ein Sprecher der Organisation. "Das gilt aber nur für Freiwilligendienstler, die über 18 Jahre alt sind. Bei unserem Schüleraustausch ist die Haftpflichtversicherung nicht mit dabei."

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