Zusätzliche Erklärung:Überraschung im Wolbergs-Prozess

Von Andreas Glas, Regensburg

Wegen einer heiklen Äußerung des Bauunternehmers Volker Tretzel hat das Regensburger Landgericht einen zusätzlichen Verhandlungstag im Korruptionsprozess angeordnet. Zwar ist die Urteilsverkündung weiterhin für den kommenden Mittwoch geplant, doch wird es am Montag zunächst noch eine Erklärung des suspendierten Oberbürgermeisters Joachim Wolbergs (früher SPD) geben. Der Korruptionsprozess geht unter anderem der Frage nach, ob sich der OB im Gegenzug für hohe Parteispenden dafür eingesetzt hat, dass die Stadt ein lukratives Baugrundstück an Tretzels Firma verkaufte. Während seines Schlussworts am vergangenen Dienstag hatte Tretzel folgende Bemerkung gemacht: "Übrigens hat der Herr Wolbergs immer gesagt: Ihr müsst nicht so viel spenden, ihr kriegt das Grundstück sowieso." Der Satz könnte insofern bedeutsam sein, weil Volker Tretzel und Joachim Wolbergs in den 57 Prozesstagen zuvor stets bestritten hatten, im Zusammenhang mit den Parteispenden über konkrete Grundstücksgeschäfte gesprochen zu haben. Wie das Landgericht mitteilt, hat Wolbergs' Anwalt Peter Witting nun also darum gebeten, dem OB "eine weitere Sacheinlassung zu ermöglichen". Demnach gebe Tretzels Schlusswort laut Witting "zur Vermeidung von Fehlinterpretationen Anlass zu einer ergänzenden Erklärung". Dem Anliegen hat Richterin Elke Escher stattgegeben. Neben Wolbergs und Tretzel sind auch der frühere SPD-Rathausfraktionschef Norbert Hartl und Ex-Tretzel-Geschäftsführer Franz Wild angeklagt. Ihre Verteidiger haben kürzlich Freisprüche beantragt. Die Staatsanwaltschaft fordert dagegen mehrjährige Haftstrafen für Wolbergs, Tretzel und Wild sowie eine Bewährungsstrafe für Hartl.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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