Allensbach-Studie:Das größte Problem der Lehrer sind ihre Schüler

Die meisten Lehrer haben Spaß an ihrem Job. Eigentlich. Allerdings: Die Arbeit ist in den vergangenen Jahren schwieriger geworden, genauso wie die Schüler und deren Eltern. Und: Mit zunehmenden Berufsjahren verschwindet die Euphorie.

Eine deutliche Mehrheit der Lehrer hat Spaß am Job - trotz zunehmender Belastungen bei der Arbeit, größeren Klassen und zunehmend schlechten Verhaltens der Schüler. Laut einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Allensbach-Studie bereitet 71 Prozent der Pädagogen ihre Arbeit Freude, jeder zweite (52 Prozent) hält den Beruf sogar für attraktiv.

Dennoch: Fast 40 Prozent der Lehrer fordern eine "Erschwernis-Zulage" an Brennpunkt-Schulen. Die Hälfte der Befragten (49 Prozent) sagte, dass der Unterricht und Umgang mit den Schülern in den vergangenen fünf bis zehn Jahren anstrengender geworden sei. Ein Drittel der Lehrer (33 Prozent) sieht sich zunehmend hohen psychischen Belastungen ausgesetzt.

Speziell ältere Lehrerinnen und Lehrer und jene mit der größten Berufserfahrung schätzen ihren Beruf weniger attraktiv ein als ihre jüngeren und unerfahrenen Kollegen. So halten nur noch knapp 41 Prozent der Lehrer ab 55 Jahren sowie knapp 46 Prozent der seit mindestens zwanzig Jahren im Schuldienst stehenden Lehrer ihren Beruf für attraktiv. Je jünger die Lehrer, um so interessanter finden sie ihren Job.

Auch die Einschätzung, dass das Unterrichten in den vergangenen Jahren schwieriger geworden sei, wird von Lehrern in der Altersgruppe ab 55 Jahre (70 Prozent) sowie von jenen mit mindestens 20 Jahren Berufserfahrung (63 Prozent) überdurchschnittlich oft geteilt. Gleiches gilt für Lehrerinnen und Lehrer an Haupt- und Realschulen (62 Prozent).

Ein Drittel der Befragten kritisiert, dass die Pädagogen immer mehr Aufgaben des Elternhauses übernehmen müssten und zudem der Umgang mit den Eltern schwieriger werde (28 Prozent). Über zu wenig Anerkennung klagen 28 Prozent der Pädagogen.

Jeder zweite Lehrer ist davon überzeugt, dass das Unterrichten im Lauf der vergangenen fünf bis zehn Jahre deutlich schwieriger geworden sei, was hauptsächlich am Verhalten der Schüler liege. Die Pädagogen kritisieren insbesondere fehlende Disziplin und Motivation, Respektlosigkeit, Missachtung von Regeln und mangelnde Konzentrationsfähigkeit oder allgemeine Erziehungsdefizite bei ihren Schülern. Besonders oft wird dies von Haupt- und Realschullehrern betont (55 Prozent), deutlich seltener hingegen von Gymnasiallehrern (34 Prozent).

Jeder zweite Lehrer sagte zudem aus, dass das Lehramtsstudium nur unzureichend auf die Praxis vorbereite. Über die Hälfte der Befragten (54 Prozent) beurteilte die Bildungspolitik seines Bundeslandes als weniger bis gar nicht gut. Reformbedarf sehen die Pädagogen vor allem bei den zu großen Klassen und dem hohen Unterrichtsausfall.

Die Studie mit dem Titel "Lehre(r) in Zeiten der Bildungspanik: Eine Studie zum Prestige des Lehrerberufs und zur Situation an den Schulen in Deutschland" hat das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Vodafone-Stiftung Deutschland durchgeführt. Neben einem repräsentativen Querschnitt von Lehrerinnen und Lehrern an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland wurden dafür insgesamt 2096 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählte Personen ab 16 Jahren befragt, darunter auch 382 Eltern schulpflichtiger Kinder.

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