"Zwölf Stämme":Polizeieinsatz bei umstrittener Sekte

Nach Prügelvorwürfen ist die Glaubensgemeinschaft in die Kritik geraten, nun ist erneut die Polizei bei den "Zwölf Stämme" angerückt. Die Beamten wollten zwei Mädchen abholen, die bereits vor einigen Monaten aus Jugendheimen geflohen waren.

Bei der umstrittenen Sekte "Zwölf Stämme" hat es am Dienstag erneut einen Polizeieinsatz gegeben. Wie das Landratsamt in Donauwörth mitteilte, wollten die Beamten zwei Mädchen abholen. Sie waren bereits im Februar und März aus zwei Jugendheimen geflohen. Die elf und zwölf Jahre alten Kinder seien bei dem Einsatz allerdings nicht gefunden worden.

Im September 2013 hatte die Polizei etwa 40 Kinder aus den Gemeinschaften der "Zwölf Stämme" im schwäbischen Klosterzimmern bei Deiningen und in Wörnitz in Mittelfranken geholt. Grund dafür waren Prügelvorwürfe. Seitdem gab es zahlreiche Verfahren bei den Familiengerichten in Nördlingen und Ansbach. Viele Eltern wehrten sich gegen die Unterbringung ihrer Kinder in Pflegefamilien und Heimen. Wegen des Vorgehens der Behörden sollen mehrere Eltern der Glaubensgemeinschaft inzwischen mit ihren Kindern nach Österreich gezogen sein.

Glaubensgemeinschaft "Zwölf Stämme"
:Sekte stellt Strafanzeige gegen Behörden

Sechs Monate nach einer spektakulären Razzia schlagen die "Zwölf Stämme" zurück: Sie werfen der Polizei und dem Jugendamt Rechtsbruch vor. Mehrere Kinder seien ohne richterlichen Beschluss festgehalten worden.

Von Stefan Mayr

Im Fall der beiden verschwundenen Mädchen will das Jugendamt nun das weitere Vorgehen beraten. Ein Psychologe hatte es in einem Gerichtsgutachten abgelehnt, die Kinder weiterhin bei den Eltern zu lassen.

Die "Zwölf Stämme" sorgen seit Jahren für Schlagzeilen, nicht nur weil sie ihre Kinder züchtigen sollen. Eltern aus der Sekte hatten sich auch geweigert, ihre Mädchen und Buben in staatliche Schulen zu schicken. Mehrere Jahre lang wurde der Sekte daher vom bayerischen Kultusministerium der Betrieb einer eigenen Schule gestattet, diese Erlaubnis gibt es aber nicht mehr.

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