Zwei Jahre nach Angriff auf Dompteur:Treue zum Tiger

Vor zwei Jahren bissen drei Tiger ihren Dompteur fast tot. Den Angriff hat Christian Walliser in einem Buch verarbeitet, das er nun vorgestellt hat - im Rahmen einer Show mit den Tieren. Sein Lebenspartner kann vor lauter Nervosität kaum hinschauen.

Karoline Meta Beisel, Schrobenhausen

Keiner bleibt ruhig, wenn ihm ein Tiger ins Gesicht pinkelt, schon gar keine Kinder. Sie kreischen und quieken und springen von ihren Stühlen. Die drei Tiger hinter den Gitterstäben macht das nervös, sie schnauben und fauchen; auf Christian Walliser in seiner kobaltblauen Uniform achten sie überhaupt nicht mehr. Der Dompteur bleibt ruhig. Das muss er auch: Er darf den Tieren keine Schwäche zeigen.

Zwei Jahre nach Angriff auf Dompteur: Tigerdompteur Christian Walliser bei einem Auftritt im März 2009.

Tigerdompteur Christian Walliser bei einem Auftritt im März 2009.

Seinem Lebenspartner Jan fällt das nicht so leicht - er hält sich den Bauch, wischt sich den Schweiß von der Stirn und tritt von einem Fuß auf den anderen. Wenn es nach ihm ginge, würde Christian Walliser nie wieder mit Radja, India und Jaipur auftreten: Denn im Dezember 2009 hatten die Tiere ihren Dompteur fast totgebissen.

Christian Walliser hat darüber ein Buch geschrieben, am Donnerstag stellte er das Werk in Schrobenhausen bei Augsburg im Rahmen einer Show mit den Tieren vor.

Dass er als Titel für das Buch "Unter Tigern - Leben mit Biss" gewählt hat, ist wohl kein Zeichen für feinen Humor. Vielmehr hat der 29-Jährige anscheinend Distanz zwischen sich und das damalige Geschehen gebracht: "An den Angriff denke ich gar nicht mehr", sagt er heute.

Dabei müsste ihn sein Körper eigentlich jeden Tag daran erinnern, wie sich die drei sibirischen Tiger bei einer Show in Hagenbecks Tierpark in Hamburg auf ihn stürzten, ihm die linke Hand abbissen, den rechten Beckenkamm heraus- und ein Loch in den Schädel rissen: "Beim Haarewaschen kann ich die Stelle fühlen, an der ein Stück Schädelplatte fehlt." Auch die Hand, die ihm wieder angenäht wurde, kann er noch nicht wieder richtig benutzen.

Der Dompteur würde Radja, India und Jaipur trotzdem nie aufgeben, er glaubt nicht, dass ihn die Tiere damals töten wollten: "Sonst hätten sie versucht, mich Richtung Fressplatz zu schleifen", schreibt er in seinem Buch.

Schon als Kleinkind wollte er mit Tigern arbeiten, heute hat er mit elf Tieren die größte Gruppe Deutschlands. Dompteure verstehen sich als Artenschützer: "Wir müssen die Tiger vorführen, vom Staat bekommen wir keine Hilfe", sagt Jan Walliser. Von dem Unfall profitiert der Dompteur heute: "Vor dem Angriff kannte mich keiner, jetzt interessieren sich die Leute für mich."

Gerettet hat ihn damals sein heutiger Ehemann und Manager Jan Walliser, der die Tiere mit einem Feuerlöscher vertreiben konnte. Wenn Christian heute mit den Tigern auftritt, hat Jan acht kleine Feuerlöscher um den Käfig herum verteilt, obwohl der gerade mal einen Durchmesser von gut zehn Metern hat.

Nach dem Auftritt in Schrobenhausen ist auch Wallisers Verleger froh, dass trotz des Pinkelvorfalls diesmal alles gut gegangen ist: "Eigentlich hat er sie gar nicht unter Kontrolle, die Tiger."

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