Schule:Niedersachsen treibt Digitalisierung der Schulen voran

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  • Die niedersächsische Landesregierung legt einen Fahrplan zur Digitalisierung vor. Ein Schwerpunkt: Investitionen in die Schulen.
  • Dort sollen private digitale Endgeräte als Lernmittel anerkannt und damit Pflichtausstattung für die Schüler werden.
  • Die Kosten sollen allerdings in der Regel die Eltern tragen - das kritisiert nicht nur die Opposition.

Von 2019 an soll bundesweit der Digitalpakt greifen. Der Bund will die Kommunen dann über einen Zeitraum von fünf Jahren mit insgesamt fünf Milliarden Euro bei der Digitalisierung der Schulen unterstützen. Niedersachsen dauert das offenbar zu lange, jedenfalls hat das Kabinett am Dienstag einen eigenen Fahrplan zur Digitalisierung gebilligt. Ein Kernpunkt: Tablets und Smartphones in der Schule.

Die Landesregierung plant, digitale Endgeräte bis spätestens 2021 als Lernmittel in den Schulen anzuerkennen. Dies würde bedeuten, dass sie für die Schüler zur Pflichtausstattung werden. "Ich gehe davon aus, dass Smartphones und Tablets ganz natürlicher Bestandteil des Unterrichts von morgen sein werden", sagte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). Nach seinen Angaben haben Schätzungen zufolge bereits heute 80 bis 90 Prozent der Schüler eigene Endgeräte. Zudem könnten Smartphones oder Tablets künftig auch andere Geräte ersetzen, deren Anschaffung heute in den Schulen Pflicht sei, wie etwa der grafikfähige Taschenrechner.

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Der Plan sieht vor, dass ein "Unterstützungssystem für finanzschwache Eltern bzw. Nutzerinnen und Nutzer" entwickelt werden soll. Kritik an den Plänen gibt es dennoch. "Dieses Vorhaben sieht der Landeselternrat sehr kritisch", sagte Mike Finke, Vorsitzender des Landeselternrats Niedersachsen. "Die Gesamtkosten haben jetzt ein Maß erreicht, wo es nicht mehr weiter ansteigen darf", forderte er. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) übte Kritik. "Damit würden Normal- und Geringverdiener finanziell besonders belastet, was die GEW entschieden ablehnt", sagte die Landesvorsitzende Laura Pooth. Andere Eltern blieben damit allein, die Neuanschaffungs- und Reparaturkosten zu schultern. Besonders bei mehreren Kindern ist das schwierig.

Gerade jetzt zu Schuljahresbeginn hätten Eltern von Schulkindern hohe Kosten, sagte Julia Willie Hamburg, schulpolitische Sprecherin der Grünen. "Vor diesem Hintergrund finde ich den Vorstoß von Wirtschaftsminister Althusmann geradezu zynisch, Tablets oder Laptops für die Schüler zu fordern, aber dann sollen es bitteschön die Eltern zahlen", betonte sie. "Das klingt nach Sparplan, statt Masterplan." Ähnliche Kritik kam von der FDP. Fraktionschef Jörg Bode sprach von einem "Desasterplan".

Wenn Schüler ihr eigenes digitales Endgerät im Unterricht einsetzen können, müsste eben keine neue Hardware angeschafft werden, betonte dagegen bereits am vergangenen Freitag Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Weit über 90 Prozent der 12- bis 19-Jährigen hätten ein eigenes Smartphone oder ein anderes digitales Endgerät, diese sollten perspektivisch auch im Unterricht eingesetzt werden können. Eine digitale Zweiklassengesellschaft werde es nicht geben, versicherte Tonne.

Althusmann sagte, dass Kultusministerium werde im Verlauf der kommenden zwei Schuljahre eine Konzeption für die Anwendung der Tablets und Smartphones vorlegen. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte bemängelte, außer den technischen Voraussetzungen müssten auch die praktischen gegeben sein. Dazu gehöre, dass es für diesen Bereich genügend ausgebildete Lehrkräfte gebe.

© SZ.de/mkoh/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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