Zugunglück bei Bad Aibling:Meridian - Fehlstart und Pannen

Das Unternehmen Meridian hat erst vor zwei Jahren sein Streckennetz in Oberbayern übernommen.

Die beiden verunglückten Züge werden von der Bayerischen Oberlandbahn GmbH (BOB) unter der Marke Meridian betrieben. Das private Eisenbahnverkehrsunternehmen ist erst seit Ende 2013 auf den Strecken von München nach Salzburg und Kufstein sowie über Holzkirchen nach Rosenheim unterwegs. Davor war der Personenverkehr von der Deutschen Bahn durchgeführt worden. Auf den drei Strecken kommen laut BOB 35 "hochmoderne, elektrische Triebzüge" des Berliner Herstellers Stadler zum Einsatz. Sie stammen aus der Fahrzeugfamilie Flirt - die Abkürzung steht für "Flinker Leichter Innovativer Regional-Triebzug". Züge diesen Typs sind in mehreren Ländern in Betrieb.

Meridian war Mitte Dezember vor zwei Jahren mit einem Fehlstart ans Netz gegangen: Es kam zu erheblichen Verspätungen, Zugausfällen und fehlenden Informationen der Fahrgäste. In den Zügen herrschte drangvolle Enge. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die für den Freistaat den Schienenverkehr im Freistaat bestellt, organisiert und kontrolliert, machte zwei Wochen nach Betriebsbeginn deutlich, dass sie mit Meridian "in hohem Maße unzufrieden" sei. Das Hauptproblem waren fehlende Züge. Bereits vor Betriebsbeginn hatte sich der Engpass abgezeichnet, da für einige Garnituren die Genehmigungen des Eisenbahnbundesamtes fehlten. Ende Dezember 2013 waren nach Angaben des damaligen BOB-Chefs zwar 16 der 28 bestellten sechsteiligen Flirts eingetroffen, aber nur zehn davon waren einsatzbereit. Die restlichen mussten erst nach und nach fahrbereit gemacht werden. Deshalb hatte sich die BOB etliche Fremdzüge ausgeliehen. Diese erwiesen sich aber als störfällig.

Doch auch jüngst gab es wieder Probleme. Erst Anfang Februar dieses Jahres hatten sich Verantwortliche von BOB, BEG und Stadler wegen gehäufter technischer Mängel zu einem Krisengespräch getroffen. Kurz zuvor hatte die Bayerische Oberlandbahn bekannt gegeben, dass zehn Züge wegen verschiedener technischer Störungen nicht einsatzfähig seien. Die BOB sicherte damals nach Zeitungsberichten zu, in München-Freimann einen zusätzlichen Reparatur-Punkt einzurichten. Bisher müssen Züge zur Regensburger Werkstatt gefahren werden.

Die Bayerische Oberlandbahn, die seit 1998 bereits die Strecken von München nach Bayrischzell, Bad Tölz/Lenggries und Tegernsee betreibt, ist Teil des französischen Verkehrskonzerns Transdev, der mit 83 000 Mitarbeitern in 20 Ländern tätig ist und 6,6 Milliarden Euro im Jahr umsetzt. Die Transdev GmbH in Deutschland beschäftigt mehr als 5000 Mitarbeiter bei einem Umsatz von knapp 850 Millionen Euro. Der Konzern gehört je zur Hälfte dem staatlichen französischen Finanzinstitut Caisse des Dépôts (CDC) und dem börsennotierten Konzern Veolia Environnement.

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