Garmisch-Partenkirchen:Nach tödlichem Zugunglück - Kommunalpolitiker mit scharfer Kritik an Deutscher Bahn

Garmisch-Partenkirchen: Aufräumarbeiten nach dem Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen mit fünf Toten. Am 3. Juni war im Ortsteil Burgrain ein Regionalzug entgleist.

Aufräumarbeiten nach dem Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen mit fünf Toten. Am 3. Juni war im Ortsteil Burgrain ein Regionalzug entgleist.

(Foto: Uwe Lein)

In einem Brief bezeichnen Bürgermeister und Landrat den aktuellen Zustand der Zugstrecke als "Katastrophe" und fordern die Bahn zum Handeln auf.

Zwei Monate nach dem Zugunglück von Burgrain, bei dem fünf Menschen ums Leben gekommen sind und zahlreiche weitere verletzt wurden, haben Kommunalpolitiker aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen die Situation an der Bahnstrecke scharf kritisiert. Der bauliche und technische Zustand der Werdenfelsbahn sei "eine Katastrophe", schreiben die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Landrat Anton Speer (Freie Wähler) in einem Brief an die Deutsche Bahn.

Der Schienenersatzverkehr, der wegen der noch nicht sanierten Gleise an der Unfallstelle seit gut zwei Monaten fährt, sei chaotisch und wegen vieler Leerfahrten "ein ökologischer Wahnsinn", hießt es in dem am Mittwochabend veröffentlichen Brief der Bürgermeister. Die Kommunikation der Bahn sei so gut wie nicht vorhanden - und eine Verkehrswende im Landkreis so nicht erreichbar.

Die Bahn hatte kurz nach dem Unglück bei Burgrain unter anderem auch die Strecke von Garmisch-Partenkirchen nach Mittenwald komplett gesperrt. Die Zahl der sogenannten Langsamfahrstellen, die von allen Zügen aus Sicherheitsgründen nur mit reduzierter Geschwindigkeit passiert werden dürfen, hatte sich nach dem Zugunglück in ganz Süddeutschland plötzlich ungefähr verdoppelt. Der schlechte Zustand der Strecke bei Burgrain gilt vorerst als Hauptursache für das Unglück. Die Ermittlungen von Kriminalpolizei, Staatsanwaltschaft und verschiedenen Bahnspezialisten werden aber vermutlich noch längere Zeit andauern.

Es ist weiter unklar, wann wieder Züge von München nach Garmisch rollen werden

Die Bürgermeister im Landkreis Garmisch-Partenkirchen nehmen in ihrem Brief an die Bahn neben den Zugausfällen auf dem Unglücksabschnitt auch den Zustand der gesamten Strecke in den Blick. Es sei nicht nachvollziehbar, dass eine Bahnlinie, die als "Lebensader" für Pendler, Schüler und Gäste diene, nicht oder nicht regelmäßig bedient und auch nur stückweise saniert werde. "Es ist endlich an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen und nicht nur durch Lippenbekenntnisse zu versuchen, die Gemüter zu beruhigen", verlangten die Politiker und forderten die Bahn zum Handeln auf.

Auch mit Blick auf das neue Schuljahr müsse nun alles für einen sicheren, zuverlässigen und zukunftsorientierten Betrieb getan werden. Während die Bahn die Streckensperrung bis Mittenwald zuletzt bis Mitte August verlängert hat, ist noch immer vollkommen unklar, wann wieder Züge von München bis nach Garmisch-Partenkirchen rollen werden. Bis auf Weiteres enden alle Züge aus München in Murnau. Auch zur Schadenshöhe äußerte sich die Bahn bisher nicht.

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