Aus für Studiengebühren:Experiment gescheitert

Niedersachsen hat sich als letztes Bundesland von den Studiengebühren verabschiedet. Doch die Abschaffung hat meist nichts mit Einsicht zu tun.

Ein Kommentar von Marlene Weiß

Ganze acht Jahre: So lange haben die Länder gebraucht, um sich einmal im Kreis zu drehen. Sieben Länder führten Studiengebühren ein, nachdem das Bundesverfassungsgericht es 2005 grundsätzlich erlaubte; am Dienstag stimmte der niedersächsische Landtag als letzter dafür, die Gebühren abzuschaffen. Das Experiment Studiengebühren ist vorerst gescheitert.

Nun gehört es zum Alltag in der Wissenschaft, dass man etwas ausprobiert und es im Lichte neuer Erkenntnisse verwirft. Nur: Es gibt gar keine neuen Erkenntnisse, trotz erbitterter Diskussionen, in denen sich beide Seiten die Schuld am bevorstehenden Untergang des Abendlandes zuschoben, mindestens.

Es ist nicht erwiesen, dass die Gebühren Menschen aus bildungsfernen Schichten vom Studium abschrecken. So gesehen wirkt die Abschaffung, ermöglicht meist nicht durch Einsicht, sondern durch Regierungswechsel, etwas willkürlich.

Schlampiger Versuchsaufbau

Aber die Befürworter stehen nicht besser da: Kein Land hat ernsthaft versucht, die Gebühren sozial abzufedern und sicherzustellen, dass sich die Qualität der Lehre an den Hochschulen merklich verbessert. Auch darum war das Instrument so unpopulär.

Ein so schlampiger Versuchsaufbau musste in sich zusammenbrechen. Das Ergebnis? Bildung ist immer noch ungerecht verteilt, Hochschulen sind immer noch unterfinanziert. Und gewonnen ist nichts, für niemanden.

© SZ vom 11.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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