Exzellenzuniversitäten:In der Holzklasse

Die Entscheidung, wer sich "Exzellenzuni" nennen darf, ist gefallen. Oppositions­politiker befürchten eine Zweiteilung der Hochschul­landschaft.

TU Dresden bleibt 'Exzellenzuniversität'

Nur an der TU Dresden durfte gejubelt werden, ansonsten sieht es in Deutschlands Osten düster aus.

(Foto: Robert Michael/dpa)

In zehn deutschen Universitätsstädten konnte am Freitag gejubelt werden: Aachen, Berlin, Bonn, Dresden, Hamburg, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz, München, Tübingen sind oder bleiben Städte mit "Elite-Unis". Ein Gremium aus Wissenschaft und Politik kürte in Bonn die Hochschulen, die künftig den Titel "Exzellenzuniversität" tragen dürfen und sich auf zusätzliche Finanzmittel freuen können. Enttäuschung herrschte in Köln, dessen Universität den Exzellenzstatus verliert. Und auch der Osten Deutschlands haderte mit der Entscheidung.

Der Sprecher der ostdeutschen SPD-Bundestagsabgeordneten, Frank Junge, hält es zwar grundsätzlich für richtig, dass Leuchttürme in der Hochschullandschaft gefördert würden. Er bemängelt dabei aber eine "Bevorzugung ohnehin schon begünstigter Standorte". Aus seiner Sicht werde das Bildungssystem damit deutlich ungleicher und elitärer. Der forschungspolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring, fordert, dass neben den "Exzellenzunis" die anderen Hochschulen nicht vernachlässigt werden. "Eine dauerhaft zweigeteilte Hochschullandschaft mit exklusiver erster Klasse und unbequemer Holzklasse würde mehr schaden als nutzen", sagte er.

Auch der FDP-Bildungspolitiker Thomas Sattelberger spricht vom "Problem des abgehängten Ostens", weil in Ostdeutschland mit der TU Dresden nur eine Universität den Titel bekommen hat. Die Anstrengungen der Bundesregierung in der Forschungsförderung reichen seiner Ansicht nach außerdem nicht aus: Unter den Top-50-Universitäten der Welt seien regelmäßig nur drei deutsche. "Die Bundesregierung muss endlich ranklotzen, damit es mehr international relevante Spitzenunis in Deutschland gibt."

In den ausgewählten Hochschulen war die Freude groß. An der TU Dresden brach im Festsaal kollektiver Jubel aus. Michael Hoch, Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die ebenfalls zu den Gewinnern zählt, sagte in einer ersten Reaktion: "Der heutige Tag ist ein Meilenstein in der 200-jährigen Geschichte unserer Universität." Große Enttäuschung herrschte hingegen in Köln. "Wir sind niedergeschmettert", sagte Patrick Honecker, Sprecher der Universität, dem Kölner Stadt-Anzeiger. Die Kölner Hochschule hatte den Exzellenzstatus seit 2012 inne. Der Verlust bedeute auch einen Schaden für die Reputation. "Es macht uns ein Stück weit unsichtbarer", sagte Honecker. "Wir gehören aber immer noch zu den Top 20."

Martina Brockmeier, die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, hatte bei der Verkündung der Auserwählten allen 19 Bewerbern, die es in die letzte Runde geschafft hatten, den "allergrößten Respekt" gezollt. Es sei ein "enormer Kraftakt" gewesen, sagte Brockmeier. Sie denke aber, der Aufwand habe sich für alle gelohnt. Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, betonte, sie hätten sich in einem "sehr rigiden wissenschaftlichen Wettbewerb durchgesetzt".

Gestartet wurde der Exzellenzwettbewerb vor mehr als zehn Jahren, auch um das Image der deutschen Unis aufzupolieren. Inzwischen gab es mehrere Runden. Der Exzellenzstatus wurde den Hochschulen dabei jeweils befristet verliehen. Das ändert sich jetzt. Die gekürten Hochschulen können den Titel dauerhaft tragen, müssen aber alle sieben Jahre nachweisen, dass sie die entsprechenden Förderbedingungen noch erfüllen.

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