Wer Menschen beibringen will, besser zu lesen und zu schreiben, braucht spezielle Kenntnisse. Dieses Know-how wird den Studenten an der Pädagogischen Hochschule im baden-württembergischen Weingarten vermittelt. Cordula Löffler leitet den berufsbegleitenden Master-Studiengang "Alphabetisierung und Grundbildung".
SZ: Wie kann es sein, dass so viele Leute die Schule verlassen, und nicht richtig lesen und schreiben können?
Löffler: Es ist leider so, dass relativ wenige Stunden zur Förderung zur Verfügung stehen; und dass die meisten Lehrer für die spezielle Förderung nicht ausgebildet sind. Grundschullehrer, die heute die Uni verlassen, sind zwar gut vorbereitet. Es gibt Pflichtveranstaltungen für Schriftspracherwerb sowie für Diagnose und Förderung. Aber wenn Kinder mit Schwierigkeiten in die Sekundarstufe kommen, kann ihnen kaum noch geholfen werden.
Aber es muss doch auffallen, dass einer nicht lesen und schreiben kann?
Man kann sich durchmogeln - besonders dann, wenn so unterrichtet wird wie früher, wenn Diktate vorher geübt werden. Die kann man auswendig lernen. In einem modernen Unterricht werden ungelernte Wörter geschrieben. So sieht man, wie die Schüler Wörter konstruieren.
Sind denn auch Lehrer unter Ihren Studenten?
Ja. Es sind Sozialarbeiter oder Sozialpädagogen darunter, außerdem Menschen, die in der Erwachsenenbildung arbeiten mit unterschiedlichen Studienvoraussetzungen, aber auch Lehrer, die gesehen haben, dass sie ihren Schülern nicht mehr gerecht werden können.
Wie können Ihre Studierenden Beruf und Studium vereinbaren?
Das ist natürlich eine Belastung, aber es funktioniert, denn Präsenzveranstaltungen finden in der Regel nur von Freitagmittag bis Samstagabend statt.
Müsste man Grundbildung nicht bereits ins Lehramtsstudi um integrieren?
Doch, aber dadurch würde sich die Studiendauer um mindestens ein Semester verlängern. Das kriegen sie nicht durch. Für die Studenten wäre es ein zu großer Zeitaufwand, und die Länder machen nicht mit, weil es Geld kosten würde.
Haben Sie einen Alternativvorschlag?
Zumindest jede große Schule müsste über einen Fachmann verfügen, der als Multiplikator dient.