In diesen beispiellosen Wochen erlebt man in der Politik auch die Wiederkehr eines Mottos, das es in der Autobranche vor mehr als zwanzig Jahren gab. Ein Hersteller warb damals mit dem Slogan: "Ford. Die tun was." Aus dem Abitur-Desaster, das die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien nun losgetreten hat, kann man eine, eigentlich recht banale Lehre ziehen: Es kommt nicht darauf an, dass man was tut, sondern was genau man tut.
Das Beste an ihrer Ankündigung vom Dienstag, in diesem Jahr auf alle Abschlussprüfungen an den Schulen zu verzichten, war, dass sie am Mittwoch wieder zurückgenommen wurde. Sie entsprang dem Missverständnis, Föderalismus bedeute, dass jeder machen darf, was man gerade für richtig hält. Um zu erörtern, wie absurd dies ist, braucht man nicht die Länge eines Abituraufsatzes, dafür reichen fünf Zeilen: Entweder hätten die anderen Länder nachziehen müssen, oder ein schleswig-holsteinisches Zeugnis aus diesem Jahr wäre ein wertloses Stück Papier gewesen.
Wie konnte die Landesregierung in Kiel nur auf eine solche Idee kommen? Sollte ihre Devise gewesen sein: von Söder lernen, heißt siegen lernen, so sei ihr gesagt: Von derartigen Soli profitiert auch dieser allenfalls kurzfristig. Langfristig haben alle den Schaden.